Nach Italien geht es über Görlitz

 

06.09.2013

Unser Herbsturlaub fällt in diesem Jahr mit dem 20. Folklorum zusammen. Einem verrückten Festival, auf der Kulturinsel Einsiedel, am östlichsten Punkt Deutschlands, direkt in den Neißeauen. Wir wollen es auf keinen Fall verpassen. Es ist das letzte seiner Art, so behaupten es die Vorankündigungen. Was genau das bedeutet
haben wir nicht herausfinden können. Für uns heißt es 2,5 Tage verrücktes Halli Galli und buntes Treiben auf 13 Bühnen. Dieses Mal ist auch Katja mit dabei. Sie schläft in Toms, noch nie benutztem Zelt. 
Die Anreise gestaltet sich schwierig, denn im Tunnel Königshainer Berge hatte es einen Brand gegeben. Nun ist das letzte Stück Autobahn vor der polnischen Grenze gesperrt. Wir müssen einen großen Umweg fahren, dabei sind wir ohnehin spät
dran und nur zeitiges Kommen sichert gute Plätze. Der Zeltplatz ist eine große Weide, die alljährlich umfunktioniert wird. Unser alter Standplatz ist bereits belegt und es ist auch sonst nichts mehr frei. Mit Mühe und Not finden wir noch ein Eckchen wo wir uns hinein quetschen können. Schnell ist alles aufgebaut und kurze Zeit später sind wir von Zelten komplett umringt und zugebaut.

Wir machen uns auf zur Kulturinsel. Die Eintrittskarten werden in Bändchen getauscht, die man um den Arm bekommt. Als wir am Eingang ankommen erwartet uns eine 200 Meter lange Schlange. Tom ist sofort wild entschlossen umzukehren. „Ich setz mich
lieber unter das Vordach und trinke ein Bier. Hier stelle ich mich nicht an“, meint er. „Wir stellen uns hier auch nicht an“, sage ich. Katja lacht und weiß genau was ich damit meine. Wir laufen mal eben bis ganz vor zum Eingang. Tom kommt hinter uns her. „Das ist jetzt aber nicht das, wonach es aussieht? Ihr wollt euch doch nicht etwa vordrängeln? So was macht man nicht. Wir versuchen es lieber später noch einmal.“ Ich beruhige ihn. „Wir schauen doch nur mal warum das nicht voran geht.“ Ganz vorne am Einlass kämpft einsam eine genervte Sicherheitsblondine. Auf meine Frage motzt sie herum, sie könne auch nicht hexen und Verstärkung muss jeden Moment kommen.
Das klingt doch schon gut. Also machen wir mal schnell einen unauffälligen Eindruck. Irgendwie wird das schon klappen. Tatsächlich rücken ein paar bullige Typen an. Unverkennbar sind das Türsteher und die erhoffte Verstärkung. Sie machen sich sofort an die Arbeit. Einer blafft mich an, ob ich hier nur herumstehe oder rein will? Naja wenn wir so genötigt werden…….1 Minute später sind wir drin. Tom murmelt noch so was wie: „ Auf was habe ich mich hier eingelassen, das kann ja heiter werden mit den beiden.“ Aber er ist dann doch ganz froh, dass es so schnell ging. 
Im Dunkeln
ist es zum Folklorum besonders schön. Die Stände sind nur mit kleinen Lämpchen oder Kerzenlicht illuminiert. Es brennen Lagerfeuer und der Duft von Holzrauch vermischt sich mit dem Geruch verschiedener Leckereien. Unter den großen Badekesseln brennen die Feuer. Mit einer Leiter kann man hinein klettern und baden, wenn man will. Auf der „Freien Bühne“ heizen Musiker mit Trommelklängen ein. Der erste Stand der mich spontan anzieht, ist der Maultrommelstand. Von einem Lebenskünstler bekomme ich einen
Schnellkurs zu verschiedenen Maultrommel-Spieltechniken, garniert mit seltsamen Lebensweisheiten. Tom und Katja stehen daneben und haben sichtlich Spaß. Tja, schrullige Menschen gibt es hier in
Mengen. Aber genau das macht es ja so spannend. Lauter Verrückte und wir mittendrin. Die zierliche Dan Moi Maultrommel aus Vietnam kaufe ich dann später noch.

Wir zeigen Katja das riesige Gelände. Sie meint dass sie sich hier niemals alleine zu recht findet und sich sicher verlaufen wird.“ Abhanden gekommene Kinder werden im Organisationsbüro
abgeholt. Das ist doch ganz einfach“, sage ich zu ihr.
Wir sind
müde und gehen bald zurück zum Caravan. Der Abend klingt mit Rotwein, Brot und Käse aus.

 

07.09.2013

Lange ausschlafen ist nicht. Rings herum wohnen junge Eltern mit kleinen Kindern. Alles Teppichratten, die 6.00 Uhr die Augen öffnen und Krawall machen. Am Vormittag wollen wir eine Runde übers Gelände machen. Uns quasi eine Überblick bei Tageslicht verschaffen und über die Neiße nach Polen rüber laufen. Es ist ein sonniger Morgen und es scheint ein heißer Tag zu werden. Um diese Zeit hat die Kulturinsel auch ihren Reiz. Es sind noch nicht so viele Leute unterwegs. Manchmal schlafen die Künstler oder Techniker direkt auf den Bühnen, stehen dann auf und machen Musik. Die Feuer vom Vorabend glimmen noch vor sich hin. Die witzige und wackelige Holzbrücke über die Neiße sieht schon wieder anders aus, als im vorigen Jahr. Neu ist auch das Erlebnisdorf in Polen. Wir versuchen es zu Fuß zu erkunden, aber die Sonne brennt bereits erbarmungslos. Ich habe keine Lust so weit zu laufen. Fettsche
Wurscht (die Tom so liebt) gibt es auch noch nicht, der Grill wird gerade erst angeheizt. Auf dem Rückweg schnell noch einen Blick zu unserem Haus und Hof Fellhändler. Ja wir geben wieder Geld aus für unnütze aber schöne Dinge aus kuscheligem Fell.

