Schweden 2013

 





14.6.2013

Es ist Freitag und mein erster Urlaubstag. Tom ist noch arbeiten. Wir wollen wie immer am späten Nachmittag los. Es gibt für mich noch jede Menge zu tun. Irgendwie bin ich in diesem Jahr dienstlich so eingespannt, dass ich keine Zeit hatte die Vorräte einzukaufen und die Tour zu planen. Am Tag zuvor komme ich spät in der Nacht erst von einer Tagung zurück und bin echt froh endlich Urlaub
zu haben. Pünktlich schaffe ich alles. Der Wohnwagen ist mit Lebensmitteln bestückt und die Kleidung liegt in den Fächern, als Tom von Arbeit kommt. Ihm geht es jedoch nicht so gut. Er klagt über Ohrenschmerzen und hat diese schon seit ein paar Tagen. Also fahren wir dann doch noch in die Klinik zum Notdienst. Dort wird eine Mittelohrentzündung diagnostiziert und ein Antibiotikum verschrieben. Die Apotheken sind alle schon geschlossen. Wir fahren trotzdem endlich los und wollen das Rezept am Samstag auf dem Weg einlösen. Die Fähre geht am 15.06. gegen 13.00 Uhr von Saßnitz nach Trelleborg. Diese müssen wir erreichen. Es ist schon dunkel als wir bei Prenzlau auf einem Autobahnparkplatz anhalten und ins Bett gehen. Mir kribbelt es am Gaumen und es kratzt im Hals. Ein paar Erkältungsviren treiben ihr Unwesen mit mir. Ich schlucke ein Grippemittel und hoffe, dass am nächsten Tag alles wieder weg ist.

 

15.06.2013

Ohne Frühstück, nur mit einem Kaffee geht es weiter. Ich habe Halsschmerzen Auf Rügen fahren wir direkt an einer Apotheke vorbei, wo wir das Rezept einlösen können. Für meine beginnende Erkältung benötige ich nichts, so denke ich jedenfalls. Unsere Reiseapotheke ist gut bestückt

Um 11 Uhr stehen wir bereits am Hafen. Es ist Zeit um ausgiebig zu frühstücken. Ich bin müde und kaputt. Ein starker Kaffee wird dagegen helfen Wir stehen nun und warten auf die Fähre. Alle Fahrzeuge sind in verschiedene Spuren eingeordnet. Gleich neben uns befindet sich ein ziemlich großer Duty Free Shop. Da gibt es außer Chips und Erdnüssen nur Spirituosen. Bier, Schnaps, Wein zu unglaublich hohen Preisen. Wir wundern uns, wer soll das kaufen, ist doch alles viel zu teuer. Nachdem die Fähre angelegt hat, erfahren wir wer hier einkauft. Über eine gläserne Gangway kommen Schweden von Bord, die schnurstracks in der schmucklosen großen Halle verschwinden. Schon nach wenigen Minuten laufen sie mit Sackkarren voller Alkohol wieder zurück, um im
Bauch des Schiffes zu verschwinden. Was für ein Stress, nur um sich mal ordentlich die Birne zuzulöten.

Endlich auf der Fähre! Auto und Wohnwagen sind auf irgendeinem Deck verstaut. Tom möchte unbedingt ganz oben in der Sonne sitzen. Ja, die Sonne gibt ihr bestes. Aber es ist windig und es wird noch zugiger als der Pott ablegt. Die Stapelstühle aus Plastik sind hart und wackelig, im Schatten friere ich sofort. Wir gehen nach unten, dorthin wo ich die gemütlichen Polstersitze gesehen habe. Nun habe ich Zeit, mir den Reiseführer vorzunehmen. Stockholm da müssen wir
unbedingt hin, denke ich, und lese von Södermalm und Södertälje. Es södert nur so herum in Schweden.

Wir haben den Shop auf der Fähre gut im Blick. Die Schweden kaufen und kaufen. Alkohol versteht sich und irgendwie auch Großpackungen Lakritz. Wenn ich eins nicht mag, dann ist es dieses Zeug. Geschmack ist halt verschieden.

Eine Zweijährige kreischt, als sie eine Stoffpuppe im Schaufenster entdeckt. Pippi, Pippi, Pippi Longstromp. Ah, wir haben eine gemeinsame Bekannte. Die Welt ist ein Dorf. Egon Olsen kommt vorbei, in seiner Tasche klappert es verdächtig. Er streichelt der Kleinen über den Kopf und quakt auf sie ein. Der Opa sieht wirklich aus wie Egon Olsen, nur ohne Melone, aber jeder Menge Sprit in der
Tasche. Tom liest ein Buch über U-Boote, hat sich die Kopfhörer eingestöpselt und ist abwesend. Ich schlafe ein, schlafe tief und fest und wohl auch ziemlich lange. Die Erkältung ist nicht mehr aufzuhalten Trelleborg lassen wir an diesem Tag hinter uns. Es geht noch ein Stück die Ostküste hinauf. Irgendwo auf der Strecke ragt ein riesiger Betonpfeiler über die Autobahn. Auf seiner 
Spitze thront Akka von Kebnekajse, die weise Graugans. Auf ihren Rücken trägt sie Nils Holgersson, den Jungen, der in einen Däumling verwandelt worden ist und nun seine wunderbare Reise macht. Eine schöne Hommage an Selma Lagerlöf. Sie schrieb dieses Kinderbuch. Die Schweden lieben ihre Schriftsteller.

Auf einem Familiencampingplatz bei Ystad checken wir ein und müssen zuerst mal eine Campingcard kaufen. Ohne die geht in Schweden nichts. Sie kostet 15 Euro. Auch später wird auf jedem Platz danach gefragt. Nach einer ersten Überprüfung unserer Finanzen, stellen wir fest, es fehlt was von den schwedischen Kronen. Das Rätsel klärt sich nicht auf. Ich weiß nicht ob ich an der Rezeption was verloren habe, oder beschissen worden bin und ich bin ärgerlich darüber Es ist trübe geworden, der Wind bläst noch stärker. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen etliche Zelte. Dazu gehören sehr viele Kinder. Ich vermute hier einen Schulausflug oder gar ein Ferienlager Tom und ich und die vielen Kinder sind die einzigen, die draußen sind. Alle anderen Bewohner des Campingplatzes haben sich in ihren Vorzelten verschanzt. Wir grillen. Die Würste sind dann allerdings nur halbseitig heiß. Die obere Seite wird vom Sturm sofort kalt gepustet. Auch mein Steak ist auf dem Weg vom Teller zum Mund nur noch lauwarm. Eine kleine zerzauste Kohlmeise versucht sich einen Krümel Brot vom Tisch zu stehlen. Sie kann nicht landen. Immer wieder wird sie abgetrieben. Es fängt an zu regnen und bald gewittert es auch. Die Kinder verkriechen sich in ihren Zelten und wir im Wohnwagen. Bei einem Film klingt unser erster Tag in Schweden aus.

Ich träume einen bizarren Traum in dieser Nacht. Wir wollen nach Stockholm, doch vor den Toren dieser Stadt werden wir aufgehalten. Ein Mann mit Narrenkappe und Karnevalsuniform
steht auf der Straße. Ich kenne den Kerl. Das ist der bayrische Finanzminister. Er verlangt Wegzoll von uns. Für die, die es nicht wissen, der Mann heißt Söder.

