Reisebericht

Albanienreise 06.2011

Im vorigen Jahr trafen wir auf dem Campingplatz in Dubrovnik zwei Paare, welche geradewegs aus Albanien kamen. Wir hatten zuvor kaum etwas von diesem Land gehört. Das macht natürlich neugierig. In diversen Foren gab es spannende Beiträge, auch der eine oder andere Reisebericht war im Netz zu finden. Wir wussten schnell, der nächste Urlaub führt uns nach Albanien. Empfehlenswert der Grundmann Reiseführer „Albanien“ vom Unterwegsverlag. Wir hatten uns auch mehrere Karten besorgt. So richtig stimmig war keine davon. Aber als Orientierung trotzdem gut geeignet.

Unser Reisemobil ein Ford Nugget.

 

Freitag, 24.6.2011

Der letzte Arbeitstag vor unserer Reise nach Albanien. Um keine Zeit zu verlieren soll es schon am Abend losgehen. Wir beide fiebern dem Feierabend entgegen. Dann schnell noch die letzten Dinge packen, Wasser in den Tank füllen und den Kühlschrank bestücken. Gegen 19.00 geht es auf die Autobahn. Die kürzeste Strecke soll es sein und diese führt uns von Dresden Richtung Prag. Es ist fast dunkel als wir hinter Prag auf einem geeigneten  Rastplatz unser Nachtlager beziehen. Jemand schleicht um den Nugget. Polizei. Ein junger Beamter klopft. Verkehrskontrolle, ihre Papiere bitte. Im Schein seiner Taschenlampe überzeugt er sich, dass wir harmlose Touristen und keine Schmuggler sind, wünscht uns eine gute Reise. Die weitere Nacht am Rande der Autobahn  bleibt ruhig.

Samstag, 25.6.2011

Es ist 7.00 Uhr, wir sind bereits unterwegs. Schnell haben wir Österreich erreicht, durchqueren Slowenien und finden in Kroatien einen perfekten Platz zum übernachten. Bei Rovanjaska verlassen wir die Autobahn, und finden unterhalb derselben  den perfekten Stellplatz. Vor  uns liegt eine bezaubernde kleine Bucht. Es ist ein milder Abend und wir genießen während des Abendessens einen wundervollen Sonnenuntergang. Ein Trupp Schafe zieht wenige Meter am Nugget vorbei, unten im Ort gehen langsam die Lichter an. Die hohen Felsen des Nationalparks Paclenica umrahmen die schon beinahe kitschige Postkartenidylle. Es scheint unwirklich und ist doch ganz real. Tom hat nun auch  Muße seine neue Kamera zu testen. Urlaub!

Sonntag, 26.6.2011

Gegen 4.30 Uhr ist Tom bereits hellwach und in Aufbruchsstimmung. Ich kann ihm noch eine Stunde Schlaf abringen. 7.30Uhr verabschieden wir uns von diesem Platz und fahren weiter. Die AB ist fast leer, Lavendel und Rosmarin säumen ihre Ränder. Es ist eine stressfreie Reise bis zum Ende der Autobahn. Die reicht immer noch nicht bis Dubrovnik. Weiter geht es  durch die kroatischen Berge. Irgendwann meint das Navi, wir sollten links abbiegen. Mein Gefühl für Richtung lässt mich zweifeln. Trotzdem folgen wir der Aufforderung. Am Ende der 6 km langen Schotterpiste erwartet uns  eine sumpfige grüne Ebene. Es wird Gemüse angebaut, kleine Kanäle durchziehen die Gegend. Ein Blick auf die Karte lässt in mir eine Vermutung aufkommen. Wir sind in Bosnien-Herzegowina.

Ein kleiner Ort, eine weiß getünchte Bretterbude. Als wir schon fast an dem vermeintlichen Kiosk vorbei sind, springt aufgeregt ein junger Mann in Uniform heraus. Wir reisen wieder nach Kroatien ein! Der Beamte fragt uns nach dem Ziel unserer Reise. Albanien? Er zeigt sich belustigt, deutet mit dem Finger aufs Navi, schüttelt lachend den Kopf und winkt ab. Gute Reise. Na das kann was werden, denke ich.

Kurz darauf sind wir schon wieder in Bosnien und fahren Richtung Montenegro. Die Reise durch diesen Teil des Landes  empfinden wir nicht als angenehm. Es ist bereits Mittag und heiß, sehr heiß, die Luft flirrt und Zikaden übertönen das Schnurren des Motors. Die Gegend ist einsam. Berge, Felsen, Kurven. Außer uns ist kaum ein anderes Auto unterwegs. Ein zerstörter Ort, noch einer. Nur die Friedhöfe hier scheinen belebt. Makaber. Tote Orte, aber Friedhöfe wo wirklich jedes Grab mit bunten Blumen geschmückt ist.  Es kommen noch mehr davon. Friedhöfe mitten im Nichts und voller Blumen. Unglaublich.  In bewohnten Orten findet man gleich mehrere dieser seltsamen Totenstätten und alle quellen über vor Blumen.  Ein Mädchen in hübscher Tracht kommt uns auf der Straße entgegen. Wohin läuft sie wohl, am Mittag und in dieser Hitze? Die ganze Szenerie bietet genug Bilder für einen hübschen Gruselfilm, wie ich finde. Endlich, auf dem Gipfel eines wirklich hohen Berges erscheint eine überdimensionale Grenzanlage. Wir sind die Einzigen. Die Beamten freuen sich offensichtlich darüber  wieder was zu Tun zu haben. Entsprechend schleppend ist die Abfertigung. Freundlich wird uns noch die Maut abgeknöpft. Gute Reise.

 Montenegro präsentiert sich deutlich kühler, frisch und klar. Hier kann man übrigens in Euro bezahlen. Obwohl das Land nicht in der EU ist. Sie hatten schon vorher die D-Mark als Währung eingeführt und dann auch den Euro. Die Zentralbank soll das zwar nicht gut finden, aber dulden.

 Wir fahren in Richtung Podgoriza  und möchten  einen Abstecher zum Manastir Ostrog machen.  Einem Kloster und orthodoxer Pilgerstätte hoch oben auf einem Berg, in den Felsen gebaut. Der Weg dahin ist gut ausgeschildert, wird aber irgendwie immer schmaler und steiler, führt in engen Serpentinen den Berg hinauf. Ich lese im Reiseführer nach. Meine Güte, das Ding liegt 900m hoch. Ich kann es sehen. Das Kloster klebt scheinbar an einer  Felswand. Neben mir geht es steil nach unten, von oben kommt ein Auto. Ich ärger mich, dass ich Tom auf das Kloster aufmerksam gemacht habe klammere mich an meiner Armlehne fest. Nach gefühlten 10 Stunden kommen wir oben an. Es gibt für die ungläubigen Besucher einen gut ausgebauten Parkplatz ohne Gebühren. Die gläubigen, orthodoxen Pilger übrigens, laufen diesen Weg zu Fuß. Für sie steht ein großes Zelt und Decken zum ausruhen und ein Ambulanzwagen zur Verfügung. Wir genießen den grandiosen Ausblick. Spannend und zugleich unverständlich das Treiben der Pilger. Wir besuchen das Kloster ganz ohne Eintritt.

 Auf dem Weg nach unten fliegt uns ein grün-golden schimmernder riesiger Käfer zum Fenster hinein. Ein Skarabäus, man könnte auch Mistkäfer sagen. Nach ägyptischer Mythologie soll er Glück bringen. Wenn das kein gutes Zeichen ist. Wir müssen den Armen leider nach Albanien entführen. Erst dann kann ich ihn vorsichtig einfangen und ins Freie setzen.

Hinter Podgorica wird die Straße immer enger, schlechter, Asphaltverwerfungen, tiefe Löcher und wir meinen, schlimmer geht’s nimmer. Es kommen Erinnerungen an DDR-Zeiten auf. Hani Hotit, der Grenzübergang.  Albanien ist erreicht. Allen Berichten im Internet zum Trotz gibt es keine Gebühren, für die grüne Versicherungskarte interessiert sich auch keiner. Ein freundliches Willkommen.

Nun also weiter auf albanischen Straßen und…es geht schlimmer. Eine weiß-graue Schotterpiste erwartet uns. Alte Mercedesmodelle fliegen in einem atemberaubenden Tempo an uns vorbei. Schotter spritzt, riesige Staubwolken folgen. Die ganze Gegend sieht aus, als wäre sie mit Mehl bestäubt. Laut Karte kommt vor Skoder noch ein kleiner Ort, sonst nichts. Tatsächlich aber ist die Gegend überraschend dicht besiedelt. Großzügige Grundstücke mit erstaunlich üppigen, villenartigen Häusern. Kitschig für meinen Geschmack.  In den Vorgärten Palmen, manchmal auch Schafe, weiß-grau bemehlt. Menschen, überall Menschen und alle auf der Straße. Ein Tisch am Straßenrand, daran sitzen Männer. Sie trinken etwas, reden und schauen uns neugierig nach.  Kinder winken  fröhlich. Seltsam irgendwie.

Genervte  Anwohner versuchen der Staubbelästigung, durch wässern der Straße vor ihrem Grundstück, Herr zu werden. Für uns bedeutet das Russisch Roulette. Es stehen Pfützen. Man sieht nicht wie tief die Löcher sind und ausweichen ergibt auch keinen Sinn. Löcher sind überall. Außerdem könnte auch man ein Huhn oder Schaf überfahren, hier rennt alles Mögliche kreuz und quer. Ich will mir nicht ausdenken was das für Stress gäbe. Aber Tom fährt und fährt und grinst nur.

So erreichen wir Skoder und wir erkennen es einzig  daran, dass die Besiedlung stadtähnlich ist und es noch mehr Menschen in den Straßen gibt. Ein Ortseingangsschild gibt es nicht. Verkehrsregeln im Übrigen auch nicht. Es wird wie irre gehupt. Jeder parkt oder hält wie er will. Fußgänger laufen ohne zu schauen auf die Straße. Wegweiser? Vielleicht. Als wir mitten im Gewimmel stecken schallt ein lauter Singsang durch Straßen und Gassen. Der Muezzin ruft seine Anhänger zum Gebet. Sind wir nicht gerade noch an einer katholischen Kirche vorbei? Sind wir.