Am Nachmittag sind wir verabredet. Peter, ein Freund von uns hat eine Familienkarte fürs Folklorum gewonnen. Eine Familie hat er aber nicht. Dafür haben wir eine. Meine Schwester wäre gerne mit der ihrigen gekommen. Die Tageskarten für 3 Personen sind der helle Wahnsinn. Sie müsste pro Person das Gleiche bezahlen wie wir im Vorverkauf für alle drei Tage. Wir glauben, das war die anderen Jahre nicht so. Irgendwie ist dieses Jahr auch nicht so viel Publikum
da, zumindest ist das mein subjektiver Eindruck. Also kurz und gut, wir bringen die beiden Parteien zusammen. Unter unserem Vordach gibt es dann zur Einstimmung ein Likörchen für alle. Emma, meine Nichte, verfällt sofort in Ihren Haben-wollen-Modus. Ihr erster Wunsch, sie möchte auch so einen Wohnanhänger wie wir ihn haben. Es folgen dann noch ein Pony, ein kleines was ins Auto passt, ein Kaninchenfell, gefilzte Zopfhalter. Beim Mäuse Roulette kommen
noch Babymäuse auf den Wunschzettel. Pulswärmer aus Fell…ich weiß nicht ob ich mir alle ihre Wünsche gemerkt habe.

Mir fällt auf, dass die Raucher auf dem Folklorum irgendwie ekligen Tabak rauchen. Das Zeug stinkt eigenartig. Ich vermute, es ist so ein ganz billiges Kraut. Ich teile meine Vermutung Katja mit. Sie lacht mich aus. Die rauchen alle Gras, meint sie. „Woher weißt du denn wie Gras riecht?“ Das macht mich jetzt stutzig. Nun kommt eine unglaubliche Geschichte, von einer Bahnfahrt und ein ganzes
Abteil voller Soldaten, die alle Haschisch rauchten. Ja, klar ganz bestimmt. Seiner alten Mutter kann man ja solche Geschichten erzählen.

Am Abend wollen wir zum Konzert von Eric Fish, dem Frontmann von Subway to Sally. Wir sind zwar an der richtigen Bühne, dieses Konzert wurde aber kurzfristig auf eine andere verlegt. So bleiben wir bei Cromdale, einer Celtic Rock Band hängen. Die sind ganz nach meinem Geschmack. Wir rocken so richtig ab. Nach Konzertende laufen wir schnell zur Großen Bühne  und bekommen sogar noch die letzten Lieder von Eric Fish mit, dessen Konzert etwas später begann. Der lange Kerl vor uns macht Platz damit wir wenigstens ein bisschen sehen können. Katja baggert ihn gleich mal an. Der filzhaarige Mensch ist jetzt nicht gerade der Typ Schwiegersohn, den ich mir vorstelle. Der hat bestimmt Läuse! Am Ende des Konzerts zieht er ein kleines Tütchen aus der Tasche, entnimmt eine weiße Kapsel, die er sich in den Mund steckt. Ich ziehe Katja weg. „ Komm der Kerl nimmt Drogen, der hat sich gerade was eingeschoben.“ Sie schaut sich noch mal um und lacht sich halb kaputt. „Mutter, das war ein Zigarettenfilter, der dreht sich gerade eine Zigarette.“ Sie kriegt sich gar nicht mehr ein und für den Rest des Folklorums sagt sie immer wieder: „Schau dir dort den mal an, der ist doch voll auf Filter.“ So verspottet sie nun ihre Mutter und Tom stimmt mit ein.

 

08.09.2013

Es ist Sonntag und das Folklorum neigt sich dem Ende zu. Ich ersteigere noch schnell einen Kerzenfresser auf der Auktion der Turisedischen Botschaft. Langsam leert sich am Nachmittag der Campingplatz. Auch wir packen ein. Katja fährt wieder nach Hause. Wir müssen noch mal umpacken, Getränke laden, duschen gehen. 21.00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Italien. Es ist kühl geworden und fängt sogar an zu regnen. Wir übernachten im strömenden Regen auf einem Rastplatz hinter Zwickau.

 

09.09.2013

Ganz früh am Morgen brechen wir auf. Es dämmert gerade. Der Weg führt uns am Bodensee vorbei, durch die Schweiz, wir passieren den San Bernardino Tunnel. Das ist jetzt Mauttechnisch nicht die billigste Variante, aber definitiv die kürzeste. Unser Urlaub ist begrenzt. Am Abend erreichen wir den Lago Maggiore. Eigentlich wollten wir bis Dormeletto kommen. Landen dann aber 100 Kilometer davor in
Cannobio. Wir haben einfach keine Lust mehr weiter zu fahren. Wir ergattern den letzten Platz auf dem ACSI Camp. Es ist unglaublich eng hier. Tom hat alle Mühe den Hänger über die schmalen Wege zu manövrieren. Wir werden von einer korpulenten deutschen Seniorin aufgehalten. Aufgeregt fuchtelt sie mit den Armen. Wir könnten hier nicht mehr weiter. Der Platz da hinten sei schon vergeben. Die Leute haben ihn sich gerade angesehen. „Tja, dumm gelaufen, ich habe den Platz gerade bezahlt.“ antworte ich und wedele ihr mit dem Beleg vor der Nase herum. Die Gute war bestimmt mal Hausmeisterin. 
Es sei der größte Stellplatz auf dem ganzen Areal, hatte uns der Rezeptionist versichert. Er ist so eng, dass wir das Vordach am Auto befestigen müssen. Der freundliche Brite von nebenan hilft uns mit den Hänger in Position zu kommen. Genau gegenüber wohnt ein Seniorenpaar aus dem Schwabenland. Ihr etwas übergewichtiger Cocker Spaniel Aladin begrüßt uns freudig. Er zeigt mir sofort wo er gekrault werden möchte. Nun lümmelt er an meinen Beinen, der Kopf hängt nach unten. Er sabbert, verdreht die Augen und grunzt genüsslich während ich ihn am Rücken kraule.