 

16.06.2013

Nun ist es so weit, ich hab eine fette Bronchitis. Mir ist nach einer heißen Dusche. Die Schweden haben einen Faible für Technik und Chipkarten. Um in die Sanitärräume zu kommen, muss man eine Chipkarte vor ein Lesegerät halten, dann öffnet sich die Tür. Die Dusche funktioniert genauso. einmal vorhalten und es läuft für drei Minuten das Wasser. Die Duschen sind verdammt eng. Aber die Technik funktioniert prima. Ich brauche mindestens 1 Minute um das Wasser einzuregeln. 
Als ich mittendrin bin, mir der Schaum übers Gesicht läuft, macht es klack. Das Wasser ist aus. Super. Ich taste mit geschlossenen Augen nach der Karte, versuche meine, daneben hängende Kleidung nicht nass zu machen. Klack, Wasser läuft wieder. Aber eiskalt. Ich muss es einregeln. Eine entspannte heiße Dusche ist was anderes.

Die Ferienlagerkinder sind auch schon wieder aktiv. Barfuß und dünn bekleidet springt alles umeinander. Ich zieh mir noch eine Jacke an. Mehr als 15 Grad gibt das Thermometer nicht her. Die Zelte werden abgebaut. Eins nach dem anderen verschwindet. Alle Utensilien werden in private PKWs gepackt. Ich stelle fest, das ist kein Ferienlager. Es handelt sind um junge Familien mit 3-5 Kindern. Unglaublich. Wer weiß vielleicht gibt es Rabatt für Kinderreiche auf dem Platz.

Die Krimifans kennen Henning Mankells „ Kommissar Wallander“. Diese Romanfigur ist
Kriminalinspektor der Polizei in Ystad und Hauptfigur einer zehnbändigen Krimireihe. Es gibt sogar spezielle Führungen durch die Stadt. Auf den Spuren Kommissar Wallanders können Touristen Ystad kennenlernen. Wir wollen uns die Stadt wegen ihrer historischen Fachwerkhäuser anschauen. Der Reiseführer empfiehlt dies wärmstens.

Es ist sonnig, kleine weiße Wolken ziehen schnell über den strahlend blauen Himmel. Innerhalb weniger Minuten bin ich völlig zerzaust, genau wie die kleine Kohlmeise vom Vortag. Da stehe ich eine Ewigkeit vorm Spiegel, um meine Frisur kunstvoll zu stylen und innerhalb weniger Minuten hat der eisige Wind alles kaputt gemacht.

Ystad macht einen freundlichen und sauberen Eindruck. Schwedische Kleinstadtidylle. Die Straßen
sind menschenleer. Nur bei Mc Donalds steppt der Bär. Sonntagmorgen gönnt man sich was Gutes.

Die Fachwerkhäuser sind hübsch und sehr gepflegt. Neubauten hat man hier ganz geschickt den historischen Gebäuden angepasst. Sie stören somit das Gesamtbild nicht. Es reißt uns jedoch nicht vom Hocker. Naja, ganz nett, so ist unser beider Meinung.
Klar, mit den Fachwerkhäusern im Elsass können die hier nicht mithalten. In unserm letzten Frankreichurlaub haben wir diesbezüglich echt Maßstäbe gesetzt.

Gegen Mittag machen wir uns auf nach Käseberga. Aber nicht wegen des schönen Namens. Nein, bei Käseberga befindet sich die Steinsetzung „ Ale Stenar“, quasi ein skandinavisches Stonehenge. Die
Sehenswürdigkeiten sind in Schweden gut ausgeschildert. Braune Schilder weisen den Weg.

Der Parkplatz ist groß und kostet nichts. Es gibt sogar ein Dixi Klo. Dieses blaue Plastikhäuschen ist mit dem, was wir aus Deutschland kennen nicht zu vergleichen. Im Inneren stehen ein Porzellantoilette mit Wasserspülung und ein Waschbecken mit warmem Wasser. Das ganze völlig geruchsneutral und kostenlos. Wir sind beindruckt.

Der Weg führt uns durch den Ort. Ich bemerke die seltsamen Briefkasteninstallationen. Direkt an der Straße stehen etwa 6 bis 10, an einem Brett befestigte Briefkästen, noch dazu in einer seltsamen Höhe. Der Briefträger müsste sich nach unten beugen um die Post hinein zu werfen. Komisch. Erst Tage später, fast am Ende unseres Urlaubs gibt es des Rätsels Lösung. Die Postautos haben das Lenkrad auf der rechten Seite. Der Briefträger fährt an den Kästen vorbei und bestückt diese aus dem Autofenster heraus, ganz ohne auszusteigen. Voila!

Die Häuser von Käseberga liegen hinter uns. Wir laufen an Viehweiden entlang. Links von uns steht eine Schafherde. Zwei von den Tieren kommen angetrabt und schmeißen sich gegen ein Tor. Die Gitterstäbe sind weit auseinander. Sie strecken ihre Köpfe durch. Mähhh. Ich glaub die wollen gekrault werden. Tatsächlich die beiden Schafen genießen die Streicheleinheiten, wärend der ignorante Rest der Herde nur blöd schaut.

Endlich stehen wir vor „ Ale Stenar“. Die Steine sind in Schiffsform angeordnet. Es stürmt hier oben an der Steilküste noch mehr. Ich knote meine Zauselhaare neu zusammen und beschließe mich in Schweden nicht meh zu kämmen. Das ist sowieso sinnlos. Jede Menge Touristen trampeln herum. Tom ist schon mit den Filmaufnahmen beschäftigt. Er muss zigmal neu anfangen weil er sich bei seinen Ausführungen dauernd verhaspelt. Endlich gelingt es fehlerfrei, da läuft ihm ein Mann durchs
Bild. Er ist genervt und schimpft vor sich hin. Mitten in der Steinsetzung machen 4 junge Männer Picknick. Ich dachte immer, wenn man an einer so alten Kultstätte steht, müsste dies doch ein ganz besonderer und erhabener Augenblick sein. Weit gefehlt.

Die ausländischen Touristen sind im Gegensatz zu den Einheimischen bis zum Hals eingemummelt, mit Windjacken bekleidet und haben noch Kapuzen auf um sich gegen den eisigen Wind zu schützen. Die Einheimischen laufen in dünnen Kleidern und kurzen Hosen herum. Die Kinder sind barfuß. Für diese Wikinger sind es wohl sehr sommerliche Temperaturen hier. Wieder stelle ich fest, dass es viele Kinder gibt. Hübsche, lebhafte und blonde Kinder. Ich zähle mit. Eins…zwei, eins ..zwei …drei, drei…vier…fünf. Fünf Kinder sind keine Seltenheit. Drei Kinder die Normalität. Ich bin beindruckt.

Wir laufen zurück, werden wieder von den Schafen aufgelauert und verteilen noch mal großzügig Zärtlichkeiten. Gestreicheltes Schaf schmeckt bestimmt besonders gut. Ein bisschen fahren wir einfach so in der Gegend herum. Irgendwie ist es öd hier. Am späten Nachmittag haben wir es uns bereits im Wohnwagen gemütlich gemacht. Tom taucht wieder mit dem U-Boot ab. Das Buch was ich lesen will, ist von einer Kollegin geschrieben worden. Sie ist Neurobiologin und hat einen, aus dem Nest gefallenen Eichelhäher aufgezogen. Der Vogel wurde zahm und fing an zu sprechen. Diese Geschichte hat sie aufgeschrieben und veröffentlicht. Das Buch heißt: “ Ich habe einen Vogel“. Der
Titel gefällt mir.