 Seit der Grenze suchen wir einen geeigneten Stellplatz. Wir finden nichts.  Völlig geschafft, endlich einen Parkplatz am Ufer des Drin. Dort stehen schon vielen Autos und Lieferwagen. Wir bleiben. Gleich daneben beginnt eine Flaniermeile mit vielen Restaurants.  Es  sind unglaublich viele herausgeputzte Leute unterwegs. Eine Band spielt auf. Hullallahaa trullallaahha. Volksfeststimmung.  An Schlaf ist  nicht zu denken, also ab unters Volk.  Die Restaurants sind rappelvoll.

 Das Lokal wo die Band spielt, hat nicht einen einzigen Gast. Tom findet das total witzig. Später sitzen wir in der offenen Schiebetür des Nuggets, trinken Wein und beobachten müde das fremde Leben. Es wird langsam ruhiger um uns. Eine Stute mit Fohlen läuft ängstlich vorbei. Sie trägt eine abgerissene Kette um den Hals. Beide suchen Futter im kleinen Park nebenan. Mit Steinen werden sie von zwei Männern  vertrieben. Ich schlafe diese Nacht nicht gut. Straßenhunde balgen sich um die essbaren Reste des Tages.

Montag, 27.06.2011

Radau, verursacht durch mehrere LKWs, treibt uns aus dem Bett. Es wird rangiert um uns herum. Hoch oben auf dem Berg thront die Festung Rozafa. Da geht es heute noch hinauf, aber erst muss Geld getauscht werden.

Wir fahren wieder mitten hinein in das Durcheinander der Stadt, auf Anhieb ist keine Bank zu finden. Ein schwarzer Jeep überholt und schneidet uns. Schnell springt ein Mann heraus, kommt zu uns ans Fenster und fragt in akzentfreiem Deutsch, ob er helfen kann. Klar kann er das. Der Hilfsbereite fährt dann sogar voraus um uns zur Bank zu geleiten und zeigt  wo wir parken können. Mitten im Kreisverkehr! Unglaublich. Uns ist das allerdings nicht ganz geheuer. Er meint nur, dies sei völlig unbedenklich, machen ja alle so.

Nun endlich geht es zur Festung hinauf. Die Zufahrt ist leicht zu finden. Uns begegnet eine Frau, die ihre Kuh an der Leine durch die Straße führt, während das Tier den staubigen Straßenrand abweidet. Kommt mir komisch vor, werden wir aber noch öfter zu sehen bekommen. Kühe mitten in der Stadt welche mühsam nach Grashalmen suchen.

Auf halber Höhe, noch bevor es beginnt richtig steil zu werden, ein privater Parkplatz. Es werden Gebühren verlangt. Trotzdem will Tom den Nugget hier abstellen, der Weg zur Burg ist steil und die alten Pflastersteine rund und spiegelglatt. Eine ältere Dame kommt kassieren. Es folgt die zweite Überraschung des  Tages. Auch sie spricht fließend deutsch. Wir kommen ins Gespräch, erfahren viel über Land und Leute inklusive ihrer Lebensgeschichte. Sie lebt eigentlich im Rheinland und hat Krebs, ist nur zu Besuch hier. Gerne würde sie wieder in der Heimat leben. Aber die medizinische Versorgung in Albanien sei sehr schlecht. Sie braucht so viel Medizin, die gibt es hier gar nicht. Dabei denken wir in Deutschland immer es gehe uns schlecht.

Wir sind die einzigen Besucher auf der Festung. Schade, die stolze Rozefa ist nur noch eine Ruine. Die Sonne steigt höher, es wird heiß. Von oben besichtigen wir die Bleidachmoschee. Von Nahen müssen wir sie dann doch nicht sehen.

Ich bemerke Rauch auf der anderen Seite des Drin. Es riecht nach verschmortem Plastik. Da wird Müll verbrannt. Einfach so, ganz offen. Die Deponie vor der Stadt wird minimiert indem man sie abfackelt. Diesen Geruch werden wir in Albanien noch öfter in der Nase haben.

Die Hitze und die Ereignisse der letzten Tage machen sich nun bemerkbar. Wir beschließen zum relaxen das Camp Albania in Buschat zu suchen. Ich habe nur eine ungefähre Ahnung wo es zu finden ist. Wider Erwarten ist es gut ausgeschildert. An jeder Biegung ein Schild. Die Gegend  ländlich und die Menschen  sind fleißig. Arbeiten auf ihren Feldern. Pferdefuhrwerke kommen uns entgegen. Wieder winkende Kinder, es gibt sehr viele davon. Die Generationen leben und arbeiten hier noch zusammen. Albaner sind wie Ameisen, immer umtriebig, immer am tun.

Der Campingplatz entpuppt sich als echtes Schmuckstück. Es gibt ein Restaurant mit B&B. Auf der Terrasse frühstückt eine Gruppe Biker. Der Besitzer hier ist ein Holländer. Die Nacht kostet incl. Strom 12€. Sanitär wirklich vom Feinsten! Ich koche uns Spagetti und wir verdösen den Nachmittag im Schatten des Sonnendachs. Auf dem Platz läuft ein Pferd frei herum. Schaut ab und an neugierig schnaubend vorbei, lässt sich gerne streicheln. Ein frecher Hahn stolziert mit seinen gackernden Hennen umher, holt sich bei uns das Brot gleich vom Tisch.

                           

Am Abend bemerke ich, an der Zufahrt zum Platz einen Mann sitzen. Seine Schuhe hat er ausgezogen und sie ordentlich neben sich gestellt. Er stützt sich auf etwas. Vor Neugier muss ich jetzt dringend noch Geschirr spülen, denn das will ich mir genauer ansehen. Der Typ hat ein Gewehr! Ich werd verrückt. Warum das denn? Will er uns am abhauen hindern, oder beschützen? Vor den braven Bäuerlein in der Nachbarschaft etwa? Ich erzähle Tom davon. Das will er auch sehen und ist schon weg. Ich beobachte wie die beiden reden und Tom sogar die Knarre in die Hand bekommt. Gegen 2.00 Uhr werde ich wach, der Mann sitzt nicht mehr da. Aha denke ich, hier arbeiten die Diebe sicher nur bis Mitternacht.

Dienstag, 28.06.2011

Genug ausgeruht, es geht wieder weiter. Die Stadt Kruja wollen wir uns ansehen und vielleicht noch Durres. Schwer zu finden ist es nicht, auch die Straße dahin, ist für albanische Verhältnisse ganz gut. Schnell voran kommt man trotzdem nicht. Auch hier Pferdefuhrwerke, Eselkarren, spontan bremsende Fahrzeuge und Menschen, welche mitten auf der Fahrbahn etwas zu bereden haben. Zwei junge Mütter mit Kinderwagen zum Bespiel. 

Am Straßenrand gibt es, wie auf eine Perlenschnur gereiht, lauter Stände, kleine Gewerke, es wird verkauft, gemacht, getan. Ameisen halt. Auf jeden Kilometer kommen eine Tankstelle und mindestens zwei Autowaschanlagen.  Letztere bestehen aus einer Betonplatte, einem Kärcher und einem Mann. Die Luxusvariante hat noch eine lustig-bunte Plastikplane darüber und ein schönes Schild. Dazwischen wird Obst und Gemüse verkauft, Melonen gleich vom Auto. Es brennen kleine Holzfeuer wo man Maiskolben grillt. Alles dicht am Straßenrand. Auspuffgase geben die besondere Würze.

Ab und zu steht eine Holzbude. Das Wort Mish ist daran zu lesen. Wir staunen nicht schlecht als wir sehen, wie dort in der Mishbude gleich am Straßenrand, geschlachtet wird. Ich sehe drei Schweine hängen, die gerade zerlegt  werden. An der nächsten, ein paar hundert Meter  weiter, hängen dann schon Keulen und Hälften in der Sonne am staubigen Straßenrand. Tom hält an, will ein Foto machen. Der Schlachter kommt mit einem blutigen Messer auf ihn zu, fuchtelt  damit vor seiner der Nase rum und ruft aufgeregt „no Foto“ Ich bin froh, dass Tom auf dieses Bild verzichtet.

Die Festung in Kruja ist ausgeschildert. Auch einen mittelalterlichen Stadtkern soll es geben, mit Basar. Wir freuen uns drauf, sind am Ende aber enttäuscht. Es sieht alles ziemlich neu aus. Irgendwie gestellt, für Touristen gemacht. Trotz allem, die Bemühungen Altes zu schützen, wieder herzustellen, muss man anerkennen. Der Basar sieht schön bunt aus. Die Verkäufer sind aufdringlich. Schade eigentlich, vielleicht hätten wir doch was gefunden.  Bestickte, gehäkelte oder gewebte Tischdecken sind handgefertigt, die Filzkappen und Schuhe auch. Wollen wir dann aber doch nicht haben. Dazwischen viel Kitsch und Trödel, Stahlhelme zum Bespiel.

 

Am frühen Nachmittag fahren wir weiter. Durres sparen wir uns. Hochhäuser, Dreck, Lärm, wieder mal keine Beschilderung. Ich muss nach dem Weg fragen. Richtung  Kavaja wollen wir. Dort in der Nähe am Strand soll es einen weitern Campingplatz geben. Camp Paemer. Wir finden ihn und er ist  gut. Direkt am Strand können wir stehen. Es gibt schattige Strohdächer dort. Die Bunker hinterm Strand muss man gedanklich einfach ausblenden. Das ganze Land ist voll davon. Auf einem besonders großen, hat der Besitzer des Camps ein schönes Gästehaus aus Holz mit Küche und Restaurant gebaut. Er scheint den Bunker als Lager oder Garage zu nutzen. Das finden wir clever.  Der Stand hier ist sandig und flach, das Wasser hat beinahe Badewannentemperatur. Tom geht schwimmen, wir grillen am Abend und genießen wieder einen wunderschönen Sonnenuntergang.

