Korsika 2014

Freitag, den 09.05.2014

 

Es ist Freitag und wie immer wollen wir noch am Abend los. In diesem Jahr geht es nach Korsika.

Etwas ist anders an diesem Tag. Wir sind erstaunlich früh dran. Ganz ohne Stress geht es schon gegen 18.00 Uhr auf die Autobahn.

Zwischen Berbersdorf und Hainichen ist die Gegenfahrbahn voll gesperrt. Hier hat es richtig gekracht. Motorradteile liegen verstreut auf der Autobahn und ein Haufen Mensch ist mit einer Decke abgedeckt. Der Stau ist bereits 14 km lang und es kann noch dauern. Ich bin froh nicht da drin zu stecken.

Bei Bayreuth wird es dann ganz schwarz am Himmel. Die vermeintliche Unwetterfront entpuppt sich als Autobrand. Auf der Gegenspur fackelt ein PKW ab. Auch hier staut es sich wieder und wir sind nicht betroffen.

Ich möchte gerne in Lauf übernachten. Gleich an der Abfahrt gibt es ein Gewerbegebiet mit genug Parkplätzen um dort die Nacht zu verbringen. Ich rufe Katja an, um uns kurz anzumelden, denn sie wohnt dort gleich um die Ecke. Da können wir ja wenigstens mal „Hallo“ sagen. Sie ist allerdings alles andere als erfreut, denn sie hat gerade Besuch. Hm? Egal wir übernachten trotzdem in Laufer Gewerbegebiet neben 2 Brummis. Es ist wunderbar ruhig abseits der AB. Ich kann ohne Ohrstöpsel schlafen. Das war mein Ziel.

 

Samstag, den 10.05.2014

 

Zeitig geht es weiter, gefrühstückt wird hinter München. Wir kommen gut voran. Schon am Mittag sind wir kurz vor Innsbruck und machen halt auf einem Rastplatz. Während ich erst mal gewisse Örtlichkeiten aufsuche, erkundet Tom die Umgebung. Als ich wiederkomme ist er ganz aufgeregt und meint, ich solle uns was zum Mittag zusammen packen. Ich mache Brote und etwas Gemüse fertig und pack alles in einen Korb. Tom hat es eilig, ich solle nur mitkommen. Wir klettern zwischen den Leitplanken des Parkplatzes durch, eine kleine Böschung hinab. Unten angekommen führt ein Weg in den Wald und er endet direkt an einem Sandstrand am Inn. Nun sitzen wir am Fluss vor einem Bergpanorama wie von einem  Gemälde. Der türkisfarbene Inn fließt schnell. Er plätschert und sprudelt in einem rasanten Tempo über die Steine am Ufer. Seit wir von zu Hause gestartet sind, ist es immer wärmer geworden. Hier herrscht nun wirklich schon richtiges Urlaubswetter. Am Ufer des Flusses genießen wir die Stille, die nur vom Rauschen des Wassers unterbrochen wird. Nebenher essen wir unsere Brote zu Mittag.

Schon bald aber ist es aus mit der Ruhe. Eine Familie rückt an. Mit Decken und Campingstühlen, Grillutensilien, Bier, Kindern, der Oma und es werden immer mehr. Schade. Schnell aufessen und schon sind wir wieder auf der Autobahn. Das war ein kurzes Vergnügen.

Die Brennerpassage erfolgt noch ziemlich zügig, danach allerdings wird es zäh. Eine Baustelle drückt das Tempo über viele Kilometer. Der Plan ist es, noch bis zum Gardasee zu kommen, dort zu übernachten und am Sonntag gemütlich die letzten 300 km bis nach Livorno zurück zu legen. Tom hat sich die ACSI App aufs Tablet geladen. Damit kann ich prima recherchieren und mir die Bewertungen der Campingplätze durchlesen. So richtig tolle Kritiken hat am Gardasee kein einziger Platz. Ich entscheide mich für den, der am besten weg kommt. Cisano San Vito soll es sein, er liegt bei Bardolino direkt am See.