 

17.06.2013

Tom meint, wenn wir Karlskrona nicht gesehen haben, haben wir sicher was verpasst und ewig werden wir uns über die verpasste Gelegenheit ärgern. Ja und wer weiß, vielleicht kommen wir auch nie, nie wieder hier her. Also auf geht´s die Ostküste weiter hinauf bis Karlskrona. Zu meinen Viren haben sich nun noch Bakterien gesellt. Sie tanzen Samba in meinen Bronchen. Ich huste und huste und kann gar nicht mehr aufhören. Das Grippemittel scheint keine besondere Wirkung zu haben. Für den Husten habe ich natürlich nichts dabei. Ach hätte ich doch, vor Tagen auf Rügen….! Ja so ist
das mit verpassten Möglichkeiten.

Bis Karlskrona sind es nur wenige Kilometer. Noch am Vormittag sind wir da. Der Campingplatz ist nicht sonderlich charmant. Wiese ohne Bäume mit niedrigen Holzzäunen, welche die Reihen markieren. Schließlich sollen alle schön in Reih und Glied stehen. Tom ist von Hause aus sehr genau und akkurat. So was trifft voll seinen Nerv. Er will nun unbedingt rechtwinklich zur Begrenzung
stehen und rangiert eine Ewigkeit mit dem Wohnwagen hin und her. Was ich gar
nicht verstehen kann. Es gibt keinen Preis zu gewinnen und wir werden auch dann gut schlafen wenn wir nicht mit dem Winkelmaß ausgerichtet sind. Endlich ist es soweit. Tom ist zufrieden. Schnell haben wir aufgebaut. Ich zaubere uns einen Mittagsimbiss.

Karlskrona ist beindruckend langweilig. Ein großer menschenleerer Marktplatz mit Denkmal, daneben ein Imbisswagen. Für den kleinen Döner zwischendurch. Der Hafen macht einen verschlafenen Eindruck. Die Architektur hat auch nichts Aufregendes zu bieten. Wie zu Hause. Irgendwie.
Sogar die Neubaublöcke sehen aus wie in Dresden Prolis. Es gibt ein Marinemuseum. Der Eintritt kostet umgerechnet 10 Euro. Ich hege kein großes Interesse an der Marine und maritimes im Allgemeinen mag ich am liebsten, wenn ich es essen kann. Neben dem Museum
liegen 2 Schiffe. Die kann man besichtigen. Das tun wir dann auch. Tom kriecht in jeden Winkel der Schiffe und findet besonders die Technik sehr interessant. Ich schau nur mal ein wenig und kann dem Ganzen nichts abgewinnen. Meine Erkältung macht mir mehr zu schaffen als mir lieb ist.

Wir fahren zurück und sind beide einer Meinung. Hätten wir Karlskrona verpasst, hätten wir nichts verpasst.

Ich koche uns was Leckeres zum Abendessen. Es ist 19.00 Uhr und wir wollen es uns gerade
schmecken lassen, da fängt der Dauercamper gegenüber an, seinen Rasen zu trimmen. Nicht dass er viel davon gehabt hätte, aber seine drei Halme wollen akribisch gestutzt sein. Wir sind echt genervt. Es kommt uns so vor als wollten sie uns den Abend verderben. Er schaut nämlich immer wieder mit gehässigen Blicken zu uns herüber. Kaum ist die Trimmaktion beendet, holt ein 2. Dauercamper,
sein Nachbar, von irgendwo her einen Benzinrasenmäher. Die beiden Spinner tauschen sich kurz aus und dann geht es erst richtig los. Am Ende der abendlichen Rasenmähorgie wird nochmals
getauscht. Nun sind die jeweiligen Gattinnen dran. Unter Anleitung erledigen sie die Feinarbeit. Wir arrangieren uns und schreien uns über den Abendbrottisch laut an. Reich doch mal die Butter Schatz, möchtest Du noch einen Schluck Wein haben Schatz. Was sagst du Schatz? Es ist so laut hier, du
musst lauter sprechen. Wir klappern kräftig mit den Flaschen. Alkohol können die sich nämlich nicht leisten hier in Schweden. Wir ernten böse Blicke In der anderen Wohnwagenreihe haben drei Monteure ihr Quartier. Sie sind gerade mit Firmenwagen und Arbeitskleidung in ihr Domizil gekommen um ihren Feierabend zu genießen. Sie holen nun einen Recorder raus drehen ihn
in Richtung Rasenmäher Bande. Rechts rattert der Mäher, links dröhnt Musik. Wir
sind genau dazwischen. Havy Metal find ich gut, damit kann ich leben. Die Rasenmäher Gattin eher nicht. Sie baut sich am Zaun auf, mit eingestützten Armen und empörtem Blick schaut sie zu den
Monteuren hinüber und droht mit der Faust. Offensichtlich sind wir hier in einen Campingkrieg geraten. Wir machen einen Spaziergang und als wir zurückkommen ist Ruhe eingekehrt.

Ich huste immer noch. Tom rät mir, es mal mit inhalieren zu versuchen. Das mache ich dann auch. Es tut gut und lindert ein wenig. Er fragt mich, ob ich mir nicht selbst einen Hustensaft basteln kann, ich würde doch sonst immer alles selber herstellen. Hm? Die Zutaten hätte ich ja. Honig und
Zwiebeln. Aber das Zeug schmeckt grausig. Egal. Ich setze Zwiebelsaft an.

 

18.06.2013

Und weiter geht es die Küste hinauf. Wir finden einen schönen Campingplatz auf Öland in mit Blick auf Kalmar und die Ölandbrücke. Allerdings wird uns schon beim Einchecken mitgeteilt, wir können nur 2 Nächte bleiben. Ab Donnerstag ist der Platz komplett ausgebucht, denn es ist Mittsommernacht. Schade es ist idyllisch hier. Wir stehen direkt am Strand nur durch eine kleine Natursteinmauer geschützt. Auf dem Platz herrscht reges Treiben. Ein Trupp Schausteller rückt an. Sie bauen Buden und Fahrgeschäfte auf. Nun finde ich es gar nicht mehr so schlecht bald wieder abreisen zu müssen. Auf Rummel bis zum Morgen habe ich keine Lust Öland ist lang und schmal. Wir beschließen am Nachmittag den südlichen Zipfel zu erkunden. Ganz in der Nähe, quasi direkt um die Ecke können wir den Karlevistenen besichtigen. Unspektakulär auf einem Feld steht der älteste Runenstein Ölands. Er ist rundherum mit Runen bedeckt. Es ist ein Gedicht.