Es ist ein warmer aber trüber Abend. in der Nacht fängt es nun auch hier an zu regnen.

 

10.09.2013

Es regnet aber es ist nicht kalt. Wir finden das gar nicht schlimm und relaxen einfach. Tom sitzt im Regen unterm Vordach und liest. Ich quäle die Dan Moi. Ab und zu kommt Aladin zu Besuch. Immer dann wenn sein Frauchen mal nicht aufpasst stiehlt er sich davon. Die beiden Schwaben sind liebe und herzliche Leute.

Am späten Nachmittag hört es auf zu regnen. Ich habe genug gefaulenzt und würde mir gerne Cannobio anschauen. Tom fügt sich seinem Schicksal. Ich würde ja doch keine Ruhe geben, meint er.

Cannobio ist ein echtes Schmuckstück. Genau wie man sich eine italienische Kleinstadt vorstellt. Im Hafen schaukeln keine Boote, eine saubere Piazza, kleine Gässchen und Geschäfte mit feinsten Leckereien kann man hier finden. Es wimmelt nur so von deutschen Senioren. In den Alpen hängen noch dicke Regewolken, aber der See liegt ruhig vor uns. Es soll wieder schöner werden.

 

11.09.2013

Tatsächlich, die Sonne strahlt. Die beste Voraussetzung für unser Vorhaben, zu den Borromäischen Inseln zu fahren. Die Straße schlängelt sich am Ufer entlang.
Links geht es hinab zum See, rechts hinauf in die Alpen. Die Gegend macht einen engen gedrungenen Eindruck. Der Platz um Häuser zu bauen scheint begrenzt.
Trotzdem finde ich den Lago Maggiore schöner als den Gardasee. Von Stresa aus können wir mit Shuttle Booten die Inseln erreichen. Wir buchen alle drei Inseln, was uns im Nachhinein als Fehler erscheint. Die erste Insel, die wir ansteuern, ist die Isola Madre. Sie ist quasi ein riesiger botanischer Garten mit einem Schloss darin. Hinein kommt man natürlich nur mit Eintritt. Wenn ich bedenke, was wir in Schweden an Eintrittsgeldern investiert haben und jedes Mal
enttäuscht worden sind. Naja egal, mein gärtnerisches Interesse hält sich in Grenzen, solange man nichts ernten und essen kann. Tom meint, wenn er Bäume gucken will setzt er sich in Klingenthal vor sein Haus. Also wird uns das Tor zum Gartenreich verschlossen bleiben. (Im Nachhinein und nach Recherchen im Internet, meine ich, es hätte sich doch gelohnt.) Wir schauen uns an, was man
sich anschauen kann und das ist nicht viel. Essen ein Eis und fahren mit dem nächsten Shuttle weiter. Es geht zur Isola dei Pescatori (deutsch: Fischerinsel), auch Isola Superiore genannt. Sie ist seit dem 14 Jahrhundert dauerhaft bewohnt und mit einem Fischerdorf bebaut. Die Leute leben vom Fischfang und vom Tourismus. Es gibt jede Menge Restaurants und Geschäfte. Was uns echt gut gefällt. Wir schlendern über die Promenade, bewundern den kleinen Hafen mit der Madonna, streifen durch die Gassen, trinken einen Kaffee. Toms hört aus dem Stimmengewirr Mannsfelder Dialekt heraus und ist ganz begeistert. Fortan übt er sich, diesen Dialekt nachzumachen. Da wird immer über unser schönes „Sächssch“ gelästert, aber gegen
diesen üblen Dialekt klingt das Meißner Sächsisch geradezu lieblich in meinen Ohren.

Die Isola Bella ist die letzte der drei Inseln. Es gibt hübsche Gassen, kleine Läden und einen stolzen Palast mit Garten, den wir nicht besichtigen. bei 30 Grad bin ich nun auch ziemlich kaputt. Am späten
Nachmittag fahren wir zurück.

Aladin freut sich, dass wir wieder da sind und bietet sich bereitwillig zum kraulen an. Das kommt mir sehr bekannt vor.

 

12.09.2013

Wir verlassen Cannobio. Die beiden Schwaben wollen uns gar nicht gehen lassen. So nette Campingbekanntschaften hat man selten, meinen sie. Aladin will auch mitmischen und verabschiedet sich genau so herzlich wie sein Herrchen und Frauchen.