So weit so gut. Bis zur Autobahnabfahrt ist alles easy, dann wird es knifflig. Wir taumeln von einem Kreisverkehr in den anderen. Frl. Weiner, das Navi, ist auch irritiert. Irgendwann möchte Sie uns unbedingt in eine Einbahnstraße schicken und lässt sich auch nicht davon abbringen. Wir werden von der Polizei angehalten.“ Oh Gott, was wollen die denn jetzt“, murmelt Tom. Er müsste eigentlich ganz dringend mal für kleine Soldaten und ist schon sichtlich genervt. Die Bullen sind zum Glück ganz friedlich. Sie sperren nur die Straße für ein Radrennen. Prima, das kann dauern, aber irgendwann können wir weiter. Frl. Weiner meldet sich…bitte wenden Sie…in 400 Metern…bitte wenden Sie… in 200 Metern…bitte wenden Sie jetzt…die Route wird neu berechnet. Wir stehen wieder vor der Einbahnstraße, geraten anschließend noch einmal in die Straßensperre, denn nun kommt die Nachhut der Radler. Ich entscheide, bevor wir noch 100 Jahre im Kreis fahren, einfach ein ganzes Stück zurück zu fahren und dann intuitiv in Richtung Gardasee abzubiegen. Das Ganze geht nicht ohne lautstarken Protest von der Weiner ab. Biegen Sie links ab…in 100 Metern…biegen Sie links ab…die Route wird neu berechnet….bitte wenden Sie…in 200 Metern…bitte wenden Sie….die Route wird neu berechnet. Tom explodiert.“ Halt deine Schnauze du blöde Kuh, oder ich schmeiß dich aus den Fenster“, brüllt er die Weiner an. Ich muss laut lachen, er lacht mit.

Wir kommen tatsächlich irgendwann genau zum Platz. Es ist ziemlich heiß hier. Das Personal ist sehr nett und wir haben freie Platzwahl. Da wir ja nur eine Nacht hier verbringen wollen, ist es nicht nötig den tollsten, idyllischsten und den Platz mit der besten Aussicht zu suchen. Allerding ist es schon schwierig überhaupt eine gescheite Parzelle zu finden. Entweder sie sind so klein, dass wir nicht reinpassen, oder sie haben ein unglaubliches Gefälle.

Wir nehmen den größten, den mit dem geringsten Gefälle und den Platz, der dem Ausgang am nächsten liegt. Wir haben sofort jede Menge Beobachter, die alle denken…wie wollen die denn da rein kommen? Von oben. Tom lässt den Caravan einfach vom oberen Weg in die Parzelle hinein rollen. „So hat das hier noch keiner hinbekommen“, meint der Holländer von schräg gegenüber.

Endlich Feierabend. Ich koche uns was Leckeres und wir laufen nach dem Essen noch ein wenig am See entlang.

Der Platz ist laut, die Straße nicht weit. In der Nacht schrecke ich hoch. Es rattert und scheppert, ein Wachmann schreit in sein Walkie Talkie, das Ding schreit zurück. Genau neben meinem Bett. Ich finde nur langsam wieder in den Schlaf.

 

Sonntag, der 11.06.2014

 

Wir können den Tag ruhig, mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen und haben bis 13.00 Uhr Zeit den Platz zu verlassen.

Die Duschen sind mal wieder ein Erlebnis. Tom hatte mich ja schon vorgewarnt, aber so schnell konnte ich beim ersten Mal nicht reagieren. Immer wenn irgendwo in dem Sanitärkomplex jemand die Toilettenspülung betätigt, kommt ein kochend heißer Schwall Wasser aus der Dusche. Das erste Mal erwischt es mich. Danach bin ich wachsamer. Nun hopple ich immer unters Wasser und wieder vor. Das Duschen ist somit keine Freude, denn nach dem heißen Wasser kommt sofort kaltes und schon wieder drückt irgendwo jemand die Spülung.