Bei Gettlinge gibt es ein Gräberfeld zu bestaunen. Auch hier sind die Steine in Schiffsform
angeordnet. Überall auf Öland stehen Windmühlen. Es sind immerhin noch 400 alte Bockwindmühlen erhalten. Sie stehen ebenfalls einfach so in der Landschaft herum und man kann sogar hinein gehen. Am äußersten Zipfel können wir den „Langen Jan“, ein Leuchtturm bewundern. Es gibt noch eine Vogelschutzwarte und ein kleines Museum dort beim Leuchtturm. Auf dem Rückweg fahren wir schnell mal noch an Burg Eketorp vorbei. Es ist 16.45 Uhr. Der Mann an der Kasse meint, sie schließen in 15 Minuten, aber wir könnten noch hinein und er würde keinen Eintritt verlangen. Prima das klappt doch. Die Eintrittspreise in Schweden sind ziemlich happig. Bei der Burg handelt es sich um eine rekonstruierte Anlage aus der Eisenzeit. Die Rekonstruktion ist in Schweden ziemlich umstritten. Egal uns gefällt es. Es gibt einen Knecht mit Bundschuhen und einer gabelgebundenen Kappe auf dem Kopf, ebenso eine dicke Magd. Beide in eindeutig mittelalterlicher Kleidung. Ich glaube Bundschuhe gab es in der Eisenzeit noch nicht. Es laufen Schafe frei herum. Ein großer und kräftiger Schafbock läuft auf den Knecht zu und rammt ihm voll in den Bauch. Der lacht aber nur und krault das Tier. Er meint er sei sehr verwöhnt und bettelt ständig um Zuwendung. Er ist in einem Kindergarten aufgewachsen und irgendwann zu groß geworden. Nun lebt er auf Eketorp. Die Schafe sehen trotzdem irgendwie anders aus, als die, die ich so kenne. Wir erfahren, dass es sich um eine ganz alte Rasse handelt, die man nicht scheren muss. Sie verlieren einfach ihr Fell, genauso wie Hunde Ich krieche in jede der kleinen Hütten hinein. Plötzlich rammt mich etwas von
hinten in die Beine. Unsanft werde ich zur Seite gestoßen. Grunzend drängen sich drei Schweine an mir vorbei und bauen sich fordernd vor mir auf. Oh Mist, ich bin da wohl in ihre Behausung eingedrungen und habe kein Gastgeschenk dabei. Ich mache dass ich weg komme. Etwas später werden die Schweine und ich noch Freunde. Sie sind doch ganz freundlich und verschmust.

Der große Parkplatz vor Eketorp würde sich gut eignen, um eine Nacht dort zu verbringen. Zwei Camper tun dies auch.

Wir grillen am Abend. Ich warte auf den Sonnenuntergang um ein Foto zu machen. Aber die Sonne hängt in der Astgabel einer Eiche fest und will einfach nicht untergehen. Die Mücken tanzen im Abendlicht. Ich wundere mich, Schweden ist für seine Mückenplage berühmt. Wir sind bisher aber verschont geblieben. Wer weiß vielleicht ist es noch zu früh im Jahr, so denke ich. Eine
Stunde später fallen die Biester wie auf Kommando alle auf einmal über uns her.
Ich schaffe es, schnell noch ein Foto zu machen. Mit juckenden Beulen verschwinden wir im Wohnwagen.

 

19.06.2013

Auch auf der anderen Seite der Insel gibt es noch einiges zu bestaunen. Solliden zum Beispiel. Dies ist das Sommerhaus der Schwedischen Königsfamilie. Man kann es besichtigen, zumindest von außen. Der Garten soll besonders sehenswert sein. Wir sind aber viel zu früh da. Es ist 9.30
Uhr. Für deutsche Touristen eine gute Zeit. In Schweden beginnt der Tag nicht so früh. Dafür endet er auch eher. Das würde ich mit mediterranen Lebensstiel umschreiben.“ La dolce Vita“ gibt es
wohl auch im hohen Norden. Nur um Deutschland macht „das süße Leben“ einen großen Bogen. Wir
wehren uns erfolgreich dagegen und zwar mit jeder Menge Überstunden Tom, ich und ein Trupp deutscher Senioren ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. Bis 11.00 Uhr wollen wir nicht warten. Es gibt noch einiges zu sehen. Ismanstorp zum Beispiel. Die gleiche Ringburg wie Eketorp, nur nicht rekonstruiert. Sie ist so wie sie ausgegraben wurde. Ein Haufen Steine halt. Gleich daneben befindet sich Himmelsberga. Das Dorf war bis etwa 1950 noch bewirtschaftet und ist so erhalten geblieben. Die Häuser sind eingerichtet. Es sieht aus wie bei Michel aus Lönneberga. Gerade so als würden
die Leute gleich vom Feld kommen und sich zum Essen an den Tisch setzten. Gerne würde ich auf der Insel bis ganz hoch in den Norden fahren, was ungefähr 100 km wären. Dort kann man
Trollkogen bewundern. Dies ist ein verwunschener Wald. Die Bäume sind ganz verwachsen und verdreht, durch den Wind und das raue Klima. Das schaffen wir aber nicht. Wir können uns nun mal nicht alles anschauen.

Es ist Mittag. Wir fahren von der Insel nach Kalmar rüber. Das Schloss gilt als der beste erhaltene Renaissance-Palast in Nordeuropa. Wir zahlen etwa 25 Euro Eintritt für uns beide. Im Inneren erwartet uns nicht viel. Tom meckert leise vor sich hin. Alles nur schlecht imitiert, nichts ist
wirklich historisch. Schau dir mal die Stühle an, die kannste so bei Ikea kaufen.
Es gibt noch zwei Ausstellungen. Moderner Schmuck, welcher von 2 mittelalterlichen Maiden bewacht wird. Was beides ja nicht so recht zusammen passt. Wir sind insgesamt enttäuscht. Kalmar hat auch nichts Großartiges zu bieten. Tom mault schon wieder vor sich hin. Ihm schmerzt sein „Hinterpfötchen“ was er sich vorm Urlaub vertreten hat. Wir fahren zurück auf den Platz.

 

20.06. 2013

Die heutige Fahrt dauert etwas länger, es geht bis Stockholm hinauf. Je weiter wir in den Norden kommen, umso wärmer wird es. Am späten Nachmittag kommen wir dort an. Die Sonne strahlt und es sind unglaubliche 26 Grad. Der Campingplatz ist zweckmäßig aber teuer.

In der Nähe gibt es Wasser und ich habe gelesen, dass man von einer nahen Bootsanlegestelle mit einer Fähre nach Stockholm kommt. Wir machen uns mal auf die Suche danach und laufen durch ein Wäldchen hinunter zum Wasser. Der Bootsanleger ist schnell gefunden. Jedoch das Schiff kommt erst mittags hier vorbei, so lese ich auf dem Fahrplan. Diese Idee ist somit vom Tisch, also werden mir am nächsten Tag schon früh mit der U-Bahn in die Hauptstadt fahren. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz höre ich Flötenmusik aus dem Busch. Ganz dicht neben dem Weg sogar. Ich kann aber niemanden sehen. Das ist unheimlich. Später erfahren wir, dass es im Wäldchen ein Zigeunerlager
gibt. Die Menschen schleichen sich heimlich auf den Platz um die Sanitäranlagen zu benutzen. Sie werden aber immer wieder vertrieben. Eigentlich darf man ja „Zigeuner“ nicht mehr sagen. Es heißt Sinti und Roma. Aber woher soll ich denn wissen ob es nun Sinti oder Roma sind? Kürzlich hörte ich, dass sogar Kinderbuchverlage alte Kinderbücher umschreiben damit solche Worte wie Zigeuner
oder Neger nicht mehr in den Büchern vorkommen. Dann heißt es wohl nicht mehr „10 kleine
Negerlein“ sondern „ 10 dunkelhäutige Menschen mit Migrationshintergrund“. Ich bin kein Rassist, werde aber weiter Zigeuner sagen.