Wir brechen auf nach Elba. Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit für Gespanne beträgt in Italien 80 kmh. Mein gewissenhafter Tom hat den Tempomat auf 83 eingestellt. Wir werden so ziemlich von allen überholt. LKW, andere Gespanne, sogar ein Lastzug mit Hänger beladen mit PKW düst an uns vorbei. Ich befürchte, wir kommen niemals an, wenn wir so weiter schleichen. Irgendwann merkt er das selbst und stellt den Tempomat auf 90 kmh ein. Mutig, mutig. Am Nachmittag erreichen wir Piombino. Die Frau, die die Tickets verkauft meint, die nächste Fähre geht in 15 Minuten. Tom bekommt hektische Flecken und murmelt etwas von wegen Stress und eigentlich wollte ich mich noch umziehen. Egal, so schnell können wir gar nicht denken wie wir auf der Fähre stehen und schon legt sie ab. Seine Hosen wechselt er dann einfach auf dem Schiff. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir Portoferreio, die Inselhauptstadt. Wir hatten vorher beschlossen auf der Nordseite der Insel zu bleiben, weil es dort etwas ruhiger zugehen soll. 10 Minuten später sind wir am Campingplatz Roselba le Palme. Tom ist müde und kaputt nach der langen Fahrt. Er nörgelt herum: „ Ich wollte doch aber am Wasser stehen hier gibt es nur Bäume.“ Ich schlage vor umzukehren um quer über die Insel zu fahren, hinüber
zur Südseite wo die schönen Strände sind. „ Nun stehe ich aber schon in der Einfahrt und kann nicht einfach umdrehen“, mault er weiter. Wir beschließen uns den Platz mal anzusehen, weiter fahren können wir immer noch.
Mit einem Elektromobil, was man auch von Golfplätzen her kennt, werden wir über den Platz chauffiert um uns einen Stellplatz auszusuchen. Im allerletzten Winkel des Camps bekommt Tom glänzende Augen. „ Ja hier ist es schön, den Platz nehmen wir.“ Ich bin froh, also bleibt mir die Inspektion sämtlicher Plätze der Insel erspart. Wir stehen nun wirklich im hinterletzten Winkel aber mit herrlichem Blick auf einen Berg mit Burgruine. Die Pinien duften, der Oleander blüht. Die Abendsonne schickt uns ihre letzten wärmenden Strahlen. Hier ist noch Sommer, während in Deutschland schon der Herbstwind über kahle Felder pfeift. Schnell
ist aufgebaut und wir machen es uns vorm Caravan gemütlich. Ich bin gerade dabei Abendbrot zu machen, als Tom meint, wir müssen noch mal abbauen. Der Zeltteppich liegt nicht richtig. Er müsste 5 cm weiter rüber, damit er wirklich mittig liegt. Für mich ist das nicht nachvollziehbar und ich weigere mich, mich an diesem Unsinn zu beteiligen. Dafür nennt er mich dann faul. Von mir aus.

Der Sanitärtrakt ist unendlich weit entfernt. Quasi einmal das Bärenloch (Klingenthal) runter und wieder rauf. Ich überlege ob ich mit dem Auto runter fahre. In Ermangelung eines Parkplatzes verwerfe ich die Idee wieder. Außer uns steht hier noch ein Wohnmobil aus dem Stuttgarter Raum. Es gehört einem jungen
Paar mit Baby, was erst ein halbes Jahr alt ist. Ich frage mich mal wieder, ob das sein muss. Weder die Eltern noch das Kind haben was von ihrem Urlaub. Sie verbringen quasi jeden Tag vor ihren Reisemobil, schieben ab und zu den Kinderwagen um den Campingplatz. Das war es auch schon. 
Der Abend
ist warm und angenehm. Wir gehen trotzdem früh zu Bett. Ich habe es mir gerade in selbigen gemütlich gemacht, als ich an der Wand eine der biblischen Plagen entdecke. Eine fette grüne Heuschrecke hängt genau über mir. Ich schreie und greife schon nach meinem Schuh um das Insekt zu meucheln. Tom hält mich davon ab und entfernt das arme Ding vorsichtig mit seinem Lederhut. Jetzt kann ich beruhigt schlafen, während Tom noch einen Film schaut. Irgendwann werde ich wach, Tom schaut immer noch Film. Als ich ihn ansehe bekommt er einen entsetzten Gesichtsausdruck. Ich folge seiner Blickrichtung und entdecke keine 10 cm über mir, an der Gardine noch so ein fettes grünes Ding. Es folgt Schreikrampf Nr.2
bis Tom das Ding wieder entfernt. Der Kerl hätte mich glatt mit der Heuschrecke schlafen lassen.

In der Nacht werde ich nochmals wach. Ich höre ein lautes Keckern dann langes Kreischen und Schreien. Ich glaube 2 Tiere zu
hören, die diese Laute verursachen. Was mag das sein? Es klingt wie das Gezeter von Affen im Zoo. Noch drei Nächte lang werde ich von dem Spektakel wach. Es hört sich wirklich an wie Affen. Das Rätsel wird sich nicht auflösen lassen.

 

13.09.2013

Ein warmer und sonniger Morgen erwartet uns. Wir machen einen weiten und langen Ausflug zur Dusche und frühstücken anschließend ausgiebig.

Meine Idee für den heutigen Tag wäre eine Inselrundfahrt zu machen. Elba ist nicht groß. 30 km in der Länge und nur 5 – 18 km in der Breite. Großartige Sehenswürdigkeiten und alte Kulturgüter sucht man auf der Insel vergebens, obwohl schon die Etrusker hier waren. Selbst ausgesprochene Fans von Napoleon werden
nicht viel finden. Auf Elba kann man wandern, Rad fahren, baden gehen, die Sonne und gutes Essen genießen. Mein Plan ist, einfach mal so auf gut Glück los fahren, sich orientieren, fotografieren und anhalten wo es uns gefällt. Tom zickt schon wieder. Ziel- und planlos fährt er nicht durch die Gegend. Der sofortige Plan heißt Portoferreio. Auf dem Weg dahin kommen wir zwangsläufig an einer Ausgrabungsstätte vorbei, der Villa Romana. Was wir vorfinden ist
verriegelt, verrammelt und zu gewuchert. Schade eigentlich. Ein paar alte Mauern und einen schönen Blick über die Bucht von Portoferreio muss man doch nicht sichern. Da gibt’s nichts zu klauen und Geld verdient so auch niemand.

In Portoferreio ist Wochenmarkt. Der Parkplatz ist zugeparkt, auch der vom Coop Markt. Unterhalb der Festung finden wir einen kostenpflichtigen Platz, der ist leer. Auf dem Weg zum Wochenmarkt holen wir uns in der Touristeninformation eine Karte von Elba. Mein Reiseführer hatte da nichts zu bieten.

Märkte in fremden Ländern faszinieren mich immer. Es gibt vom Kochtopf bis zum Zwirn, allen möglichen Kram und unbekannte Leckereien. Leider habe ich gut vorgesorgt, so dass wir Mühe haben werden unsere Vorräte aufzubrauchen. Wir kaufen Tomaten,
Pfirsiche und Weintrauben und zahlen für einen ganzen Beutel voll 2,80 Euro. Die Trauben sind klein, gelb und fleckig. Es sind die besten, die ich je hatte. Sie sind süß wie Rosinen und so was von aromatisch. Tja, die großen Trauben, die wie gemalt aussehen aber nicht annähernd so gut schmecken, exportieren sie lieber nach Deutschland. Wir erstehen noch ein Räuchergefäß was hervorragend funktioniert. Das stelle ich natürlich erst am Abend fest.