Gegen Mittag ziehen wir weiter. Aber erst mal muss der Caravan wieder aus der Parzelle raus und um die engen Kurven, am besten ohne an Bäumen hängen zu bleiben. Das geht diesmal nur nach unten. Dabei verknackt sich Tom den Rücken im Lendenwirbelbereich und er hat immer noch mit den Nachwirkungen seines Bandscheibenvorfalles an den Halswirbeln zu kämpfen. Das hat uns gerade noch gefehlt. Nur gut, dass er sitzen und damit auch Autofahren kann.

Gegen 17.00 Uhr ist der Fährhafen in Livorno erreicht. Wir stehen unvermittelt an der Einfahrt und werden von einem Mann in Uniform angehalten. Ich zeige ihm unsere Reservierung. Das sei ja erst morgen früh, meint er. Dann könnten wir hier auf den Parkplatz fahren. Wir dürfen also auf dem Hafengelände übernachten. Dort parken schon andere Camper aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Einige haben es sich richtig gemütlich gemacht, stehen schräg über mehrere Plätze, haben Tisch und Stühle raus geräumt und campen schon mal. Wo sollen wir nun hin? Tom will den Caravan in eine ziemliche enge Lücke schieben. Gott sei Dank lässt er sich überreden, dass wir uns einfach quer über mehrere PKW Plätze stellen. Da ist nämlich noch alles frei. Der korrekte Tom hat Bauchschmerzen damit, es könnten ja noch mehr Urlauber kommen und die hätten dann gar keinen Platz mehr. Naja dann können ja die anderen noch ein Stück bei Seite rücken, ist meine Meinung zu dem Thema.

Nun stehen wir mit der Tür vor einem Maschendrahtzaun, mit romantischem Blick auf mehrere Eisenbahnwagons. Zu Fuß machen wir uns auf, um das Gelände zu erkunden. Wo startet das Schiff morgen früh? Wo gibt es die Tickets? Beides ist schnell gefunden. Die Frau in der Fährscheinbude meint, man könne, nach 21.00 Uhr wenn die letzte Fähre raus ist, schon an der Fähre für morgen stehen und dort übernachten. Was wir dann aber nicht tun. Zurück am Caravan machen wir es uns vorm Zaun gemütlich. Ein Salat, ein Gläschen Wein, in der Ferne dröhnen Schiffshupen. Auf einem Wagon haben sich zwei Möwen eingefunden. Sie drehen ihre Köpfe und äugen auf uns herab. „Schau sie dir an, bestimmt reden die über uns“, sag ich zu Tom. „Sieh nur Emma, die Menschen da unten können nicht fliegen und was die für ein komisches Nest haben“, sagt die eine Möwe. Emma scheint anderer Meinung zu sein. “ Ach lass doch, was kümmern uns denn die Menschen.“ Sie drehen ihre Köpfe hin und her und geraten in Streit. Zeternd flatternd sie umher bis eine dritte Möwe dazu kommt und den Streit schlichtet. Jetzt diskutieren alle drei. Tippeln aufgeregt auf dem Eisenbahnwaggon herum und schauen schimpfend auf uns herab. Naja vielleicht streiten sie ja auch nur darüber wer von den Dreien uns das Brot klauen soll.  Wir haben unseren Spaß beim Beobachten der Vögel, während die nicht müde werden über uns zu tratschen. Die Nacht ist ruhig.

 