Mittwoch, 29.06.2011

Wieder mal werden wir von Lärm geweckt. Der Boden bebt. Klingt wie ein Panzer, ist aber der Boss des Campingplatzes, welcher mit einem großen Bagger Richtung Strand rattert. Dort versucht er mit Hilfe mehrerer Männer ein  Fischerboot ins Wasser zu ziehen. Die Aktion wird von allen Campern mit großem Interesse verfolgt. Fehlt nur noch dass man Wetten abschließt. Nebenan, das Paar aus Österreich, was schon einige Tage auf diesem Platz weilt, meint: „Jaja gebaggert wird hier täglich. Nur gut, dass der Albaner nicht sehr ausdauernd ist. Länger wie eine Stunde macht er nie. Dann ist es aber sehr schön ruhig, für den Rest des Tages.“

Wir hatten nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen, wollen weiter nach Berat. Es ist noch früh am Tag, aber schon ziemlich warm, 25 Grad und es ist erst 9.00 Uhr. Beim Baggermann bezahlen wir 18,00€ all incl. und weiter geht´s.

Im Ort Gose gibt es einen Abzweig Richtung Westen nach Bashtova. Dort wollen wir uns, vor Berat noch ein Kastell anschauen, welches den Ruf hat gruselig zu sein. Der Rummel auf der Straße ist der gleiche wie am Vortag. Die albanische Polizei macht Verkehrskontrollen, wobei Touristen großzügig weitergewunken werden. Auch steht sie in regelmäßigen Abständen mit hochmodern aussehenden Lasergeräten. Worüber Tom wieder mal  ziemlich belustigt ist. An die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit kommen wir mit Abstand nicht ran. Es scheint aber eine gewisse Anzahl an Kamikazefahrern unter den Einheimischen zu geben. Hat die Polizei dann einen Sünder rausgezogen, schaut das auch sehr lustig  aus. Es wird sich angebrüllt was das Zeug hält und wie wild gestikuliert.

Gose finden wir erst, als wir schon fast wieder raus sind aus dem Ort. Es gibt ein Ortsausgangsschild, aber keins am Eingang. Also heißt es wieder zurück und den Abzweig suchen. Da ist aber keiner. Ich frage zwei älter Herren am Straßenrand. Sofort wird gezeigt, geredet und mit den Armen gefuchtelt. Häää? Wie? Einer der Herren steigt kurzer Hand in den Nugget und deutet wir sollen drehen. Die kleine Straße in die wir einbiegen müssen, ist keine hundert Meter weg. Aber genau dort ist Wochenmarkt, so konnten wir sie nicht sehen. Der freundliche Mann hopst wieder raus, wir bedanken uns und er freut sich offensichtlich, dass er und helfen konnte. Er winkt uns nach, während wir  langsam durch die Menschenmasse schieben. Keiner regt sich auf oder schimpft, man macht  Platz. Das Leben läuft hier ein ganzes Stück gelassener ab.

Der Markt bietet eine gute Gelegenheit, uns mit frischen Lebensmitteln zu versorgen. Außerdem sieht das Treiben so unglaublich spannend aus. Wir parken ein Stück dahinter und laufen zurück. Es gibt alles Mögliche dort. Lebendes Geflügel in Käfigen. Das klemmt man sich dann einfach untern Arm und trägt es nach Hause. Obst und Gemüse in reichlicher Auswahl. Ein Stand mit Gaskochern, Töpfen und Pfannen, daneben feine Dessous für die junge Albanerin. Die Baumwollenen hängen drei Stände weiter.

Wir kaufen nicht- EU-genormte Gurken. Sie sind krumm wie Türkensäbel und schmecken köstlich. Ebenso die Tomaten, welche unförmig, beulig und auf gar keinen Fall rund sind. Solche fruchtig –aromatische Tomaten haben wir noch nie gegessen. Der passende Ziegenkäse findet sich auch. Das einheimische Paar vor uns, kauft mehrere Kilo. Wir nur ein kleines Stück, so 400 Gramm. Was ziemliche Verwunderung beim Verkäufer auslöst. Im Nachhinein ärgern wir uns, nur so wenig genommen zu haben. Von diesem Käse hätte man gut auch ein paar Kilo verputzen können. Der war mega-lecker. Auch die roten Pfirsiche sehen prima aus. Der Opa, der sie verkauft, versteht mich überhaupt nicht. Ich halte ihm einfach einen 200 Lek Schein hin. Ein breites Grinsen zieht über sein Gesicht und er fängt an, einen großen Plastikbeutel voll zu packen. Immer rein mit den Pfirsichen und noch mehr. Ein ganzer Sack voll, das sind ein paar Kilo und das für nicht mal 2 Euro. Interessant auch die alte rostige Wage welche er verwendet. Er hält sie in der Hand, auf einer Seite hängt die Waagschale auf der anderen ist eine Stange auf der sich ein Gewicht hin und her schieben lässt. Sieht ziemlich altertümlich aus, erfüllt aber seinen Zweck.

Ein paar Kilometer westlicher finden wir das Kastell. Es steht merkwürdig deplatziert auf einer Wiese. Tom lenkt den Nugget durch das verfallende Portal, mitten hinein in das Ding. Die Mauern sind das einzige was noch da ist, drinnen wächst Gras. Es liegt Schafskot am Boden. Die Tiere scheinen sich auch nicht zu gruseln an diesem Ort. Wir machen Fotos. Aber eins ist dann doch sehr merkwürdig. Es liegt kein Müll herum.

                

Vor Lushne gibt es ein Stück Autobahn. Zumindest ist es in der Karte so eingezeichnet.  Wir können stellenwiese mal zügig fahren. Allerdings muss man auch hier damit rechnen, dass außergewöhnliche Dinge passieren. Schon schwingt sich beherzt ein Mann über die Leitplanke, ein kühner Sprint, mit Salto nimmt er die mittlere Planke, passt die Lücke zwischen zwei Autos ab und schon ist er drüben. Mir steckt der Schreck in den Gliedern. Tom lacht und schüttelt den Kopf. Später geht uns ein Licht auf. Die Autobahn geht mitten durch die Orte und sie haben beim Bau  schlicht und einfach die Ortsanbindungen vergessen. Wie anders sollen denn die Leute hier in die andere Hälfte des Dorfes kommen wenn nicht so.

In Lushne muss es dann irgendwo eine Straße in südöstliche Richtung geben,  welcher uns nach Berat führen soll. Wieder kein einziges Hinweisschild. Aus Berichten im Internet wissen wir, dass auch GPS nicht hilft, den richtigen Weg zu finden, das Kartenmaterial ist auch denkbar ungenau. Hier hilft nur kreatives Durchfragen, was mir mittlerer Weile richtig Spaß macht. Es ergeben sich immer wieder komische Situationen. So frage ich nach der Wendung auf einem Hinterhof, den kleinen runden Herren mit Strohhut und Sonnenbrille an der Ecke. Ich zeige ihm die Karte und wo wir hin wollen. Er versteht und beginnt sofort wie wild zu gestikulieren. Mir dem Finger malt er Kreise in die Luft und wiederholt immer wieder – Rotunde, Rotunde, zeigt nach Westen, dann nach Süden, wiederholt die Rotunde. Ich habe verstanden. Aber er will nicht aufgeben, mit seinen kleinen, kurzen Beinchen läuft er ganz aufgeregt neben uns her. Zeigend und mit den Armen wedelnd,  hält er sogar Autos auf einer Kreuzung an, damit wir fahren können. Albaner scheinen ein riesiges pantomimisches und komödiantisches Talent zu haben, von dem sie in solchen Situationen ausgiebig Gebrauch machen. Solche kleinen köstlichen Begebenheiten am Rande machen es irgendwie aus und gefallen mir besonders.

                 

Wir finden den Abzweig im Kreisverkehr, der Rotunde und den Weg nach Berat. Die obere Altstadt  Kalaja ist gleich am Ortseingang ausgeschildert. Es geht nach links auf den Berg hinauf.  Hier will man einen kleinen Eintritt haben, dann laufen wir durch das große Stadttor. Innen ist alles mit grauen Steinen gepflastert. Im laufe der Jahrhunderte ist es rund und spiegelglatt geschliffen. Mit „Hochhackigen“ hätte Frau keine Chance. Wir wissen sofort, der Eintritt hat sich gelohnt. Den Titel „UNESCO Kulturerbe“ hat dieser Stadtteil verdient. Kleine Häuser reihen sich dicht an dicht. Sie sind mit den gleichen grauen Steinen gebaut, mit denen auch der Boden gepflastert ist. Sie sind unverputzt mit kleinen Fenstern. Wir streifen durch enge Gassen, mit Weinlaub überrankt. Die Häuser sind bewohnt. Wenn man die Stromleitungen weg denkt, fühlt man sich um Jahrhunderte zurück versetzt. Man kann die Eselkarren förmlich hören, die über die Steine rumpeln und Menschen in Holzschuhen klappern durch die Stadt.

Ein Onufri-Museum gibt es noch. Er war wohl  ein berühmter Ikonenmaler. Wir sind keine großen Fans dieser Kunst, müssen wir dann auch nicht sehen. In der Stadtmauer entdeckt Tom so etwas wie eine Schießscharte. Dahinter, unterhalb der Stadtmauer, ein riesiger Müllberg. Die Leute, die hier oben leben, schmeißen ihren Müll einfach durch diesen Spalt in der Mauer. Ist der Berg dann so hoch, dass nix mehr runter fallen kann, wird er vermutlich einfach abgefackelt. Mein Gott.