Schräg gegenüber ist ein Paar mit 2 Kindern gerade im Aufbruch begriffen. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise reist man morgens ab. Sie sind aus Münster und mussten unfreiwillig einen Zwischenstopp machen, erfahren wir. Der kleine, höchstens 15 Monate alte Junge hat seit Tagen hohes Fieber. Ich frage mich, ob man mit so einem kleinen Kind so weit reisen muss? Sie
waren im Stockholm beim Arzt und hatten alle Mühe das verschriebene Medikament aufzutreiben. Es war in keiner Apotheke vorrätig. In der Zentralapotheke haben sie es dann bekommen. Nun wollen sie bis in die Nacht hinein fahren um am nächsten Tag die Fähre in Trelleborg zu erreichen. Beide sprechen ziemlich gut Schwedisch. Ich höre, wie sich mit ihren schwedischen Nachbarn unterhalten,
ganz locker und ohne nach Worten zu ringen. Wenn ich mir die beiden so ansehe, vermute ich mal, sie haben schwedische Wurzeln. In der Nacht werde ich wach weil ich draußen Geräusche höre. Ich schaue aus dem Fenster, es ist dämmrig draußen. Um die Mittsommernacht wird es ja nicht dunkel in diesem Land. Vielleicht schleichen die Zigeuner um die Wohnwagen, so denke ich. Nein da kann ich niemanden sehen. Es raschelt, knackt und poltert noch eine ganze Weile. Am nächsten Tag läuft uns der Übeltäter übern Weg. Ein Igel.

 

21.06.2013

Die U-Bahnstation ist nicht weit. Wir können sie zu Fuß erreichen. Das Paar aus Münster hatte uns empfohlen eine Tageskarte zu kaufen. Das sei am preiswertesten. Kurz entschlossen kaufe ich zwei. Auf dem Bahnsteig macht mich Tom darauf aufmerksam, dass wir gerade 40 Euro für die 2 U-Bahnkarten bezahlt haben. Wir hätten doch erst mal schauen müssen was eine einfache Karte
kostet. Auf dem Bahnsteig in einem Schaukasten finde ich die Preise. Eine einfache Fahrt kostet 15 Euro. Das sind hin und zurück schon mal 30 für eine Person. Also haben wir doch noch 20 gespart. Teuer ist das allemal. Mit uns steigt eine sonderbare Frau in die Bahn. Sie ist nicht mehr ganz jung, ihr Haar trägt sie offen. Die braunen langen Locken sind bereits mit grauen Strähnen durchzogen. Sie trägt ein weißes kurzes Kleidchen mit verspieltem Rosendekor drauf, viel zu jugendlich für ihr Alter. Auf ihrem Kopf thront ein riesiger gebundener Kranz aus frischen, bunten Blumen, mit Gräsern und Blattwerk drum herum. Sie sitzt uns schräg gegenüber und ich habe Zeit genug sie zu bestaunen. Niemand nimmt besondere Notiz von ihr. Ich frage mich wo sie hin will? Vielleicht ins Büro? Dann sitzt sie dort den ganzen Tag, mit dem Ungetüm auf ihrem Kopf hinterm Schreibtisch. Ich stelle mir vor wie ihr am Abend welke Blütenblätter vom Kopf rieseln und ihr die Gräser schlaff um die Ohren baumeln. Sie steigt mit uns in der Altstadt aus Stockholm strahlt mit der Sonne um die Wette. Prachtvolle Häuser und saubere Straßen laden zum Bummeln ein. Ich suche eine Apotheke um etwas gegen meinen Husten zu kaufen. Der ist immer noch nicht weg. Im Gegenteil, es wird sogar noch schlimmer. Der junge Apotheker spricht englisch, so kann ich mich verständigen, bekomme Tabletten und nehme auch sofort eine.
Den Wirkstoff kenne ich nicht, aber sie helfen, zumindest eine Zeit lang. Ich werde leider müde davon.

Nun laufen wir zum Wasamuseum. Nein, es geht nicht um Knäckebrot. Die Wasa war eine Galeone (Kriegsschiff), welches schon beim Stapellauf sank. Sie war eine Fehlkonstruktion. Heute würde
man es Pfusch am Bau und misslungenes Projektmanagement nennen.

Auf dem Weg dahin begegnen uns noch viele Frauen und Mädchen mit Blütenkränzen auf dem Kopf. Mal mehr und mal weniger üppig. Womit ich den Kopfschmuck meine und nicht die Frauen. Sie sehen hübsch aus damit. Mir gefällt dieser Brauch zur Mittsommernacht. Auf den Grünanlagen der Stadt sitzen junge Leute und machen Picknick. Die Schweden sind sehr entspannt.

Als wir vor diesem Segelschiff stehen, bemerke ich in Toms Gesicht dieses fiebrige Leuchten. Das hat er sonst nur beim Anblick von Eisenbahnen. Oh weh, das kann jetzt ein langwieriger Museumsbesuch werden. Er ist ganz aufgeregt. Auf verschiedenen Etagen laufen wir um die Wasa herum. Alle 10 Meter steht eine Schautafel, in verschiedenen Sprachen, auch in Deutsch. Tom studiert jede einzelne. Irgendwann fragt er mich: „ Sag mal, wie viel Tonnen Ballast hatte die Wasa geladen?“ „Wie Ballast, welcher Ballast“, frage ich ganz irritiert. Er winkt ab, dreht sich um und stürmt davon. Ich hopple verwirrt hinter ihm her. Wo will er denn hin? Nachlesen. Er sucht nun die Schautafel wo das mit dem Ballast drauf steht. Nach einem halben Tag im Museum kenne ich jedes Detail dieses Schiffes. Aber das für mich Bemerkenswerte kommt erst am Schluss. Bei der Hebung der Wasa hat man auch Skelette der Besatzung gefunden. Diese sind nun in Schaukästen ausgestellt. An
Hand der Schädelfunde hat man das Aussehen einiger Besatzungsmitglieder rekonstruiert.
Das begeistert mich nun endlich auch. Die Wachsköpfe sehen verblüffend echt aus. Jede Haut Pore, jedes feinste Härchen im Gesicht ist realistisch nachgebildet. Auf der Stirn glitzern sogar kleine Schweißtropfen. Atmen die etwa? Die Köpfe sind aber kleiner und magerer, als die heutiger Menschen. Ein Frauenkopf ist dabei. Sie kommt mir seltsam bekannt vor. Das Gesicht habe ich schon gesehen. Sie sieht der jungen Frau aus Münster sehr ähnlich. Schade dass ich kein Foto gemacht habe.

Unsere Füße schmerzen. Eine Bootsfahrt kommt da sehr gelegen. Vom Wasser aus können wir noch ein paar schöne Eindrücke gewinnen.
Aber durch die Altstadt „Gamla Stan“ geht es dann noch mal zu Fuß. Wer jemals nach Stockholm kommt, darf dies nicht verpassen. Sie ist wirklich wunderschön, beinahe mediterran mit kleinen Winkeln und Gassen. Mir ist jetzt nach shoppen. Leider haben viele Geschäfte schon geschlossen. Dabei ist es erst 17.00 Uhr. Das wundert mich wirklich. In Deutschland wäre das undenkbar.