Wir laufen noch ein wenig durch die Altstadt und den Hafen Darsena. Das ist der alte Hafen und er ist wirklich schön. Die Luxusjachten auch. Es ist heiß, verdammt heiß.
Ich hätte Lust zu baden. Die Badesachen haben wir vorsorglich mit. Unser Vorhaben scheitert nicht an fehlenden Stränden sondern an der Parkplatzsituation. Nicht dass die voll wären, nein es gibt einfach keine.
Haben wir Strand gefunden, können wir nicht parken und können wir parken, ist der Strand scheiße. Frust!!!

Wir fahren zurück zum Campingplatz. „ Sag mal, hat der Platz nicht einen Pool?“ fragt Tom. Tatsächlich, er hat. Und was für einen. Ich bin begeistert. Unter Palmen schillert blaues Wasser. Der Pool ist richtig schön groß, das Wasser sauber und kalt. Die Teppichratten vergnügen sich im Planschbecken des Kinderparadieses mit
Rutsche und Spritzefrosch. Cool. Das entschädigt mich für alles. Wozu baden im Meer wo es Fische gibt und Quallen. Tom
hingegen möchte nicht mit an den Pool. Gut, ich schwimme auch alleine.

Als ich zurück zum Hänger komme finde ich einen zufriedenen und ausgesprochen glücklichen Tom. Er hat es tatsächlich geschafft 
Satellitenempfang zu bekommen durch eine Lücke zwischen Bäumen und Bergen. Prima, alles ist gut. Der Abend ist herrlich mild. Mücken und Heuschrecken machen einen Bogen um uns. Ich nebele den ganzen Platz ein mit der neuen Räucherschale und dem selbst gesammelten Kiefernharz aus dem Vogtland.

 

14.09.2013

Da ohne Plan nichts geht, fahren wir heute absolut planvoll nach Porto Azzurro. Es geht erst mal den Berg herauf, vorbei an der Burgruine Volterraio, der ältesten Burg Elbas. Sie rottet leise vor sich hin und verfällt. Einst diente sie als Wach- und Verteidigungsburg und wurde nie eingenommen. Auch nicht von den Türken, die
wohl des Öfteren auf Elba wüteten. Trotzdem sollte man sie besuchen wenn man schon mal da ist, so die Aussagen auf diversen Internetseiten. Hmm? Mein Reiseführer meint dazu: Verfallene Ruine, schöner Ausblick, es führt keine Straße hinauf, der Wanderweg ist schattenlos, steinig und steil, Dauer der Wanderung ca 45 Minuten. Es sind beinahe 30 Grad, ich habe darauf überhaupt
keine Lust und Tom zum Glück auch nicht. Die Straße schlängelt sich in Serpentinen durch die Berge. Immer wieder kommen uns Italiener in ihrem winzigen Fiat entgegen gerast. Sie schneiden die Kurven und fahren wirklich wie die Henker. Hinter nicht einsehbaren Kurven stehen ständig Radfahrer, die schlapp gemacht haben.

Kurz vor der kleinen Hafenstadt geht ein Kiesweg ab zur Wallfahrtskirche „ Madonna di Monserrat“. Unter uralten Pinien parken wir und wandern die restliche Strecke hinauf zur Kirche. Leider gibt es kein gutes Foto von Ihr, da sie von unten nicht zu sehen ist. Steht man dann oben, ist man einfach zu dicht dran. Schade, das hübsche, alte Kirchlein ist geschlossen. Wir sind nicht die Einzigen, die darüber enttäuscht sind.

In Porto Azzurro gibt es eine kleine Miene zu besichtigen. „La Piccola Miniera“ Mit einem Zug geht es durch die 250 Meter lange, nein kurze Mine. Eigentlich handelt es sich um einen betonierten Gang mit aufdrapierten Edelsteinen und einer kleinen Grotte mit Tropfsteinen. Da ist nichts echt, in wenigen Minuten ist der Zug durch gerattert. Das Bergbaumuseum ist eher was für Kinder. Anschließend
erwartet uns noch eine Verkostung elbanischer Spezialitäten. Wir bekommen einen roten Wein, den Aleatico angeboten. Der Dessertwein ist ausgesprochen süffig, schwer und süß, einfach nur lecker. Er kostet schlappe 18.00 Euro. Ist mir dann doch zu billig. Eine typisch elbanischen Spezialität ist auch ein Kuchen. Der Schiaccia, besteht aus schwerem Hefeteig mit Rosinen, Nüssen und Pinienkernen, welcher mit dem Aleatico getränkt wird. Er erinnert uns geschmacklich an Weihnachtsstollen.
Ein kleines Küchlein, soll 10 Euro kosten. Wir finden den gleichen Kuchen dann in Porto Azzurro für nur 4 Euro. Er schmeckt genau so lecker. In einer Edelsteinmine gibt es natürlich auch jede Menge Edelsteine. Ich glaube die Pseudomine ist nur ein Trick um Besucher in den Steineladen zu locken. Auf Ständern hängen Ketten für 5–15 Euro. Nichts Außergewöhnliches.
In einer Vitrine entdecke ich dann die wirklich interessanten Schmuckstücke.
Ein mehrsträngiges Smaragdcollier erregt meine Aufmerksamkeit. Es besteht aus unzähligen facettierten, winzigen Perlen. Den Preis muss ich suchen und ich entdecke ihn gut versteckt hinter dem Collier, er spiegelt sich in der Rückwand. Eine 8, es folgen 4 Nullen. Spontan gefällt mir immer das teuerste Stück. Bei Schmuck wie bei Schuhen. Tom tröstet mich mit den Worten: „ Das kannst du doch auch selber machen.“
Das kleine Hafenstädtchen ist schön und sauber, alles perfekt renoviert, eine Piazza, ein Hafen, verschlafen, ruhig, langweilig. Wir kaufen noch etwas Brot, Obst und Käse und fahren dann zurück, gehen schwimmen im Pool, relaxen, lesen und
vernaschen den Weihnachtskuchen.