Auch der jüngere Stadtteil an der anderen Seite des Berges ist schön anzusehen. Flache, weiße Häuser kleben am Berg mit ganz vielen, eng gesetzten Fenstern. Es schaut aus als würden einen die Häuser mit tausend Augen anschauen. Wir fahren über die alte Steinbogenbrücke, wollen weiter nach Bogova über Polican und Corovoda. Dort soll es zwei respektable Wasserfälle geben und den Osum-Canyon. So heißt es im Grundmann- Reiseführer. Die Straße dahin ist denkbar schlecht,  aber irgendwie haben wir uns bereits daran gewöhnt. Gelegentlich fehlt mal ein Gullydeckel oder gleich ein Stück Straße. Ist einfach ins Tal gerutscht. Zur Sicherheit haben beherzte Menschen weiß getünchte Steine ringsum gelegt. Auch Bergrutsche sind nicht selten hier, die Fahrbahn ist dann von Geröllhaufen teilweise versperrt. Viele Leute sind zu Fuß unterwegs und versuchen oft  auch per Anhalter weiter zu kommen. In Bogova dann, ist der Abzweig zum Wasserfall wieder mal nicht zu sehen. An einer Taverne fragen wir einen Mann. Kurze zeit später sitzt sein etwas 12 jähriger Sohn hinter mir und weist uns den Weg. Die Zufahrt ist tatsächlich sehr versteckt, sah eher aus wie eine Grundstückseinfahrt. Es geht steil in den Berg hinauf. Sandig, steiniger Untergrund mit tiefen Spurrinnen, links geht es steil nach oben und rechts vom Weg steil hinunter. Auf halber Strecke rutschen wir in eine solche Rinne und sitzen auf. Die Kupplung qualmt, der Nugget bewegt sich keinen Zentimeter mehr. Vor uns taucht ein Jeep mit fünf Albanern auf, welcher ja nun auch nicht an uns vorbei kann. Kritisch beschauen sie sich das Malheur, fragen Tom nach etwas. Er geht und holt das Abschleppseil, in der Hoffnung, dass es genau das ist, wonach die Männer fragten. Er hatte Recht mit seiner Vermutung. Sie hängen unser Mobil an ihre Winde und mit zusätzlicher menschlicher Schubkraft sind wir schnell befreit. Fünf Albaner geben uns nun gleichzeitig gute Ratschläge, dass wir uns von den Rinnen fern halten müssen, soviel bekommen wir mit.  Können uns gar nicht richtig bedanken, da sind sie schon wieder weg. Einige Meter weiter  wird der Weg etwas breiter, so dass Tom in mindestens 20 Zügen wenden kann. Der Rest des Weges wird zu Fuß zurückgelegt. So richtig spektakulär  ist der Wasserfall dann allerdings nicht. Ich finde ihn eher dürftig. Das kann man ja vorher auch nicht wissen. Wir kommen ohne Zwischenfall auf die Straße zurück und liefern den Jungen mit einer Packung Kekse und 100 Leck wieder bei seinem Vater ab.

                        

Irgendwo hinter Corovoda taucht rechts der Straße der Fluss Osum auf, welcher einen tiefen Canyon in den gelblichen Sandstein  gegraben hat. Hier bieten sich stellenweise atemberaubende Ausblicke. Es ist spät geworden, wir finden einen schönen Stellplatz zwischen Canyon und Straße und wollen dort übernachten. Als wir gerade beim Abendessen sind klappert ein altes Mercedes vorbei, voll besetzt mit Menschen, welchen bei unserem Anblick vor staunen der Mund offen steht. Ganz langsam, um auch alles genau zu sehen, fahren sie weiter. Eine halbe Stunde später rollt ein Fahrzeug aus der anderen Richtung heran, fährt ebenfalls ganz langsam vorbei und dreht wieder um, ohne anzuhalten. Sind wir denn Zirkusaffen? Scheinbar sind Touristen in dieser Ecke des Landes noch selten als eben erwähnte Tiere. Uns ist nicht ganz wohl, wir bleiben aber trotzdem an dieser Stelle stehen und verbringen eine ruhige Nacht dort.

                     

Donnerstag, 30.06.2011

Permet liegt schätzungsweise keine 30 km vor uns. Von da aus soll es nach Benja gehen, unser nächstes Ziel. Die Straße ist aber mittlerer Weile so schlecht, dass man nur noch im Schritttempo vorwärts kommt. Nach der Erfahrung vom Vortag will Tom kein Risiko mehr eingehen. Wir drehen um und verbringen den restlichen Tag damit einen gigantischen Umweg zu fahren. Laut Karte hätte es eigentlich von Berat aus, eine Straße nach Kelcyre geben müssen. Da wären wir dann kurz vor Permet. Diese Straße  entpuppt sich als unbefahrbar. Gelber Schotter mit tiefen Löchern.  Außer einem Allradwagen begegnet uns  kein einziges Fahrzeug. Wir wenden wieder und nehmen nun den ganz großen Bogen über Fier und Tepelene. Fahren bei Balash an einem stinkenden Ölsee und etlichen Fördertürmen vorbei. In Albanien wird tatsächlich Erdöl gefördert. Schön ist die Gegend da allerdings nicht.

Permet ist ein verschlafenes und freundliches Städtchen mit einer kleinen Uferpromenade. Wir kommen am Nachmittag dort an, es ist kaum ein Mensch zu sehen. Ich suche die Straße nach Benja und jemanden, den ich fragen könnte, wie wir dahin kommen. Ich finde erst das eine, dann das andere. Irgendwann muss es dann auf dieser Straße nach Norden abgehen. Erstaunlicherweise gibt es hier ein Schild auf dem Benja zu lesen ist! Wir biegen links ab und diese Straße  scheint nagelneu zu sein, ist für albanische Verhältnisse spiegelglatt und tadellos. Hinter einer Kurve ist unsere Fahrspur durch einen großen Haufen Steine blockiert. Es gab einen Straßenabbruch. Gut und gerne drei mal vier Meter. Platz genug für ein ganzes Auto. Den hat man  einfach zugeschüttet und zur Sicherheit gleich einen großen Haufen darüber gepackt. Ich muss an die Geschichten der Schildbürger denken, da sind vielleicht früher mal welche nach Albanien ausgewandert. Nun kann man hier, aber auch wirklich auf gar keine Fall ins Loch hinab stürzen. Nun gut, der Berg aus Steinen ist jetzt auch irgendwie…? 

Am Ende der Straße, eine kleiner Parkplatz. In der Ferne können wir die Türkenbrücke sehen welche die Lengarica  überspannt. Wir schauen uns um und beschließen, unten neben dem trockenen Flussbett im Schatten zu parken. Wandern anschließend flussaufwärts zur Brücke. Sie ist wirklich wunderschön,  aber nicht der Grund für die vielen Menschen  hier. Es gibt warme, schwefelhaltige Quellen in diesem landschaftlich so reizvollen Tal. Schon vor der Brücke haben Einheimische Steine um eine Quelle so aufgeschichtet und abgedichtet, dass eine Art Pool entstanden ist. Darin tummeln sie sich dann auch ausgiebig. Ebenfalls unterhalb der Brücke  eine kleine Taverne. Wir haben Lust einzukehren. Auf einer schattigen Terrasse stehen rustikale Tische und Bänke. Die Wirtin fragt ob sie uns einen Salat bringen kann. Auch sie bedient sich zur Verständigung ihrer Hände und Füße, versucht es halb auf italienisch und  englisch, kann ein paar Brocken deutsch. Irgendwie verstehen wir uns. Der Salat ist lecker, der Wein auch. Am Nebentisch bekommt eine albanische Großfamilie etwas Breiartiges mit Oliven und Brot serviert. Kurze Zeit später, haben auch wir eine Kostprobe davon. Den „Gruß aus der Küche“ kennt man auch hier. In Olivenöl geschmorter Paprika  mit einer Masse aus Schafskäse. Schmeckt wirklich prima. Ich werde es nachkochen.

Gut gestärkt und gut gelaunt springen wir in unsere Badesachen,  wollen die Quellen testen. Es gibt nämlich noch mehr davon. Dazu muss man hinter der Brücke flussaufwärts laufen. Allerdings führt der Weg durch den Fluss, was gar nicht so einfach ist. Eine Videoaufnahme dokumentiert meinen Tauchgang in der Lengarica. Wir finden einen hübschen „Wirlpool“ am östlichen Ufer. Es ist bereits Abend und hier sind wir ganz alleine, wir und ein Frosch. Das Wasser ist glasklar, warm und riecht nach faulen Eiern. Ist echt ein Erlebnis. Schwefel soll gut für die Haut sein. Wir genießen das Bad bis die Sonne hinter den westlichen Felsen der Schlucht verschwindet und wandern dann zurück. Vorbei an der Taverne, welche gerade von einer Gruppe in zünftiger Outdoor-Bekleidung belagert wird, Männer, Frauen, Kinder.

Auf dem Rückweg zum Nugget huscht vor uns eine Schlange ins Gebüsch. Was ich nicht gerade so gut finde. Tom beruhigt mich, „die beißen nur wenn sie sich bedroht fühlen“ Ich vertraue darauf, dass die Schlangen das hier auch wissen. Es könnte ja  schlimmer kommen, immerhin habe ich gelesen, in diesem Land gibt es auch giftige Spinnen und Skorpione. Auch Wölfe und Bären, soll es geben, welche ich allerdings gerne sehen würde.

Wir wollen im Flusstal übernachten. Das Barometer zeigt gleichbleibend gutes Wetter an. Im Falle eines Unwetters hätten wir sicher ein Problem  wieder raus zu kommen. Aber es wird nicht regnen.

Eine Staubwolke im Tal. Wir grillen, als der Trupp Tschechen, welcher gerade noch in der Taverne saß, mit fünf Landrover durchs Tal zieht. Vorbei an uns,  mitten durch die Lengarica und auf der östlichen Uferseite hinauf in die Berge. Im letzten Fahrzeug winken zwei Kinder. Wow. Wir sind beindruckt und ein wenig neidisch. Da hoch kommen wir mit dem Nugget nicht. Wir fragen uns, wo die wohl hin wollen und was sie so alles erleben werden. Trösten uns mit Wein am Lagerfeuer.

Freitag, 01.07.2011

Ein Ziegenhirte mit seiner Herde lässt uns erwachen. Glocken scheppern an den Hälsen der Tiere. Es ist noch früh am Morgen. Welche Freude, die Sonne hat sich hinter Wolken versteckt. Der Zustand wird nicht lange anhalten. Gegen 7.00 Uhr nehmen wir das große Becken vor der Brücke in Beschlag. Es ist so tief, dass man sogar schwimmen kann, ohne sich blutige Knie zu holen. Wir genießen die morgendliche Stille überm Tal und die Tatsache ganz alleine hier zu sein. Gehen 7.30 Uhr allerdings, stampfen zwei albanische Zwerge zielstrebig über die Brücke. Sie sind mit Nasenklammer und pinkfarbenen Schwimmflügeln bewaffnet. Wir ernten missbilligende Blicke, vor allem weil unsere Handtücher auf einem Stein liegen, welcher hier offensichtlich als Sprungbrett dient. Nun muss der, etwa 6 jährige Junge, seine Kopfsprungübungen vom Rande des Beckens aus machen. Das Ganze wird begleitet von den lauten, schulmeisterlichen Kommentaren seiner  jüngeren Schwester. Schade. Der Zauber ist dahin, wir gehen frühstücken.