Montag, der 12.05.2014

Der Wecker hat noch nicht geklingelt, da bin ich schon hell wach. Draußen rollen LKWs und Camper vorbei. Wir lassen uns, obwohl noch Zeit ist, von der Aufbruchsstimmung anstecken. Schnell einen Kaffee trinken, gefrühstückt wird an der Fähre. Am Kai angekommen stehen wir mitten in einem Haufen Caravans aus Holland. Es handelt sich dabei um eine geführte ACSI Reise, denn alle haben einen Aufkleber dran. Ich unterhalte mich mit der Reiseleiterin, die gerade dabei ist ihre Schäfchen zu zählen. Zu der Gruppe gehören 50 Personen mit 25 Wohnwagen. Ihr erstes Ziel auf Korsika wird der Campingplatz bei Pietracorbara sein. Ich bin nicht gerade begeistert, denn das sollte auch unser erstes Ziel sein. Nun hoffe ich, dass da genug Platz für alle ist. Die Überfahrt ist langweilig und ungemütlich. Tom will auf dem Oberdeck sitzen, wegen seinem Rücken hat er nun vor auf einem Holzhocker auszuharren. Dort weht es mir fast die Ohren weg, der Schornstein bläst schwarzen stinkenden Rauch über uns aus. Es ist einfach unangenehm. Ich suche nach etwas Besserem und finde auch was unter Deck. So richtig gemütlich sind die winzigen Schalensessel mit den niedrigen Lehnen auch nicht, aber wenigstens zieht es nicht so.

4 Stunden später läuft die Fähre im Hafen von Bastia ein. Wir hängen uns einfach an die Holländer und müssen somit nicht navigieren.

Außerhalb der großen Hafenstadt ist alles grün. Das Meer schimmert wunderbar türkis. In den Gärten wachsen Zitronen, Orangen und Datteln. Selbst die Felsen sind grün. Ich vermute eine Flechte oder Alge. Später lese ich aber, dass es sich hier um grünen Schiefer handelt. In engen Serpentinen geht es am Meer entlang in Richtung Cap Corse, den nördlichen Zipfel der Insel. Der ACSI Platz in Pietracorbara, ca. 20 km hinter Bastia, gefällt mir gut. Die Parzellen allerdings sind für die Holländer reserviert. Wir können uns auf der großen Wiese einrichten. Durch das Fehlen von hohen Bäumen steht die Chance gut für Fernsehempfang. Tom ist nicht begeistert, denn es ist sehr windig hier. Immer wieder werden wir von heftigen Böen attackiert die von absoluter Windstille unterbrochen werden. Das ist wirklich komisch. Wir können am Abend nicht draußen sitzen obwohl die Sonne scheint, der Wind ist einfach zu heftig. Tom sichert die Satelitenschüssel mit etlichen Heringen und sie steht fest. Das Vordach haben wir gar nicht auf gemacht. Was sich als gute Entscheidung erweisen wird.

Mit einem Strandspaziergang klingt der Abend aus.

 

Dienstag, der 13.05.2014

 

Heute geht es nach Bastia. Der alte Hafen soll sehr hübsch sein. Von Bahnhof Bastia kann man auch mit der Bahn, der Micheline, die Insel besichtigen. Das haben wir vor, denn Tom liebt Eisenbahnen. Also heißt es, erst einmal den Bahnhof finden und den Fahrplan studieren. Der Zug geht schon früh am Morgen, also wird das unsere Tour für den Mittwoch. Das Auto steht gut im Parkhaus, wir laufen zum Hafen. Ich bewundere das klare Wasser mit den vielen Fischen drin und finde das ungewöhnlich. Während ich noch Fische gucke, steht Tom staunend vor einem parkenden Auto, welches innen im Kreisverkehr mit 2 Rädern auf einem 40 cm hohen Bordstein steht. Passgenau zwischen 2 Bollern.

Ich ärgere mich jetzt, dass ich das nicht fotografiert habe. Aber wir werden beobachtet. Vor der Hafenmeisterei steht ein Trupp Seemänner. Sie amüsieren sich, wie wir über französische Parkkünste staunen.

Sonst ist es im Hafen aber ziemlich ruhig. Die mondänen, weißen Yachten schaukeln schläfrig in der Sonne. Selbst die Kellner in den Restaurants stehen gelangweilt in der Gegend rum. Wir laufen langsam durch die Stadt zum Auto zurück.