Mit der U-Bahn geht es wieder zurück. Diesmal erregt ein dunkelhäutiger junger Mann meine Aufmerksamkeit. Auch das deutsche Paar, uns gegenüber, schaut immer wieder verstohlen hinüber zu ihm. Er kommt mir betrunken vor und dann doch wieder nicht. Er redet die ganze Zeit mit sich selbst. Nuschelt im feinsten Englisch was von immer Pech haben, warum nur immer ich? Aber euch werde ich es noch zeigen, meine Zeit kommt und dann werdet ihr alle staunen. In der Hand schwenkt er eine leere Fanta Flasche. Der ist nicht betrunken, der ist im Drogenrausch. Es steigen zwei weiter dunkelhäutige Männer zu. Sie begrüßen sich überschwänglich. Ist wahrscheinlich
eine Art Stammesritual. Der Fanta Mann fragt den dünnen Kerl im Ledermantel, ob
er nicht mal 100 Kronen für ihn hätte. Was dieser verneint. Die Frau gegenüber schaut zu mir
und kichert. Wir kichern beide zum Fenster hinaus. Nicht dass der Kerl noch Geld von uns haben will. Nach kurzer heftiger Diskussion der Stammesmitglieder sind sie wieder ganz friedlich. Es folgt ein Verabschiedungsritual und die beiden Ledermäntel steigen wieder aus. Eine Asiatin mit ihrem Baby im Buggy steigt ein. Außerordentlich höflich bittet der bekiffte Fanta Mann ihr seinen
Platz an. Dabei ist das halbe Abteil leer. Er schiebt sie regelrecht auf die Bank, parkt ihren Buggy ein, tätschelt das Kind, schaut sich Beifall heischend um. Ja so bin ich, ihr werdet schon alle
noch sehen…... Zufrieden betrachtet er sein Werk und trollt sich. Der Deutsche mir gegenüber sagt zu seiner Frau: „Alle Achtung, wenn ich so breit wäre wie der, könnte ich nicht mehr so gut englisch sprechen.“

Hungrig kommen wir auf dem Campingplatz an. Ich koche uns eine große Portion Spagetti mit Schinken-Sahne- Sauce. Ein Glas Rotwein rundet das Ganze ab.

 

22.06.2013

Heute geht es quer durch Schweden, an den beiden großen Seen vorbei bis an die Westküste. Wir haben noch Zeit und planen einen Zwischenstopp am Vänernsee ein, wissen aber noch nicht
genau wo. Mal sehen wie weit wir kommen. Die Straßen sind wie leer gefegt. Kein Mensch, kein Auto dabei ist es schon 10.00 Uhr. Es ist Sonntag, vielleicht liegt es daran. Wir schleichen mit 80 km/h
über die Autobahn. Tom hat den Tempomat drin und muss überhaupt nichts tun. Wir sind, außer ein paar deutschen Wohnmobilen, ganz alleine auf der Straße. Das ist langweilig. Wir werden schnell müde. Der Bordcomputer meldet sich zweimal. Müdigkeit erkannt. Bitte machen sie eine Pause, tönt es. Auf einem hübschen bewaldeten Rastplatz halten wir an. Ein Käffchen, was futtern und dann ein kleines Nickerchen, so 10 Minuten. Nach 2 Stunden werden wir wach, haben beide tief und fest geschlafen. Nach so viel Anstrengung brauchen wir noch einen Kaffee dann geht es weiter.

Die Tankanzeige neigt sich bedenklich dem Ende zu. Ich habe eine Flottenkarte und kann damit nicht überall tanken. Also gebe ich auf eine geeignete Tankstelle acht. Die kommt auch bald. Das Tanken in Schweden ist ne coole Sache. Die meisten Zapfsäulen lassen sich erst bedienen wenn man seine
Geldkarte in ein Lesegerät gesteckt hat. Geheimzahl eingeben, dann erst wird die Säule frei gegeben, der entsprechende Betrag gleich abgebucht. Das geht schnell und unkompliziert.

Neben uns tankt ein Bus von Wittig-Reisen, einem Unternehmen aus der Heimat. Sachsen trifft man doch überall. Die Insassen sind ausgestiegen um sich die Beine zu vertreten. Ich bin ganz verblüfft und muss 2 Mal hinschauen. Ich sehe lauter Rentner in beiger Kleidung. Hosen, Jacken, alles
beige. Das kann kein Zufall sein. So viel farbliche Übereinstimmung ist signifikant. Beim genaueren Hinsehen bemerke ich dann doch feine unterschiedliche Nuancen. Von hellbeige bis beigebraun gibt es leichte Variationen. Die Individualisten haben auch schon mal farbige Bündchen oder Kragen. Nur ein Mann sticht aus der beige-grauen Menge hervor.Wobei mit grau die Haarfarbe gemeint ist. Er ist mit schwazer Hosen und rotem Shirt bekleidet und gut 30 Jahre jünger als der Rest. Ich identifiziere ihn sofort als Busfahrer. Auf den nächsten Kilometern sinnieren wir über das beigefarbene Phänomen nach. Ich frag mich, ob wir im Alter auch mal unserer Lieblingsfarbe abschwören und uns beige uniformieren. Ob es sich vielleicht um so etwas wie Gruppenzwang handelt, ähnlich wie bei Jugendlichen? Tom resümiert: „ Egal wie es ist, wir merken es dann sicher nicht mehr und das ist gut so.“

Viel später, wir sind längst wieder zu Hause, gebe ich mal bei Google folgenden Satz ein: „ Warum Rentner beige Kleidung tragen?“ Google weiß ja bekanntlich alles. Ich bin platt. So viele Einträge hätte ich zu diesem Thema gar nicht erwartet. Da wird heftigst über genau dieses Thema diskutiert.
Es ist von Verschwöhrung die Rede. Die beige-grauen Senioren planen die Übernahme der Weltherrschaft. Ihr Outfit ist eine Art Erkennungszeichen. Es soll Großmeister geben, und so eine Art Rangordnung. Zu erkennen sei dies an feinen farblichen Unterschieden der Kleidung und etwaigen farblichen Bündchen.

Aber auch pseudowissenschaftliche Erklärungsversuche gibt es. Da wird behauptet, es gäbe ein
Beige-Gen, das sich von selbst aktiviert wenn die entsprechende Person in Rente geht.

Die Stammesgeschichtliche Theorie vermutet hier eine Art Tarnfarbe. Da ältere Urmenschen nicht mehr so schnell rennen und auch den Kampf mit dem Säbelzahntiger nicht mehr aufnehmen können, tarnen sie sich halt vor Fressfeinden mit einer unauffälligen Sandfarbe. Naja die Urmenschen hatten noch gar nichts, mit dem sich behängen konnten, höchstens Felle und C u. A war damals noch nicht erfunden. Ein weitere Erklärung sieht eher eine nachlassende Sehkraft als Verursacher. Grelles Weiß
blendet, Schwarz ist zu düster, also greift man zu hellen Erdfarben. Voila!