Die Landrover Karawane geht uns nicht aus dem Kopf, packen kurzer Hand die Wanderstöcke aus und marschieren, quasi in ihren Reifenspuren durch den Fluss und den Berg hinauf. Die Belohnung ist ein wunderbarer Ausblick ins Tal. Die Türkenbrücke von oben, am Horizont noch halb in den Wolken ein hohes Felsmassiv. Der Weg ist gar nicht so schlecht und scheint befahrbar zu sein, als er aber weiter nach Süden in die Berge biegt, das Tal verlässt, kehren wir um. Die Sonne steht mitten über uns, es ist fast Mittag und brütend heiß. In der Taverne wollen wir zu Mittag essen. Eine Speisekarte gibt es hier nicht. Gegessen wird was gerade reichlich gekocht wurde, oder man bleibt hungrig. Kein Platz für große Ansprüche. Ein alter Mann sitzt mit der Fliegenklatsche vor der Taverne, es scheint der Vater der Wirtin zu sein und  ist schwer beschäftigt. Aller drei Sekunden ein gezielter Batsch. Fliege tot.

Wir bestellen halt was zum essen. Bekommen eine Art Eintopf mit Kartoffeln, Gemüse und Schweinefleisch. Der schmeckt auch ganz gut, gar nicht so anders, wie wir es von zu Hause kennen. Aber so richtigen Appetit haben wir nicht mehr. In einer Ecke liegt zusammengebunden, das Mittagessen für die nächsten Tage. Die junge Ziege windet sich in schlimmster Panik und schreit sich die Seele aus dem Leib. Das geht mir durch und durch. Die Wirtin zeigt lachend auf das Tier, fährt sich mit ihrer Handkante über den Hals, macht dabei ein  röchelndes Geräusch. Diese Geste ist eindeutig. Wir sind keine Vegetarier und wissen genau, auch in Deutschland hat die Roulade auf dem Teller mal „MUH“ gemacht. Mit Sicherheit hat man das Zicklein vom Hirten gekauft, welcher am Morgen durchs Tal zog. Seit dem liegt das Tier nun zusammengebunden am Boden, mehr als fünf Stunden schon. Ich finde, man hätte es auch gleich töten können, ohne es so lange leiden zu lassen. Oder man bindet das Tier im Schatten an, wo es noch ein wenig weiden kann und nicht solche Angst haben muss, bis man ihm den Garaus macht.  Andere Länder, andere Sitten, manchmal ziemlich rohe.

Einen Mittagsschlaf gönnen wir uns  und überlegen vielleicht noch eine Nacht im Tal der Lengarica zu bleiben. Als am Nachmittag familiäre Heerscharen in Kleinbussen  ins Tal einrücken, ziehen wir es vor weiter zu fahren. Entlang des Flusses Vijose wieder diese herrliche Landschaft, das Wasser des Flusses türkisblau, als wäre es eingefärbt. Wundervoll. Eine Gruppe Touristen mit Fahrradhelmen, hoch zu Ross, kommt uns entgegen. Wir müssen schmunzeln, so richtig glücklich sieht keiner von denen aus, manche haben zu tun sich oben zu halten. Aber immerhin, die ersten zaghaften Bemühungen einen Tourismus aufzubauen, sind erkennbar.

Über Gjirokaster geht unsere Tour zum Syri i Kalter, dem Blauen Auge. Unterwegs füllen wir an einer Quelle unsere Wasservorräte auf. Die Straße ist prima und recht wenig befahren. Je weiter wir in den Süden kommen um so mehr macht sich griechischer Einfluss bemerkbar. Auch sehen wir hier wieder mehr Wohnmobile,  vor allem große. Wir erreichen gegen 18.00Uhr unser Ziel, zahlen Eintritt und stehen schon kurze Zeit später an dieser riesigen Quelle. Sie ist bis 50 m tief erforscht, aber noch viel, viel tiefer und spuckt in der Sekunde 8000 Liter feinstes Trinkwasser aus. Das ist kein kleines Rinnsal, nein, man hat sofort einen Fluss. Einen, mit einem wunderschönen blauen Auge in der Mitte. Mit den Füßen gehe ich ins Wasser. Aber lange aushalten kann ich das nicht, das Wasser ist 10 Grad kalt.

Wir bleiben über Nacht einfach dort, es stört sich auch keiner daran.

Samstag, 02.07.2011

Der Wendepunkt unserer Reise ist an diesem Tag erreicht. Von nun an wird uns unsere Reise wieder nach Norden und in Richtung Heimat führen. Über Saranda wollen wir die Küstenstraße hinauf. Diese Stadt ist schnell gefunden. Auf einer riesigen Müllkippe vor ihren Toren, sehen wir kleine zeltartige Verschläge. Aus Holz, Plastikfolie und anderem Müll sind sie notdürftig zusammen gezimmert. Es leben Menschen darin. Sie kramen und sortieren auf der Kippe herum. Unglaublich, so etwas gibt es auch in Europa.

          

Saranda selbst ist auf dem Weg ein moderner Badeort zu werden. Die Strandpromenade lädt zum bummeln ein. An kleinen Ständen verkauft man Eis, Sonnenmilch und Souvenirs. Die Restaurants sind schon am Vormittag gut besucht. Wir sind nicht die einzigen Touristen hier.

Wo ist die Küstenstraße, wo geht es nach Norden? Schilder sind in der ganzen Stadt keine zu finden, es wird aber auch überall gebaut.  Ich kenne die Richtung und wir agieren nach dem Motto: „Versuch macht klug!“ Mit dem dritten Versuch haben wir dann die richtige Straße gefunden. Die Landschaft an Albaniens Küste ist ein Traum. Die herrlichsten Ausblicke kann man hier genießen und wir können gar nicht satt sehen daran. Eine würzige Wolke  weht zum offenen Fenster hinein. Wir halten und ich gehe mal eben der Nase nach, finde wilden Salbei. Er verströmt einen betörenden Duft und ich fülle meinen Jahresvorrat auf.

In Himare soll es einen Campingplatz geben. Vielleicht liegt er am Strand und  man dort auch baden. Wir finden ihn. Gleich an der Straße, das Werbebanner ist größer als der Platz selbst. Drei, vier kleine Zelte stehen da, für mehr wäre eh kein Platz. Der Nächste  ist irgendwo bei Livadh, unweit von Himare. Wir machen uns dahin auf.

Ich sehe in der Ferne wie ein Mann versucht einen Hund an der Leine über die Straße zu zerren. Das wundert mich, in diesem Land führt man Kühe Gassi, aber keine Hunde. Oh, denke ich, das scheint  eine besondere Rasse zu sein, die ich nicht kenne. Der Hund ist niedlich, tapsig, wie ein Teddybär. Verdammt, das ist ein Bär, noch ein Baby, viel zu früh der Mutter entrissen. Es hat einen großen eisernen Ring im Näschen und versucht sich verzweifelt gegen seinen Peiniger zu wehren. Wir fahren vorbei und der abgerissene Typ grinst mich blöde an, als er mein entsetztes Gesicht sieht. Dieses Land hat so viele Gegensätze.

Wir kommen an einem Minimarket vorbei. Prima, unsere Getränke sind alle und Brot brauchen wir auch. Der Laden ist nagelneu und richtig schick. Die Verkäuferin sitzt im „kleinen Schwarzen“ hinter dem Tisch wo man die Kasse vermutet. Eine solche hat sie aber nicht, vielleicht noch nicht. Derweil schreibt sie unsere Einkäufe fein säuberlich in ein Schulheft und rechnet alles von Hand aus. Freundlich schiebt sie drei große Plastiktüten über den Tisch. Tom lehnt danken ab und packt alles in seinen großen Rucksack. In Deutschland achtet man ja schließlich darauf Müll zu vermeiden. Nun erleben wir wieder eine große Vorstellung albanischer Pantomime. Die junge Frau schaut entsetzt und verwundert von einem zum andern. Ich lächle sie an, während Tom alles sauber verstaut. Konsterniert  kramt sie im Schubfach unterm Tisch herum. Ich frag mich was sie dort sucht?  Vielleicht liegt da ihr Verkäufer-Handbuch? Falls es so eins gibt da im Schub, steht sicher nicht drin, was man mit Kunden macht, welche keine Tüten wollen. Das ist ihr wohl auch gerade eingefallen. Verzweifelt schaut sie mich an. Aber da hat sie eine Idee. Ihr Gesicht erhellt sich augenblicklich. Mit einem lieblichen, fast flehenden Lächeln schiebt sie mir die drei Tüten hin. Naja, vielleicht mache ich auf sie einen vernünftigeren Eindruck, als der Kerl mit dem Rucksack neben mir.  Ich lehne die Tüten nun auch ab. Sie denkt kurz nach…und probiert es noch einmal. Ich fange an zu lachen, sie lacht irgendwie erleichtert mit und schaut uns, in der Tür stehend nach, bis wir weg sind. Touristen sind doch komische Vögel.

Wir finden den Platz bei Livadh. Es ist eher ein Jugendzeltplatz mit kleine Zweimannzelten und einer Strandbar. Aber für 10 € haben wir Sanitär und Strom, stehen direkt am Strand. Das Thermometer droht an diesem Tag die 40 Grad- Marke zu sprengen. Wir baden, das Wasser ist angenehm kühl und klar. Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns so wenig wie nur möglich zu bewegen. Für Kurzweil sorgt die PS-strotzende Leistungsschau albanischer Jungbullen, um es mit Toms Worten auszudrücken. Die Bar hinter uns sorgt für ausreichend Betrieb. Wobei es bei den jungen Männern offensichtlich nicht darum geht, einzukehren um was zu trinken, sondern darum möglichst oft vorzufahren.