In Bastia gibt es ein Parfummuseum. Da möchte ich gerne noch hin. Laut Reiseführer soll der Inhaber deutsch sprechen und viel Interessantes zu berichten haben. Dieses Vorhaben scheitert kläglich am Parkplatzmangel. Wir finden die Adresse ohne Probleme, aber die Straße ist hoffnungslos zu geparkt. Die Franzosen sind da ziemlich schmerzfrei.

Tom schlägt vor, bevor wir wieder zum Campingplatz zurück fahren, noch unsere Vorräte aufzustocken. An der Küstenstraße hing das Werbeschild eines Sparmarktes. Wir fahren an Pietracorbara vorbei weiter Richtung Cap Corse. Ich freu mich, denn zu einer Umrundung des nördlichen Zipfels hätte ich Tom nie überreden können. Wenn ich es geschickt anstelle kann das vielleicht was werden. Der Sparmarkt hat zu und er macht auch erst am Abend wieder auf. Komische Geschäftszeiten haben die hier. Ich meine zu Tom er solle nur einfach weiterfahren, da kommt schon gleich der nächste Ort. Schon sind wir von der Ostküste an die Westküste gefahren.

Doch dann mache ich einen Navigationsfehler. Wir biegen zu früh ab. Die Richtung und der nächste Ort stimmen zwar, wir landen aber auf einer Nebenstraße. Diese geht parallel keine 20 Meter neben der Hauptstrecke her. Allerdings auch 300 Meter darüber. Die Straße ist stellenweise nur 2,50 Meter breit, vor allem an den kleinen Steinbrücken, die immer wieder über Schluchten führen. Die Straße ist sehr gut asphaltiert und hat sogar einen Mittelstreifen. Sicher wurden die für Radfahrer aufgemalt, denn Autos kommen hier niemals aneinander vorbei. Wir schaukeln also durch enge Kurven, kurz neben dem Abhang und immer dicht an Felsen vorbei. Aber die Aussicht ist unschlagbar. In der Ferne können wir die schneebedeckten Bergmassive der Insel bewundern und unter uns das Meer. An der Westseite ist es 10 Grad kühler, vielleicht liegt es auch an der Höhe. Ich sehe hinter der nächsten Kurve was auf der Straße und kann noch „Stopp“ rufen. Langsam fährt Tom weiter, mitten durch eine Ziegenherde. Die Bauern hier halten ihre Tiere nicht in Ställen. Sie streifen in einem gewissen Territorium um ihren Hof und suchen sich einfach ihr Futter. Immerhin werden die Ziegen von einem massigen Hund beschützt, der wenige Meter hinter der Herde breitbeinig auf der Straße steht. Er sieht nicht freundlich aus. Missmutig macht er uns aber Platz. Es wird davor gewarnt diese Hunde zu streicheln, das sind die hier nicht gewöhnt.

Ich bin froh als wir endlich Nonza erreichen. Hier gibt es einen eindrucksvollen Genueserturm zu bewundern. Er thront über einem schwarzen Sandstrand. Diese Türme gibt es rund um die Insel. Knapp 100 sollen noch übrig sein. Sie dienten einst als Wachtürme und warnten vor Seeräubern. Zum Aussteigen haben wir aber keine Lust. Tom ist hungrig und müde. Das macht ihn zickig und nörgelig.

 

In einem kleinen Nest sehen wir ein Café und einen Lebensmittelladen mit Gemüseauslage und halten an. Trinken dort einen richtig guten Espresso und kaufen nun doch noch Gemüse, Kekse und Käse. Korsika ist berühmt für seinen Käse. Es gibt unzählige Sorten. Auch die Wurst soll sehr gut sein. Beides ist unglaublich teuer. Solche Preise kennen wir in Deutschland nicht.