 

15.09.2013

Der etwa 30 km entfernte Mount Capenne ist mit 1019 Metern, die höchste Erhebung der Insel und unser heutiges Ziel. Der Parkplatz ist, wie nicht anders zu erwarten, voll. Wir parken am Straßenrand in der Hoffnung nicht abgeschleppt zu werden. Ich beruhige mich mit dem Gedanken, dass auf diesen engen Straßen eh kein Abschleppauto durchkommt. Wir fragen uns wie das hier in der Hochsaison zugeht, wenn die Insel Verkehrstechnisch selbst in der
Nebensaison an ihre Grenzen stößt.

Mit einer Kabinenbahn wollen wir hinauf zum Gipfel. Das lustige Ding nennt sich tatsächlich so. Dabei sind die Kabinen nur quietsche gelbe Metallkörbchen. Es passen im Stehen gerade so 2 Leute hinein. Der Spaß kostet hoch und runter 36 Euro. Mit uns kommt ein deutsches Paar und ihr Schäferhund an der Bahn an. Ich frage mich, wie und vor allem warum die Leute mit dem Hund da hinauf wollen.

Wir müssen uns auf markierte Plätze stellen und wenn ein Körbchen kommt, schnell hinein springen. Ich habe ja eigentlich eine latente Höhenangst und die Schaukelkörbe erscheinen mir im höchsten Maße suspekt. Ich kralle mich fest während Tom hinter mir, mit großer Begeisterung fotografiert. Ich wundere mich darüber wie man
sich bei dieser Tätigkeit derart bewegen muss und kralle mich noch fester. Tom dreht und wendet sich, bleibt mit dem Rucksack hängen, das Körbchen schaukelt wie blöd. Ich flippe aus. Er findet es lustig, bewegt sich dann aber etwas vorsichtiger. Nach 20 Minuten ist der Gipfel erreicht. Tom stürzt sofort los, Richtung Gipfel, bevor noch ein Anderer die besten Bilder weg fotografiert. Ich hopple in Pantoletten hinterher. Hab wieder mal das ideale Schuhwerk an den Füßen.

Ich muss mich erst mal an die Höhe gewöhnen bevor ich die Aussicht genießen kann. Der Gipfel ist ziemlich spitz und klein, besteht eigentlich nur aus Steinen und Geröll und es geht steil hinab. Viele
Menschen kraxeln auf ihm herum. Dicke, atemlose Omas und Kinder die so klein sind, dass sie selbst auf gerader Strecke nicht laufen können ohne hinzufallen. Ich will mir nicht ausdenken wenn hier einer daneben tritt. Während ich so sitze, denke und genieße, erscheint der Schäferhund mit seinen wirren Besitzern. Das arme Tier hat Angst und macht sich ganz klein, kriecht förmlich auf dem Bauch. Es gibt hier oben eine Plattform, wahrscheinlich können da
Hubschrauber landen. Das wirre Hundeherrchen muss ganz bis an den Rand der Plattform treten und zerrt den armen Kerl an der Leine hinter sich her. Das Hundchen schaut mich gequält an und legt sich zur Sicherheit mal hin. Ich wünsche dem Blödmann, dass ihm sein Hund im Körbchen vor lauter Angst auf die Schuhe kackt.

Wir bemerken einen angenehmen Duft hier oben. Was mich wundert, denn außer Steinen gibt es hier nichts was duften könnte. Holzig, würzig, und es riecht ungewöhnlich stark nach Kastanien.

Wir trinken einen Espresso in der kleinen Bar und dann geht es wieder hinab. Es ziehen Wolken auf und beginnen den Gipfel in weiße Watte zu hüllen. Da hatten wir ja Glück. Erstaunlicherweise kann ich die Fahrt hinunter ins Tal echt genießen. Die Geröllfelder liegen hinter uns und wir tauchen in einen Wald, einen Kastanienwald, ein. Nun weiß ich woher der Duft kommt. Dabei handelt es sich
allerdings nicht um unsere heimische Rosskastanie sondern um Esskastanien, den Maronen. Die Früchte sind viel stacheliger und schmecken lecker.

Das Städtchen Marcia Marina, welches von oben aussah wie Spielzeug, wollen wir nun aus der Nähe betrachten. Auch hier ist nicht viel los. Die Geschäfte sind geschlossen und wenige Touristen sitzen in den Restaurants am Hafen. Nur der „Aqua dell Elba“ Laden hat geöffnet. Hier wird ein ganz spezielles Parfüm verkauft
und in Marcia Marina sogar hergestellt. Der Duft ist sehr frisch und kühl, die türkisfarbene Verpackung unterstreicht dies noch. Im Internet wird behauptet, es gäbe verschiedene Duftnoten. Wenn dem so ist, dann riechen sie alle gleich. Ich finde nicht, dass der Duft zu Elba passt und würde selbst eher holzig- würzige und warme Noten verwenden um die Insel zu charakterisieren. Na egal, vielleicht finde ich wieder mal Zeit um meine eigene Duftmischung zu kreieren.
Bevor wir zurück fahren gönnen wir uns noch ein Eis. Ich finde dass, das Eis in Italien um Längen besser ist, als das Eis bei den Italienern in Deutschland. Es kommt sicher auch auf die Zutaten an und das Ambiente und die Wärme, die Sonne, das Rauschen des Meeres und die Zeit, die man zum Genießen hat.
Wir wollen noch die Sommerresidenz vom kleinen Napoleon besichtigen, die leider geschlossen hat. Mein Reiseführer kann der Sache auch nichts Besonderes abgewinnen. Na egal.