Links von uns basteln zwei junge Familien mit Baby und zwei Kleinkindern Strohschirme. Die Kleinen sind schwarz gebrannt von der Sonne. So was habe ich noch nie gesehen, außer bei Afrikanern. Tom lästert schon wieder und nennt sie Bratlinge. Tztz!  Die Leute arbeiten in dieser Hitze, mitten in der Sonne, den ganzen Tag. Am Abend werden die Schirme abgeholt, das Geld  ausbezahlt. Tagelöhner! Die Arbeitslosigkeit soll unter den jungen Leuten sehr hoch sein in diesem Land. Bevor sie gehen schmeißen sie ihre Habseligkeiten in eine große Decke, Knoten rein und fertig. Der Müll wird einfach unter einem Busch entsorgt und es ist viel Müll.

Sonntag, 03.07.2011

Am frühen Morgen hat es geregnet, wie aus Kannen, mindestens einen Stunde lang. Die grauen Wolken hängen immer noch am Himmel. Das Thermometer zeigt angenehme 25 Grad. Genau die richtige Temperatur,  um den Tag mit einem Bad zu beginnen. Also ab ins Meer.

Heute  wird es über den Llogora-Pass gehen. Besorgt schaue ich zum Himmel. Wir wollen doch was sehen wenn es da hinauf geht. Ich hoffe darauf, dass es aufklart. Wir lassen uns also Zeit, machen einen Abstecher zum Manastir Thodoros, einem Kloster. Der war zwar nicht geplant, aber es gab ein Schild an der Straße, eines der wenigen in diesem Land. Der enge, gut asphaltierte Weg führt noch unterhalb des Llogora-Passes etwa drei Kilometer nach Westen, Richtung Meer. Am Ende ein kleiner Parkplatz. Wir folgen der Albanische Familie, die kurz vor uns dort eintraf und vermutlich das gleiche Ziel hat wie wir.

Mittlerer Weile haben sich die Wolken verzogen und es ist sofort wieder brütend heiß. Die Luftfeuchtigkeit nach dem Regen, lässt Saunafeeling aufkommen. Der  steinige Pfad durch einen Olivenhain führt langsam hinauf zum Kloster. Auch dieses ist nur noch einen Ruine, mit Ausnahme eines Gebäudes links vom Eingang. Die Tür steht offen, wir betreten sie. Die Familie, welche vor uns lief, ist gerade bei ihrer Sonntagsandacht. Der Innenraum der Kapelle ist mit Ikonen  dekoriert,  sonst ziemlich schmucklos aber sehr charmant. Wir lassen die Familie in Ruhe beten, schauen uns im Gelände um. Bald sind wir wieder alleine auf dem Areal des Klosters.

                    

Es ist wunderbar still, im Innenhof wachsen Feigen- und Granatapfelbäume. Die Anlage besitzt eine morbide Schönheit mit versteckten, geheimnisvollen Winkeln. Rußgeschwärzte Mauern, verkohlte Bäume, es hat gebrannt hier. Wie lange mag das her sein? Vielleicht ein Blitzeinschlag?  Mutmaßung. Wir haben von hier oben einen guten Blick auf den Pass und die Bucht von Dhermi. Ein beliebtes Ausflugsziel und Badeort.

Unterhalb des Passes stehen Honigverkäufer. Eine kleine, alte Frau gefällt uns besonders. Wir kaufen Honig  in Kilo-Gläsern und Olivenöl in Wasserflaschen aus Plastik. Die dazugehörigen Bäume stehen direkt dahinter. Tom fragt die Frau ob er sie fotografieren kann. Er kann. Sie streicht sich ihre Haare und das Kleid glatt, setzt ihr Sonntagslachen auf und stellt sich in Pose. Die alte Dame ist ziemlich gut gelaunt, vielleicht liegt es an dem Geschäft was sie gerade gemacht hat.

Der Llogora-Pass ist landschaftlich ein echter Leckerbissen. Meer und schroffe Felsen im schnellen Wechsel. Es gibt Möglichkeiten zum anhalten, die wir auch nutzen. Oben angekommen, geht es in die Wolken hinein. Kühe stehen im Nebel am Straßenrand und glotzen uns kauend hinterher. Was für ein Schauspiel. In kurzer Zeit haben wir 1000 Höhenmeter zurückgelegt und 20 Grad Temperaturunterschied erlebt. Die Nordseite präsentiert sich und satt, grün und dicht bewaldet, besitzt nicht diese Gegensätze der Südseite, ist eine komplett andere Landschaft, aber alles in allem, ein weiterer Gegensatz. Dieses Land überrascht uns immer wieder.

Die Lagune von Orikum, nun unser nächstes Ziel. Sie soll im Herbst sehr schön sein, aber jetzt ist Sommer. Was wir sehen ist flaches Wasser mit viel grünem Schilf, mehr nicht. Die Ausgrabungsstätte lieg in einem Militärgebiet. Alles ist gut umzäunt mit Stacheldraht. Bewaffnete Posten stehen davor. Obwohl, als Sehenswürdigkeit ausgeschildert, darauf hab ich keine Lust.

Wir sind hungrig, finden ein Lokal, sehr modern und blitzsauber, bestellen Pizza. Ist auch das einzige was wir lesen oder besser erraten können auf der Karte. Es war auch kein Fehler, sie ist knusprig, hauchdünn und sehr gut, auch der Espresso danach könnte nicht besser sein. Alles für weniger als 8,00 €. Nein nicht pro Person, insgesamt und mit Trinkgeld.

Der Ort ist freundlich, recht sauber, viele Autos haben italienische Nummernschilder. Scheinbar verbringen viele Italiener hier ihren Urlaub, kommen mit der Fähre rüber. Der Strand ist gut besucht.  Eher voll, dicht an dicht Liegen und  Sonnenschirme, lärmende Menschen. So zieht sich das entlang der Küste und findet in Vlore seinen Höhepunkt. Links rappelvoller Strand, dahinter eine lange Reihe wehender Fahnen aller europäischer Nationen, dann die Küstenstraße und links von dieser nagelneue Betonbunker-Hotels und es wird gebaut und gebaut. Alle Hotels in ähnlicher Konfektion, bunt und modern. Männer in Tracht stehen davor und versuchen uns zum anhalten und einkehren zu bewegen.

Wir suchen eine Landzunge mit einem Ort namens Zvernec. Eine Klosterinsel soll es dort geben.  Naja wie nicht anders zu erwarten, auch in Vlore gibt es Innerorts keinerlei Beschilderung. Das übliche Durchfragen beginnt. Ich spreche zwei Herren an. Sie geraten heftig in Streit. Der Taxifahrer setzt sich durch. Er beteuert sich auszukennen. Ich glaube ihm, und wir finden mit seiner Hilfe den Weg. Wir hätten bereits am ersten Kreisverkehr nach Westen biegen müssen. Diese Straße war nicht als solche zu erkennen. Eher eine Buckelpiste, Motocross -Sportler hätten ihre Freude dran.

Die Gegend ist bedrückend, sehr ärmlich. Die Slums von Vlore.  Marode,  zerbröselte  Wohnblöcke stehen dort. Es wohnen hauptsächliche junge Leute mit kleinen Kindern dort, sie lungern vor den Häusern herum. Dahinter Industrieanlagen, so etwas wie eine Raffinerie kann ich erkennen. Ein Stück weiter auf der rechten Seite, erkenne ich kleine Parzellen, mit winzigen Häuschen drauf und einem Garten. Sieht aus wie eine biedere deutsche Gartenanlage. Komisch. Vielleicht gibt es so was auch in Albanien?

Wir fahren noch etwa 8 km, bevor die Straße kurz vorm Wasser nach rechts biegt. Schon liegt die Insel vor uns. Mit einem Holzsteg ist sie mit dem Festland verbunden. Wir sind überrascht als wir dort ankommen. Eine stille verschlafene Anlage hatten wir erwartet. Weit gefehlt. Dort findet gerade so etwas wie ein kirchliches Jugendlager statt. Zelte, lärmende Fußball spielende Jungs, der Pope mit wehendem Kittel mitten dabei.

Kurz vor uns ist eine Hochzeitsgesellschaft auf der Insel gestrandet. Wahrscheinlich ein Brauch bei Brautpaaren, diese kleine Kirche zu besuchen. Was für eine festliche Gesellschaft! Männer in schwarzen Anzügen, die Damen in Abendkleidern aus Samt und Seide mit viel Glitzer und Pailletten. Wiener Opernball!

Die zierliche, dunkelhaarige Braut versinkt  in ihrer cremefarbenen Glitzertüllwolke, während ihr frisch Angetrauter schwer beschäftigt ist. Mit seinem Handy! Dies scheint eine albanische Krankheit zu sein. Der Fotograf kämpft darum, die Ameisen zu einem Gruppenbild aufzustellen. Es will ihm nicht gelingen. Uns ist das Gewusel zu viel. Wir beschließen zurück zu gehen und abzuwarten bis es ruhiger wird. So lange dauert das auch gar nicht. Schon kurz nach uns, marschiert das Paar mit seinen Gästen über  den Steg zurück zu ihren Fahrzeugen.