Ich beobachte auf der gegenüber liegenden Straßenseite zwei Männer. Sie sitzen auf einer kleinen Mauer. Es handelt sich offenbar um Jäger, denn sie sind bis unter die Zähne bewaffnet. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass noch vor wenigen Jahren die Vendetta auf der Insel herrschte. Die Familien haben sich quasi gegenseitig abgemurkst. Beim Anblick der beiden rauen Kerle glaube ich das auch. Mit auf der Mauer, hockt ein Trupp Jagdhunde. Vier oder fünf sind es etwa. Alles reinrassige, wunderschöne Jack Russell Terrier. Genau wie mein Jack, der die Ferien im Garten bei seiner Freundin Lucy verbringt. Diese Tiere machen aber einen wilden, entschlossenen und mutigen Eindruck. Das sind keine Sofahunde wie Jack, der höchstens aus Versehen eine Maus fängt. Nein, das sind echte Kerle, die wissen was sie tun. Ich bin mir sicher, diese Hunde hier könnten wirklich wilde Tiere zur Strecke bringen. Am liebsten würde ich sie weiter beobachten. Das geht aber nicht. Gestärkt fahren wir weiter.

Toms Laune hat sich merklich gebessert und irgendwie geht es jetzt ganz schnell und schon ist Bastia in Sicht. Zufällig kommt uns ein Supermarkt in die Quere, wo wir sogar noch was zum Grillen kaufen können. Ich bin wieder ganz erstaunt über die hohen Preise. 2 Hähnchenbrüste kosten 8 Euro. Eine Flasche Wein nicht unter 10 Euro. Ein Camembert 6 Euro. Die gibt es auch in XXL da muss man dann 30 Euro hinblättern. Wir kaufen Bratwurst aus Schweinefleisch. Das ist hier am preiswertesten von allen Fleischsorten.

Kaum kommen wir bei Pietracorbara um die Ecke sind die bösen Windböen wieder da. Scheinbar wohnen die hier in den Bergen überm Dorf. Sie warten nur darauf uns fremde Eindringlinge zu verscheuchen. Tom baut den Grill auf und auch wieder ab. Der Wind bläst die ganze Wärme weg. Ich brate nun die Würste in der Pfanne. Das ist auch lecker. Es trübt sich ein und über den Bergen hinterm Platz kriechen, wie wabernde Kraken, bedrohliche und finstere Wolken ins Tal. Korsika ist eine wilde ungezähmte Insel. Selbst im Sommer erfrieren Wanderer in den Bergen. Die Temperaturstürze und Wetterkapriolen sollte man nicht unterschätzen. So steht es zumindest im Reiseführer. In der Nacht wird es noch stürmischer und es gewittert.

 

 

 

Mittwoch, der 14.05.2014

 

Die Berge tragen heute weiße, flauschige Pudelmützen. Das sieht schick aus. Es wird ein sonniger warmer Tag. Wir stehen früh auf. Spätestens 6.45 müssen wir nach Bastia aufbrechen um pünktlich zum Zug zu kommen.

Tatsächlich ist Bastia heillos verstopft. Wir kommen keine Minute zu früh und haben gerade noch Zeit um Fahrkarten zu kaufen. Schon sitzen wir in der Bahn. Unser Ziel ist Corte. Das ist an einem Tag zu schaffen. Wir bezahlen 40 Euro pro Person hin und zurück. Auch das finde ich ziemlich happig.

Die Bahn ist doch recht modern, wackelt aber gemächlich dahin. Wir halten anfangs aller 2 km. Aber bald geht es in die Berge. Ächzend schleicht die Bahn hinauf. Erst durch die Maccia, dann wird es felsiger. Die Landschaft ist atemberaubend. Schneebedeckte Gipfel, rauschende Flüsse und immer wieder verlassene Gehöfte. Die Insel leidet unter der Abwanderung ihrer Bevölkerung. Vor allem die jungen Leute gehen aufs Festland.

Nach 2 Stunden erreicht der Zug Corte. Diese Stadt ist die ehemalige Hauptstadt der Insel und auch der geographischer Mittelpunkt. Sie hat sogar eine Universität. Die einzige auf der Insel. Es ist sonnig und warm. Toms Ischias Nerv quält ihn heute besonders. Wir machen langsam beim Stadtbummel.