 

16.09.2013

Unsere Tage auf Elba sind gezählt. Zwei Dinge haben wir noch vor. Capoliveri besuchen und Essen gehen.

Den Vormittag allerdings nutzen wir, um schon langsam unseren Kram zu packen. Erst gegen 15.00 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Capoliveri. Es soll der älteste Ort auf Elba sein und ein sehr wehrhafter dazu. Wir fahren knapp 18 Kilometer, schon von weitem ist der Ort zu sehen. Er befindet sich auf einer Anhöhe dem
Mount Calamita. Hier mangelt es nicht an Parkplätzen. Ganz im Gegenteil. Capoliveri ist umringt von Parkmöglichkeiten. Die Stadt ist im Sommer, der meist besuchte Ort auf Elba. Hier walzen ganze Heerscharen von Touris durch. Uns zeigt sie sich allerdings schon ziemlich verschlafen. Kein einziges Geschäft hat mehr geöffnet. Wir schlendern durch enge Gassen, Trepp auf, Trepp ab, unter Torbögen hindurch. Von beinahe überall haben wir Blick aufs Meer. Auf der
Piazza sind immerhin eine Pizzeria und eine Eisbar geöffnet. Die wenigen Touristen in der Stadt sitzen hier in der Sonne. Wir gönnen uns ein Eis und machen uns auf den Rückweg. Schade, ich wäre so gerne durch die Geschäfte geschlendert.

Wir beschließen, da wir ja essen gehen wollen, in das Restaurant auf dem Campingplatz zu gehen, welches erst 19.00 Uhr öffnet. Damit es nicht ganz so doof aussieht machen wir uns 19.15 Uhr auf den Weg dahin. Immerhin, sie haben
schon geöffnet. Am Pizzaofen herrscht reges Treiben und die ersten Pizzakunden stehen Schlange. Wir nehmen auf bunten Plastikstühlen Platz. Das Restaurant hat den Charme eines Kleingärtnervereinshauses mit maritimer Dekoration. Die Pizzen
duften verführerisch und sehen lecker aus. Wir sitzen und sitzen. Irgendwann erscheinen auch die Kellnerinnen und das restliche Küchenpersonal. So genau nimmt man es in Italien wohl nicht mit der Pünktlichkeit. Die Speisekarte ist vielversprechend und langsam trudeln noch mehr Restaurantgäste ein. Wir bestellen am Ende doch Pizza, es duftet einfach zu gut danach. Genau so lecker schmeckt sie dann auch. Schon ertönt aus der Küche Gesang. Der Koch schmettert eine Opernarie, laut und auch ein wenig falsch. Egal, ich finde es großartig. Die Spaghetti Vongole, die gerade am Nachbartisch serviert werden, sehen unglaublichgut aus. Es scheint, der Typ in der Küche kocht noch besser als er singt. Obwohl ich nur Wasser trinken wollte, hatte ich mich, keine drei Minuten nach meinem eigentlichen Entschluss gleich für einen ganzen Liter Weißwein entschieden. Tom wundert sich mal wieder über mich.

 

17.09.2013

Schon früh am Morgen verlassen wir Elba. Den ganzen Tag fahren wir nun zurück. Allerdings über Venedig, wo wir am Abend ankommen. Hier ist es schon deutlich herbstlicher als auf Elba, aber nicht ungemütlich. Der Campingplatz bietet ACSI Stellplätze.
Sie befinden sich im hinterletzten Teil des Platzes und sind verdammt eng. Wir verzichten auf den Rabatt und bezahlen am Ende einen ganzen Euro mehr, haben dafür wenigstens einen ausreichend großen Platz unweit des Sanitärtraktes.
Ein hübscher hellbrauner Hund streicht über den Platz. Er hat kein Halsband um, aber eine
verletzte Vorderpfote. Sicher ein Streuner, denke ich und locke das Tier. Es ist eine Hündin und sie ist überhaupt nicht scheu, frisst sehr selbstbewusst meine ganzen Wiener-Würstchen weg. Ein Pfiff ertönt, ein Ruf nach Diana, die Hündin spitzt die Ohren und düst davon. Drei Plätze weiter, ein deutsches Wohnmobil, da gehört sie hin. Wir erfahren, ein Camper hat Diana getreten und ihr das Bein gebrochen. Dabei sei der Mann selbst Hundebesitzer. Ich wundere mich nicht darüber. Wenn das Hundchen ständig über jeden Platz streicht und am Ende auch noch fremde Hündinnen anmacht? Da brauchen die sich doch nicht wundern. Ich würde meinen Hund nicht so frei und ohne Kontrolle im Ausland über jeden Campingplatz laufen lassen.

Wir verbringen einen ruhigen Abend vor unserem Caravan. Ich nebele wieder alles mit vogtländischen Kiefernharz ein. Neben uns ist ein Kanal, die Mücken allerdings machen einen Bogen um uns. Als ich es verdächtig plätschern und rascheln höre, ziehen wir uns dann zurück. Wir vermuten Ratten im Kanal.

 

18.09.2013

Jippi, heute geht es nach Venedig. Die öffentliche Bushaltestelle ist nur wenige Minuten vom Platz entfernt. Die Karten gibt es im kleinen Shop auf dem Platz, da wo es auch die leckeren Panini gibt. Vor mir steht ein höchstens drei Jahre altes Mädchen und verlangt im auswendig gelernten Italienisch drei davon. Der Mann hinterm
Tresen ist sichtlich beindruckt, ich auch. Sie gehört zu dem deutschen Paar rechts neben uns.

Gegen 11.00 Uhr machen wir uns auf in die Lagunenstadt. Ich habe den Wunsch Venedig bei Nacht zu erleben.