 Nun haben wir unsere zweite Chance. Die Jungs sind mit sich beschäftigt und stören nicht. Das einzige was vom Kloster übrig ist, ist ein kleines Kirchlein. Säulen zieren den Eingangsbereich. Das Gebäude ist keinem, mir bekannten, Baustil zuzuordnen. Ein neckisches Türmchen hockt oben dem Dach. Eine Weile sind wir ganz alleine im inneren des Gotteshauses. Tom hat genug Zeit Fotos zu machen, bis sich ein junger Priester, Mönch – was auch immer, zu uns gesellt. Er möchte uns Touristen, seine Kirche erklären, teils auf deutsch, teils auf englisch, am meisten mit Händen und Füßen. Wir erfahren, die Kirche sei mehr als 1000 Jahre alt. Der kunstvoll geschnitzte,  mit Blattgold belegte Altar wurde restauriert. Er verrät uns, welche Stellen neu eingefügt wurden. Eine gute Arbeit, wir können keinen  Unterschied erkennen. In einer Ecke, merkwürdig versteckt und unauffällig befindet sich eine Grabplatte. Sie ist mit einem hübschen Totenkopf verziert. Der junge Mann zieht Parallelen zur deutschen SS, ich eher mit Ed Hardy, nur die Rosen fehlen. Eine Inschrift auf der Grabplatte sei in Illyrischen Schriftzeichen verfasst. Diese Zeichen sollen die Vorläufer der Kyrillischen Schrift sein und überhaupt, die Illyrer sind die Vorfahren der Albaner. Laut Wikipedia ist dies allerdings umstritten, ich habe es  nachgelesen. Shqiptar , so nennen sich die Albaner heute, was so viel wie Gunkeeper bedeutet, behauptet er.  Ich übersetze das mit Revolverheld. Naja.

Tom würde gerne noch etwas filmen, aber irgendwie sind wir nicht mehr alleine hier. Eine junge blonde Frau mit Turmfrisur stürmt in die Kirche, bekreuzigt sich hastig und haut der Marienikone einen saftigen Knutsch aufs Gesicht. Wir schauen uns an. Lecker! Machen die das hier alle so? Ich stelle fest, tausend Leute gleichzeitig küssen, ist ganz einfach. Als die Gute wieder weg ist, schaue ich mir das Bild genauer an, eine Fotokopie auf Holz geklebt. Ist besser so, bei den Knutschern hier, kann man dann schnell mal wechseln, denke ich.

Es ist Zeit einen Platz zum übernachten zu finden. Vielleicht geht es durch die Pinienwälder direkt zum Strand, wo wir gerne bleiben würden. Versuchen es erst einmal zu Fuß. Die Wege sind sandig und eng. Wäre echt zu doof wenn wir dort stecken bleiben würden. Der Wald ist voller Bauschutt. Da werden neue Hotels gebaut, die alten Häuser abgerissen. Wohin nun mit dem Schutt? Ab in den Wald. Dazu gesellt sich noch jede Menge Hausmüll. Meterhoch liegt das Zeug. Nur die kugeligen Pilzköpfe der Bunker schauen noch oben raus.

Wir fühlen uns beobachtet. Tatsächlich, ein klapperdürrer Straßenhund verfolgt uns in gebührendem Abstand. Immer wenn wir nach ihm schauen, versteckt er sich schnell. Dann lugt er vorsichtig, mit hellen, wachsamen Augen hinter einer Pinie hervor, um sich gleich wieder zu verstecken. Der Strand ist wirklich nicht weit, aber leider  voller Autos und Menschen. Ich muss an die Brösel-Häuser, ganz in der Nähe, denken. Die vielen Leute am Strand wohnen sicher dort. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken. Hier will ich nicht bleiben. Auf dem Rückweg zum Nugget ist unser Verfolger wieder da. Ich bringe ihm zum Abschied was zum fressen. Ich zeige es  hoch, er nimmt Witterung auf, und schwupp ist er wieder weg. Schaut diesmal argwöhnisch hinter einem Bunker vor. Er sieht wo ich das Futter für ihn hinlege. Wir fahren davon. Sicher hatte er an diesem  Abend keinen knurrenden Magen.

Wir fahren  Richtung Norden. Weit und breit keine Möglichkeit zum übernachten. Menschen arbeiten immer noch auf ihren Feldern, manchmal mit vorsintflutlichen Geräten. Die Straßen sind belebt. Die Stadt Fier ist ein Hexenkessel, mit viel Verkehr, dem obligatorischen Hupen und vollen Restaurants. Ich zähle allein neun Hochzeitsausstatter hintereinander auf der Hauptstraße. Weiße Kleider in rauen Mengen, alles üppige Gritzertüllfummel. Heiraten scheint hier total „in“ zu sein.

Das Auto vor uns macht eine plötzliche Bremsung. Der Fahrer hat im Straßencafe einen Freund entdeckt, mit dem er unbedingt reden muss. Die ganze Straße hört mit. Zwei Spuren sind schon mit parkenden Fahrzeugen blockiert. Er macht  die dritte auch noch dicht. Tom hupt kräftig und ausdauernd.  Der  junge  Man nimmt dies  mit Verwunderung zur Kenntnis,  fährt aber beiseite. Wir haben immer noch keinen Schlafplatz.

Mir kommt eine Idee. „Baggermanns Camp“ ist nicht mehr weit. Höchstens noch eine halbe Stunde zu fahren. Naja. So richtig kann man das ja nicht einschätzen hier. Den Geisterfahrern, welche uns zwischen Fier und Lushne in gewissen Mengen entgegenkommen, weicht Tom geschickt aus. Immerhin haben sie, bis auf den Radfahrer alle die Warnblinkanlage an. Die Polizei scheint schon Feierabend zu haben, nun geht er richtig drunter und drüber auf Albaniens Straßen.

Die Straße führt über eine Brücke. Auf deren Geländer sitzt ein Mann. Unglaublich, was macht er da? Er hockt vor der untergehenden Sonne, an dieser lauten Straße und spielt auf seiner Flöte. Das nenne ich bizarr. Oder gibt es diesem Land auch so was wie „Versteckte Kamera“? Vielleicht spielt er aber auch nur so schauderhaft, dass ihn seine Familie zu Hause nicht erträgt? Oder wohnt er unter der Brücke? Ich werde es nie erfahren. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir den Campingplatz. Freudig, wie alte Bekannte werden wir begrüßt.

Montag, 04.07.2011

Der Morgen ist herrlich. Wir frühstücken ausgiebig und beobachten mit dem Fernglas die Fischerboote auf dem Meer. Einige der Nachbarn scheinen die Ankunft der Fischer am Strand zu erwarten. Tatsächlich. Fangfrischen Fisch kann man gleich am Boot erwerben, frischer geht es nicht. Wir vertrödeln den ganzen Tag, mit baden, spazieren und schlafen. Das holländische Paar neben uns, ist das erste Jahr in Pension und bereits seit dem Frühjahr unterwegs. Ihre Perserkatze ist mit von der Partie. Im Herbst wollen sie wieder nach Hause, vorher aber noch den ganzen Balkan bereisen. Tom schmiedet schon Pläne für seine Zeit als Rentner.

Der Bagger rattert wieder durchs Camp. Aber diesmal nur, um wo anders zu baggern. Wir sitzen noch lange im Dunkeln und bewundern die Sterne und die Lichter im Hafen von Durres. Die Nacht ist unruhig. Eine marodierende Hundebande zieht über den Platz. Komisch, obwohl ich weiß, dass sich Hunde über ihre Körpersprache verständigen, aber bei dieser Truppe werde ich das Gefühl nicht los, sie verständigen sich mittels bellen. Wiff wuff, heißt, alles ruhig hier. Von hinten antwortet es: waff ,waff, waff, das bedeutet  dann so viel, ok ich check schon mal die Müllkübel. Schepper, krach. Wauuuuuu, hier riecht es nach Katze. Das holländische Katzenmobil wird dann auch besonders intensiv beschnuppert. Ich sehe die Schatten huschen.

Dienstag, 05. 07. 2011

Langsam packen wir zusammen. Baggermann ist nicht zu finden, dabei möchten wir gerne bezahlen. Nein,  nicht da, wie uns sein Mittarbeiter und rechte Hand berichtet, zahlen können wir ja auch bei ihm. Schon kommt  er  mit einer Flasche Schnaps an. Den müssten wir zum Abschied wenigstens mal probieren. Der sei wirklich gut. Tom nippt nur daran, er muss ja noch fahren, schiebt mir heimlich sein Glas zu. Der Mann erzählt, auf Englisch, Italienisch und Deutsch, er lebt in Tirana, ist nur im Sommer hier. Sein Bos, der Besitzer des Campingplatzes sei dienstlich oft in Milano. Dort hat er eine Firma. Er verkauft oder vermietet Bagger. Himmel - eine Baggerfirma! Wir müssen uns das Lachen verkneifen. Bekommen noch einmal nachgeschenkt. Ich trinke wieder zwei Gläser von dem Brandbeschleuniger und das bei der Wärme. Habe schon am Vormittag einen Schwipps. Wer weiß wie viel Prozent der hatte.

Noch einmal geht es nach Skoder. Die Mesibrücke haben wir noch nicht gesehen. Wir sind ja nun auch sehr geübt im Suchen und Finden. Ja, es gibt hübsche alte Brücken in diesem Land. Diese ist über 100 Meter lang und hat einen Knick. Da hatte man nachträglich noch ein Stück angesetzt. Zwei junge Backpacker landen kurz nach uns an der Brücke. Sie fotografieren was das Zeug hält. Oben an der Straße lese ich einen Wegweiser nach Teth. Dies ist ein kleiner Ort mitten in den Albanischen Alpen, soll bei Alpinisten ein Geheimtipp sein, vor allem bei Tschechischen. Einen Haken hat`s, da ist schwer hinzukommen. Wir wollen mal sehen wie weit wir es schaffen, wenn wir diese Richtung einschlagen. Naja, nicht sehr weit, dann versperrt uns ein Baufahrzeug den Weg. Also gut, wir geben auf, sind hungrig und haben die Idee in Skoder essen zu gehen. Die zwei Backpacker kommen uns entgegen, sie sind auf dem Weg nach Teth. Woanders führt die Straße  ja nicht hin. Es sind 65 km bis dahin. Die laufen! Alle Achtung.

Wir finden kein geeignetes Lokal in der Innenstadt, kaufen vor Hunger  Brot, Tomaten und Schafskäse. Dieser allerdings ist ungenießbar. Es schmeckt als wäre er mit Mehl oder Gips gestreckt. Man kann ja nicht immer Glück haben.

Wieder im Nordwesten angekommen, sind unsere Tage in Albanien gezählt. Schade, wie wir finden. Um Richtung Osten an den Oridsee zu fahren, reichen unsere restlichen Urlaubstage nicht mehr aus. Also verbringen wir die letzte Nacht im Camp Albania bei den Holländern. In der Geldbörse noch reichlich albanische Lek, wer weiß schon, dass es hier so billig ist, gehen wir dort im Restaurant essen. Die Pommes sind typisch holländisch, sehr lecker. Auch der Wachmann tut wieder seine Pflicht. Tom schenkt ihm eine Flasche Bier. Er bedankt sich mit einem Schokoriegel. Wir können also gut behütet schlafen gehen.