Ich werde in Zukunft die Augen aufhalten und mal schauen ob ich den Großmeister der Verschwörer identifizieren kann. Inzwischen haben wir uns für Läkö als Zwischenstopp entschieden. Dabei handelt es sich um ein Wasserschloss auf der Insel Kallandsö, im Vänernsee. Ein Campingplatz ist vorhanden. Er hat nur leider geschossen, voll besetzt wegen der Mittsommernacht, wie wir erfahren. Naja egal, am Schloss ist ein mittelalterlicher Markt im Gange. Einen riesigen Parkplatz gibt es auch. Von einem netten Schweden bekomme ich eine, noch nicht abgelaufene Tagesparkkarte
geschenkt. Wir bleiben also erst mal hier stehen. Gleich neben uns parkt ein Auto mit einer
Parchimer Nummer. Das Ehepaar ist ebenfalls gerade erst angekommen.
Gemeinsam laufen wir zum Schloss hoch. Der Mann spricht schwedisch. Wir erfahren, dass er 7 Jahre in Schweden gearbeitet hat. Der Mittelalter Markt macht einen improvisierten Eindruck.
Wir besichtigen das Schloss. Auch hier wird beim Eintritt kräftig zugelangt. Es schwirren ja auch jede Menge Angestellte hier herum, die wollen alle verdienen. Wir beschließen auf dem Parkplatz zu übernachten. Es stehen noch mehr deutsche Camper hier. Es gibt sogar sehr saubere Sanitäranlagen mit warmem Wasser. Das Paar aus Parchim rückt noch ein wenig näher ran. Der Wind hat nachgelassen. Wir sitzen bis weit nach Mitternacht zusammen und erfahren aus erster Hand viel über Arbeits- und Lebensgewohnheiten der Schweden.

So ist der Kindersegen schwedischer Paare nicht nur eine subjektive Empfindung meinerseits, nein es ist tatsächlich so. Drei Kinder ist die Regel, fünf Kinder keine Seltenheit. Mutter und Vater können beide in Elternzeit gehen. Der Vater ist mit seinen Monaten so variabel, dass er Zeit hat bis zum vollendetet 6. Lebensjahr des Sprösslings. Überstunden sind in diesem Land verpönt, es ist einfach sittenwidrig. Es gibt eine starke Gewerkschaft, die dies nicht duldet. Falls es doch mal ganz dringend erforderlich ist Überstunden zu machen, so muss der Betrieb seine Leute höflich bitten. Den Mitarbeitern werden die Überstunden mit zusätzlichen Leckerlis schmachhaft gemacht, bleiben jedoch freiwillig. Wer in Deutschland nur 8 Stunden arbeitet und nicht regelmäßig was drauf packt, gilt als faule Sau und muss Angst haben, bei der nächsten Entlassungswelle vor die Tür gesetzt zu werden. So unterschiedlich ist das manchmal.

Der Man aus Parchim war KFZ Mechaniker und in Deutschland stand er mit 57 Jahren ohne Arbeit da. In Schweden suchte Mercedes hingegen Hände ringend Leute. Also ist er nach Schweden gegangen. Dort wiederum konnte niemand verstehen, wieso ein Mechaniker mit so viel Erfahrung in Deutschland keine Arbeit mehr bekommt. Wir erfahren auch, dass es diesen Leistungsdruck wie in
Deutschland nicht gibt. Wenn Feierabend, dann Feierabend. Der Kunde wartet auch
noch einen Tag länger auf die Reparatur seines Fahrzeuges. Für schwedische Kunden ist das kein Grund einen Herzkasper zu bekommen.

Auch in schwedischen Betrieben gibt es eine Norm zu erfüllen. Wer mehr als 100 Prozent hat, bekommt das auch gut bezahlt. Wer weniger schafft, hat halt weniger Geld in der Tasche, wird aber
nicht gemobbt oder gar ausselektiert. Jeder macht wie er kann. Die Menschen in diesem Land leben
tatsächlich deutlich entspannter als wir und haben mehr Lebensqualität. Irgendwas scheint da bei uns schief zu laufen. Jetzt klärt sich auch auf warum wir am Morgen die einzigen auf der Straße waren. Klar doch, Mittsommernacht. Wer bis in den Morgen hinein feiert, der muss bis Mittag schlafen. Mittsommernacht ist der inoffizielle nationale Feiertag in Schweden. Im Übrigen soll die Gesundheitsversorgung in Schweden deutlich schlechter sein als zu Hause bei uns. Die Patienten müssen zu Fachärzten lange Fahrzeiten in Kauf nehmen und ewig auf Termine warten. Was das bedeutet kann sich jeder denken.

Arbeitslosigkeit wird nicht geduldet. Du musst dich umschulen lassen, ob du willst oder nicht. Oder eben jede Art von Arbeit annehmen. Notfalls geht es ab in den Bergbau. Hoch in den Norden zu den Lappen in die Mienen. Da will niemand hin. Weil es in Lappland nichts gibt und im Winter nicht hell wird. Die Leute dort sind alle Selbstmord gefährdet. Deswegen werden da auch immer neue Menschen gesucht. Ist also doch nicht alles Gold was glänzt.

 

23.06.2013

Weiter geht es. Wir entscheiden uns spontan für Marstrand oberhalb von Göteborg. Im Reiseführer steht nichts darüber, aber auf der Karte ist ein Campingplatz eingezeichnet. Ich bemerke, dass sich die Farben der Häuser ändern. Vom bekannten Rot geht es nun über Beige und Hellgelb bis hin zu
Weiß. Ich bemerke auch die sternförmigen Giebelfenster. Für Schweden eine ungewöhnliche Individualität.

Marstrand ist eine Schäreninsel. Wir fahren von Insel zu Insel, bis es nicht mehr weiter geht. Dort ist dann auch der Campingplatz.
Allerdings nicht auf Marstrand sondern auf Koön. Nach Marstrand gelangt man nur über eine Fähre. Die Insel ist autofrei. Skagerrak und Kattegat begegnen sich direkt vor Marstrand. Hier waren früher nicht nur Fischer sondern auch Schmuggler zu Hause. Über allem thront die Festung Carlsten. Wir werden mit einem Postkartenanblick empfangen. Auf dem Wasser schaukeln hübsche weiße
Segelboote im Sonnenlicht. Die salzige Luft riecht würzig nach Seetang und Fisch. Es herrscht ein deutlich raueres Klima als an der Ostküste. Die Gegend macht auf uns einen sehr maritimen
Eindruck. Ein herrliches Fleckchen Erde!

Aber erst mal beziehen wir Stellung auf dem Campingplatz. Es gibt einige Irritationen beim Durchfahren der Schranken. Aus uns völlig unerfindlichen Gründen fährt man durch die linke Schranke hinein und hinaus. Aber beim ein- und auschecken benutzt man die rechte Seite und fährt
entsprechend linksseitig hinaus. Oder war das doch andersherum? Wir sind echt verwirrt, stehen einige Male an der falschen Schranke Als wir ankommen herrscht jedenfalls rege Aufbruchsstimmung. Der Platz ist brechend voll und entvölkert sich nun. Auch hier haben die
Menschen ausgiebig Mittsommer gefeiert. Am Nachmittag setzten wir mit der Fähre nach Marstrand über und verbringen dort noch einen schönen Tag.