Der Bus ist rappelvoll. Die Klimaanlage funktioniert nicht. Der Fahrer fährt wie ein Henker. Ich bin zu klein um mich oben an der Stange richtig fest halten zu können, mir rinnt der Schweiß im Nacken hinunter. Lieber Gott lass uns schnell und heil ankommen!

Das erste was ich von Venedig sehe, sind die Kreuzfahrtschiffe. Zwei riesige Pötte ankern direkt in der Lagune. Unglaublich. Ich verstehe das nicht. Wieso bleiben die nicht draußen und bringen die Touristen mit Shuttlebooten in die Stadt?

Abenteuerlustig mit einem schlechten Stadtplan bewaffnet machen wir uns auf. Meine Eindrücke kann ich gar nicht in Worte fassen. Gassen, Gondeln, Kanäle und die Karnevalsmasken! Die Masken schlagen mich in ihren Bann, kann mich nicht satt sehen. Schnell stelle ich Unterschiede fest. Die aus Plastik und Fernost für 2,50 Euro und die echten venezianischen für schlappe 250,00 Euro und noch viel mehr. Ich fühle mich wie Alice im Wunderland!



Der Markusplatz ist zum Teil überschwemmt. Gerne würden wir uns den Dogenpalast von innen anschauen und den Markusdom. Jedoch die Leute stehen auf Laufstegen in ziemlich langen Schlangen davor, da können wir uns nicht einfach unauffällig vordrängeln.
Schade. Dann also auf zur Rialtobrücke, schnell noch ein Blick auf die
Seufzerbrücke und weiter geht es. Die Rialtobrücke ist beindruckend, von unten und oben.

Ein Stück Pizza auf die Hand, Fotos machen, so viele Menschen. Etwas ab vom Schuss am Kanale Grande finden wir eine Möglichkeit uns mal zu setzten. Wir lassen unsere müden Beine an einer Bootsanlegestelle im Kanal baumeln. Das tut gut. Die mittelalterlichen Kaufmannspaläste gegenüber sind halb restauriert, halb rotten sie vor sich hin. Ich befürchte, die Stadt hat so viele Baustellen und so wenig Geld, das wird nichts Gescheites mehr. Irgendwann geht sie unter. Ein Postboot, ein Krankentransportboot, ein Polizeiboot und ein Lieferboot eines Malers. Wie spannend, das nenne ich Wasserstraße.

Es ist später Nachmittag und lange hin bis zum Sonnenuntergang. Tom ist noch top fit, ich schwächele bereits. Noch mehrere
Stunden durch die Stadt wandern, das schaffe ich nicht mehr. Ich will zurück.
Tom würde gerne ein Glas Wein trinken, irgendwo abseits wo es gemütlich und nicht so teuer ist. Jedoch so was finden wir nicht. Langsam bewegen wir uns in Richtung Piazza di Roma, da wo die Busse abfahren. Entdecken so ganz nebenbei hübsche Ecken fern ab des normalen Touristenbetrieb, aber nirgendwo ein gemütliches
Restaurant. Wir sind nur wenige hundert Meter von der Haltestelle entfernt und haben noch eine halbe Stunde Zeit bis der nächste Bus fährt. Wir setzen uns auf die Stufen eines Kanals vor der deutschen Botschaft. Gegenüber bemerke ich Menschen mit Weingläsern in der Hand. Sie sitzen ebenfalls auf den Stufen. Das wollen wir uns näher anschauen. In einem kleinen Laden entdecken wir die Weinquelle und können unser Glück kaum fassen. Das Glas Weißwein kostet 60
Cent, Prosecco 90 Cent und Aperol Spritz 1,40 Euro. Mit vollen Gläsern in der Hand und zwei kleinen Panini mit Salami für
90 Cent lassen wir uns wieder am Kanal nieder. Der nächste Bus fährt ohne uns. Abwechselnd holen wir nach. Jetzt bin ich dran. Eine schon ziemlich beschwippste deutsche Seniorin drängelt sich vor. Egal. Ich möchte diesmal zwei von den Panini mit Schinken und stammle, zeigend, ähh due, due Panini. “Mädel, sag doch einfach Schinkenbrötchen“, meint der junge italienische Wirt hinterm Ladentisch in akzentfreiem Deutsch. „Äh, ja genau“, sage ich. Die deutsche Seniorin kichert und kriegt sich gar nicht mehr ein.

Ab und an kommen Leute und sammeln die leeren Gläser am Kanal und der Piazza dahinter wieder ein. Immer dann wenn dem Wirt die Gläser ausgehen, schickt er einfach seine Kunden los, um die Gläser einzusammeln. Dieses System scheint hervorragend zu funktionieren. In einem vollen aber klimatisierten Bus geht es
zurück.

Unsere rechten Nachbarn, die mit dem kleinen Mädchen,
haben ihren Platz mit kunterbunten Wimpeln, Fähnchen und Luftballons geschmückt. Jeder denkt die Kleine hat Geburtstag. Aber sie klärt alle auf. Der Papa ist das Geburtstagskind! Ich traue meinen Augen nicht. Der Festtagsschmaus besteht aus Makkaroni mit Rührei und Wein. Na Prost Mahlzeit!
Kaum sind wir am Caravan angekommen, werden wir von der hübschen Diana bereits erwartet.
Mal sehen ob es wieder Würstchen gibt? Links neben uns sind neue Nachbarn eingezogen. Zwei französische Pärchen mit Schäferhund in einem winzigen VW Bus. Da sie gerade nicht da sind, nutzt Diana die Gunst der Stunde und markiert rings um den Bus, kackt den Leuten noch genau vor die Tür. Ich bin amüsiert. Hunde sind in solchen Dingen völlig schmerzfrei.

 

19.- 20.09.2013

Schade, heute geht es nach Hause. Am Abend sind
wir schon hinter München. Hier müssen wir allerdings noch mal übernachten. Trotz Ohrstöpsel kann ich vor Lärm nur schlecht schlafen. Tom macht das nichts aus. Gegen Mittag des nächsten Tages sind wir zu Hause.