Mittwoch, 06.07.2011

Wir verlassen Albanien über den Grenzübergang Murican, nicht ohne vorher noch mal den Tank zu füllen. Das Geld ist ja immer noch nicht alle. Zwei Kisten Wein müssen dann auch noch mit. In dem Minimarket wo wir einkaufen, hat man offensichtlich noch nie so viel Wein auf einmal verkauft. Die gelangweilte Stimmung der Verkäuferin schlägt augenblicklich in eine Mischung aus Verwunderung und Freude um. Sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen.

Gegen Mittag sind wir wieder in Montenegro. Aber auch in diesem Land gibt es ja noch einiges zu sehen. Stari Bar, das alte Bar zum Beispiel. Wir haben es fast erreicht, als wir durch einen uralten Olivenhain fahren. Auf Schildern kann man lesen, es gibt hier bis zu 1000 Jahre alte Bäume.  Sie sind wunderschön, verschlungen, verknorpelt, löchrig. Passend zur Ruinenstadt oben auf dem Berg. Und auch die ist wunderschön. Es gibt romantische Winkel, kleine Kirchen. Ich kann gut erkennen dass man sich hier alle Mühe gibt, deren Verfall aufzuhalten. Die Ruinen sind alle gesichert. Ich entdecke, in den Boden eingelassene Scheinwerfer und stell mir vor, wie das dann bei Nacht hier oben aussieht. Ein kleines Freilichttheater gibt es auch. Tom will wie immer hoch hinaus, klettert auf die Zinnen der höchsten Mauern, um den besten Blick übers Land zu haben. Ich schau es mir dann zu Hause an.

Wir essen unterhalb der alten Stadt in einer gemütlichen Taverne. Hier ist man prima auf Touristen eingestellt. Meine Tasche habe ich neben mir auf dem Stuhl abgelebt. Als ich nach ihr greifen will…nein, nein, sie ist noch da. Ein junges Kätzchen hat es sich darauf gemütlich gemacht. Zusammengerollt liegt sie da und schläft. Aber nur bis das Essen kommt. Da ist sie auf einmal hell wach. Brav sitzt sie auf dem Stuhl, die Augen aufgerissen, um nichts zu verpassen und wartet bis sie was bekommt  von uns. Eine kleine Schmeichlerin ist sie auch noch. Am liebsten würde ich sie einpacken und mitnehmen. Geht aber nicht. Zu Hause wartet Jack, der Terrier auf uns. Ihm ist es im Süden viel zu warm. Für die Zeit unserer Reise hat er bei Nachbars Hündin um Asyl gebeten. Er hat Katzen sehr gern, zum fressen gern! Die Mietze wird sich schon durchschlagen, auch ohne uns.

In einem Souvenirladen kommen wir mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er spricht fließend Deutsch. Eigentlich sei er Oberkellner, aber an den freien Tagen verkauft  er  in seinem Laden. Außerdem hat er noch einen Olivenhain mit altem Baumbestand. Das Öl gibt es  auch im Geschäft. Wenn dann noch Zeit ist, wird er künstlerisch tätig. Er zeigt uns seine Schätze im Hinterzimmer. Aus dem  kaputten Holz seiner Oliven, sägt er Scheiben. Mit einiger Fantasie kann man tatsächlich Figuren, oder Gesichter erkennen. Er schleift und lackiert die Scheiben mit einem Glanzlack. Klebt sie auf eine Art Sockel und dekoriert das ganze mit Plastikpüppchen oder so kleinen Plaketten mit der Aufschrift „Grüße aus Bar“. Das finden wir dann allerdings nicht wirklich ästhetisch. Während der Mann so redet, wedelt er die ganze Zeit mit einer noch jungfräulichen Olivenholzscheibe. Die ist wirklich sehr schön. Wir erwerben sie ganz ohne Lack und Dekoration. Ich liebäugle mit einer Kaffemühle aus Messing. Er behauptet sie sei antik. Naja, so alt ist die garantiert nicht, aber sehr hübsch und ich kann nicht widerstehen. Alb Bonus bekommen wir dann noch eine kleine Flasche Olivenöl obendrauf.

Oberhalb von Sveti Stephan finden wir einen Campingplatz. In Montenegro gibt es etwas mehr davon als in Albanien. Der Platz ist nicht schlecht, aber die Sanitäranlagen….naja! Kein warmes Wasser, die Duschen unter freien Himmel, ohne Sichtschutz. Die Stehtoiletten,  zwar mit Wasserspülung, diese aber spült alles, nur nicht das was sie soll. Die Leitung ist kaputt, wenn man auf den Knopf drückt hat man dann die Dusche mit Sichtschutz. Vielleicht ist das gerade die Innovation. Klo mit integrierter Dusche. Ich finde es trotzdem nicht gut.

Sveti Stephan ist eine Insel keine hundert Meter vor der Küste. Sie ist mit einem schmalen natürlichen Damm mit dem Festland verbunden. Die Häuser auf den Felsen waren früher auch bewohnt, verfielen aber. Eine Hotelkette hat die ganze Insel dann gekauft und eine riesige Hotelanlage daraus gemacht. Wir können sie von weiten gut sehen, haben aber Lust uns die Sache  ganz vom Nahen zu betrachten.  Leichter gedacht als getan. Wir kommen einfach nicht hin. Jeder Weg, den wir einschlagen, entpuppt sich als Sackgasse. Ich frage einen Mann, auf dessen Veranda wir plötzlich stehen, wie wir da wohl hinkommen. Er weiß es auch nicht genau. Die Insel aber sei eh nicht zu besuchen. Da kommt man nicht rein. Ab und zu würden aber Führungen gemacht, man müsse Eintritt bezahlen. Dies sei die einzige Möglichkeit. Naja, vielleicht kann man wenigstens ein Foto vom Nahen machen, denken wir.

Der Ort, gegenüber der Insel an der Küste, ist einen riesige Apartmenthaus-Anlage. Die Häuser kleben wie Bienenwaben am Berg. Die meisten Urlauber hier scheinen Bosnier zu sein, wir erkennen es an den Autonummern. Irgendwie finden wir dann doch noch einen Treppenabgang. Es ist, obwohl schon gegen 18.00 Uhr, noch ziemlich heiß. Beinahe 30 Grad zeigt das Thermometer an. Ich hab keine Lust mehr drauf. Wir schaffen es trotzdem bis zum Strand runter zu kommen und sind enttäuscht. Sieht von weiten doch alles viel besser aus. Naja, so hatten wir wenigstens noch ein bisschen Fitness und haben uns das Abendessen verdient.

Donnerstag, 07.07.2011

Der Platz mit den miesen Sanitäranlagen, kostet uns 15,00 Euro. Wir wollen heute nach Kotor und von da aus weiter nach Kroatien.

Die Stadt ist ein echtes Schmuckstück. Sie liegt am Ende einer langen und tiefen Bucht. Hochseeschiffe liegen dort am Kai. Im Hintergrund hohe felsige Berge, vorne parken Autos, genau dazwischen Luxusjachten und ein Kreuzfahrtschiff. Was für ein Anblick. Die Altstadt von Kotor ist von dicken Mauern umgeben. Im Inneren finden wir eine wunderschöne mediterrane Siedlung. Schöner noch als Dubrovnik, wie wir finden. Es gibt so viele hübsche Kleinigkeiten zu bewundern. Eine alte Zugbrücke zum Beispiel oder, mit Relief verzierte Torbögen und  schmiedeeiserne Gitter. Wir beobachten einen Maler, wie er sitzt mit seinen Ölfarben und die Impressionen einer schmalen Gasse einfängt. Die Kirchen sind alle geöffnet und sehr prunkvoll. Die Popen hier, sind auf Tourismus programmiert, haben nichts gegen Fotografen. In den Kirchen werden Andenken verkauft. Es gibt nette Boutiquen, die zum shoppen einladen und sich gut ins Stadtbild einfügen. Wir verbringen einen halben Tag in der Stadt und wählen den Weg entlang der Bucht Richtung Dubrovnik.

Am Nachmittag sind wir dort, fahren oberhalb dieser Stadt weiter nach Norden. Machen in Bosnien-Herzegowina Rast am „Schweinegrill“, so nennt Tom die Tavernen wo man am offenen Feuer grillt. Wir essen gegrilltes Lamm, es ist sehr lecker. Am Abend kommen wir in Omis an. Wollen zu einem bestimmten Campingplatz, haben im vorigen Jahr schon einmal dort übernachtet. Er liegt zwar direkt an der Straße, hat aber einen wunderbaren Sandstrand, was man in Kroatien nicht überall findet. Das Wasser ist klar und kühl, ohne Brandung und man kann weit ins Meer hinein laufen. Wir spazieren am Strand entlang genießen unseren letzten richtigen Urlaubstag.

Freitag, 08.07.2011

Wir frühstücken ausgiebig und ganz in Ruhe. Tom schwimmt noch eine Runde.  Gegen 9.00 Uhr geht es Richtung Autobahn. Fahren den ganzen Tag, verbringen die Nacht in Österreich am Rande eines kleine Dorfes kurz vor der Tschechischen Grenze. Am Mittag des darauffolgenden Tagens werden wir dann in Dresden sein.

 

Wir sind etwas über 4500 km gefahren,  haben insgesamt  163,00 Euro Maut und Autobahngebühren bezahlt,  470 Euro Diesel getankt.  Lebensmittel in Albanien sind sehr preiswert. Die Tagestemperaturen waren zwischen 30 und 40 Grad, nachts selten unter 20 Grad. Es hat nur einmal geregnet. Das Land fasziniert mit seinem Facettenreichtum, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Wir vermuten aber, das wird nicht mehr lange so sein. Es herrscht Aufbruchsstimmung in die Moderne. Vieles haben wir noch nicht gesehen. Ein guter Grund wieder zu kommen und zwar bald.