 

24.06.2013

Heute wollen wir uns Göteborg anschauen. Die Stadt ist etwa 50 km von Marstrand entfernt. Sie empfängt uns mit einem unüberschaubaren Gewirr von Straßen. Selbst Frl. Weiner, das Navi, ist etwas ratlos. Irgendwie stehen wir dann doch genau dort wo wir hin wollten. Wir wissen nicht wie wir
das geschafft haben. Die Innenstadt ist quirlig und voller Menschen. Einkaufszentren und jede
Menge Geschäfte locken uns nicht wirklich. Die Preise der Waren sind hoch. Es gibt nichts, was es nicht auch in Dresden oder Leipzig gäbe. Tom bewundert die alten Straßenbahnen. Wir laufen am
Opernhaus vorbei, hin zum Maritiman. Das schwimmende Schiffsmuseum bietet einen
Überblick über die Schifffahrt des 20. Jahrhunderts. Wir klettern 2 Stunden durch die Bäuche etlicher Schiffe. Am Ende erwartet uns noch ein U-Boot. Ich habe keine Lust mich durch die enge Röhre zu quetschen und bleibe draußen. Tom ist begeistert, liest er doch gerade das dritte U-Boot Buch in diesem Urlaub.

 

25.06.2013

Wir verlassen Marstrand heute. Eilig haben wir es nicht. Erst gegen Mittag machen wir uns auf den Weg. Landskrona liegt kurz vor Malmö dort landen wir nun. Das Wetter hat sich verschlechtert.
Es ist trübe und regnerisch. Der Campingplatz liegt direkt am Öresund mit Blick auf die Insel Ven.

Nach dem Abendbrot machen wir einen Spaziergang am Strand entlang. Die Häuser an der kleinen Strandpromenade sehen wieder ganz anders aus als im übrigen Schweden. Niedrige, grau Steingebäude bieten dem Wind Paroli.

Auch wenn die Architektur in Schweden durchaus variabel ist und die roten Holzhäuser mit den weißen Kanten und Fenstern ein gängiges Klischee bedienen. Eines vereint alle unterschiedlichen Baustiele. Nämlich die weißen Lampen. In jedem Fenster gibt es eine, und sie ist immer weiß. Meistens stehen sie im linken Fensterflügel. Rechtsseitig kann man dann eine Grünpflanze bewundern. Wahlweise auch kleine Nippes. Hier reichen die Variationen über weiße Porzellanpudel (zwei Stück, die sich anschauen) und weißen Keramikbüsten, bis hin zu den Dalapferdchen. Weiß
scheint mir die eindeutig bevorzugte Farbe zu sein. Die Lampen variieren in Größe und Form. Aber nur selten stellt man sich unterschiedliche Lampen hin.
Also in einer Wohnung oder Haus wird immer nur eine bestimmte Lampenform in alle Fenster gestellt. Individualistische Unterschiede gibt es kaum. Das mögen die Schweden
wohl generell nicht. Es wird gemacht was alle machen. Ein paar Anarchisten scheint es aber doch zu geben. Ganz verschämt stehen nämlich in manchen Häusern weiße Kerzen im
Fenster, auch linksseitig und immer 2 Stück. Gardinen sind ebenfalls weiß höchstens noch cremefarben, was auf die Nikotinsucht der Bewohner hinweisen könnte. Die Gardinen werden links und rechts zur Seite gebunden. Stores wie bei uns gibt es nicht. Oft wird auch ganz auf stofflichen Fensterschmuck verzichtet.

Wärend Tom die vergeblichen Versuche einer jungen Dame beobachtet, die es mit Kitesurfen versucht und ihren Kite nicht in die Luft bekommt, schaue ich in die Fenster. Dabei interessiere ich mich nicht nur für die Fensterdeko, nein auch für die Einrichtung.

Der Abend klingt geruhsam aus.

 

26.06.2013

Wir bleiben noch einen Tag, fahren nach Landskrona hinein und wollen mit der Fähre zur Insel Ven
hinüber. Da soll es eine Künstlerkolonie geben. Die Fähre verpassen wir aber, auf die nächste müssten wir 2 Stunden warten. Darauf haben wir keine Lust. Landskrona hat zwar eine alte Zitadelle zu besichtigen. Darauf haben wir auch keine Lust. Wir vertrödeln den Tag einfach.

 

27.06.2013

Auf nach Hause! Die Maut für die Öresundbrücke kostet uns 94 Euro. Ich finde es unerhört. Es kommt aber noch dicker. Wir sind auf die Idee gekommen, die Vogelfluglinie zu nehmen, um nicht durch ganz Dänemark zu fahren und über Flensburg in Deutschland rein zu kommen. Wir nehmen die Fähre von Rögby nach Puttgarten auf Fehmarn. Für 19 km bezahlen wir dann 130 Euro!

Auf Fehmarn bleiben wir noch 2 Nächte. Durch die teure Abkürzung haben wir Zeit gespart. Der Campingplatz liegt links neben der Fehmarnsundbrücke. Auf diesem Platz erwartet uns deutsche Spießigkeit. Es gibt Schrankenöffnungszeiten und Müllabgabezeiten. Wobei die Abgabe des Mülls nur
gut sortiert erfolgen kann, was auch kontrolliert wird. Hier wird dem Camper nicht zugetraut dies selbstständig erledigen zu können. Kommt man verspätet an und ist die Schranke bereits geschlossen, mußt du halt draußen bleiben und bis zum nächsten Morgen warten. Vor 8.00 Uhr kann man dann den Platz auch nicht verlassen. Eilig haben ist nicht. Aber der kleine Laden öffnet noch einmal für uns. Der schließt normalerweise schon 17.00 Uhr. Prima, wir können also heute
Abend vernünftiges Brot essen. In Schweden gibt es nur süßes Brot. Selbst dunkles Roggenbrot schmeckt widerlich süß.

 

28.06.2013

Den heutigen Tag verbringen wir auf Fehmarn. In Burg lässt es sich richtig gut shoppen. Ich kaufe einen kleinen Rucksack und eine super günstige Outdoorjacke. Der Tag vergeht wie im Flug.

Auf dem Weg zu den Duschen rennt ein Trupp Kinder aufgeregt an mir vorbei. Ein Mädchen fragt
mich, ob ich einen Kanarienvogel vermisse. Hä? Ich habe zwar einen Vogel, aber den vermisse ich nicht, der ist anbeboren. Nein sage ich verwundert, da flattert auch schon was Gelbes an mir vorbei. Kreischend und mit einem Fischnetz bewaffnet rennen die Kinder hinterher Nach dem Essen machen wir einen kleinen Spaziergang. Laufen am Strand entlang und über den Platz. Unter einem Wohnwagen piepst etwas Gelbes. Da sitzt zitternd der kleine Vogel. Ich versuche ihn zu locken. Das Kerlchen tut mir leid. Er hopst noch tiefer unter dem Hänger. Tom hält mich davon ab,
drunter zu kriechen um ihn hervor zu holen.“ Was willste denn mit dem Vogel.“ „Na in der Rezeption abgeben“, sage ich. “ Ja freilich die werden sich bedanken“, meint Tom. Naja Recht hat er ja. Mitnehmen können wir das Tier auch nicht. Da wartet Jack auf uns und er hat Vögel zum Fressen
gern. Er gehört zum alten englischen Adel und von Beruf ist er Jagdhund. Das Federbällchen hätte nicht mehr lange Freude am Leben.

In dieser Nacht stürmt und regnet es. Ich muss an das kleine Vögelchen denken und hoffe es kommt mit dem Leben davon. So ist das manchmal. Da sitzt einer im goldenen Käfig und träumt von der Freiheit. Nun hat er sie endlich, da bringen ihn die Gefahren einfach um.

 

29.06.2013

Wir fahren an einem Stück nach Hause. 16.00 Uhr erreichen wir Freital.

Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub!

 

 

 

 

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