Dafür, dass Corte die meist besuchte Stadt der Insel sein soll, gibt es nicht viel zu sehen. 14.00 Uhr fahren wir wieder zurück. Ich stelle fest, das Klischee, dass die Franzosen ständig Baguette unter dem Arm tragen, stimmt.

Gegen 17.00 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz. Ich warte schon auf die Böen aber es ist alles ruhig. Auch unsere österreichischen Nachbarn freuen sich und wollen es sich gerade mit einem Drink in der Hand in ihren Campingsesseln bequem machen. Da fliegen die Dinger auch schon quer über den Platz. Beide können sich gerade noch abfangen ohne rücklings auf die Wiese zu krachen. Ich muss lachen. Der Wind hier ist tückisch.

Wir laufen am Abend noch mal zum Strand. Der Sand ist übrigens auch grünlich. Ich finde schönes kleines Treibholz und runde, weiße Steine. Die sind wirklich strahlend weiß und schimmern wie Marmor. Mein Elster-Gen meldet sich und ich sammle ein. Leider gibt es hier überhaupt keine Muscheln.

 

 

Donnerstag, den 15.05.2014

 

Tom mag den Wind nicht mehr haben und will endlich draußen sitzen können. Also geht es heute weiter.

Bis Ghisonaccia zum Campingplatz Arinella Bianca, einem 4 Sterneplatz, sind es nur 80 km. Gegen Mittag ist er erreicht. In der Rezeption sitzen 2 deutsche Frauen. Die Kommunikation ist also gesichert. Der Platz ist gut gefüllt. Alles Deutsche auf einer geführten ADAC-Reise. Die Parzellen sind komfortabel groß. Wir stehen hier unter Eukalyptusbäumen. Was ich leicht am Geruch erkennen kann. Wir vertrödeln den Rest des Tages und können nun endlich auch sturmfrei draußen sitzen und die nächsten Tage planen. Der Platz ist riesig groß. Nur gut, dass noch keine Hauptsaison ist. Auf der großen Bühne proben schon die Tänzer. Es gibt 2 Poolanlagen und der Strand ist höchstens 50 Meter entfernt. Ich bin mir sicher dass hier in wenigen Tagen richtig Rambazamba ist.

Im Moment haben wir hier eine ganz andere Geräuschkulisse. Tom nennt es Biolärm. Vom Nachbargrundstück her tönt das Geschrei von Pfauen. Unser Platz wird von unzähligen Vögeln bewohnt. Die Spatzen tschilpen um uns herum und suchen fressbares, bleiben aber schüchtern in Entfernung. Die Meisen sind aufdringlich. Sie sitzen mit am Abendbrottisch und äugen in die Salatschüssel. Eine versucht sogar die Brottüte zu öffnen. Eine andere setzt sich auf Toms Buch während er darin liest und eine lässt sich anschließend  auf meiner Zehenspitze hin und her schaukeln. Aber auch Amseln und Eichelhäher flattern hier herum und eine besondere Taubenart. Die soll es nur hier geben. Sie sind zierlicher als unsere heimischen Tauben. Ich zerkrümle Brot und füttere die Vögel. Eine blöde Idee, denn die Vögel versammeln sich nun erst recht bei uns.

 

 

Freitag, den 16.05.2014

Tom hat Lust auf Berge. Deshalb hatte ich für heute eine umfangreiche Tour geplant.

Wir fahren von Ghisonaccia nach Richtung Süden. In Solenzara biegen wir gleich hinter der Brücke über den Fluss Fiumicelli nach rechts ab in die Berge. In etwa 10 Kilometern kommt die Straße wieder ganz dicht an den Fluss heran. Dort halten wir und klettern hinab zu den Badegumpen. Das sind tiefe Löcher im Flussbett in denen man wie in einem Pool baden kann. Ansonsten ist es hier ziemlich flach. Das Wasser plätschert fröhlich über Steine und Felsen, die Sonne strahlt, es ist angenehm warm. Ich halte meine Hand in den Fluss um die Temperatur zu testen, zieh sie aber schnell wieder raus. Das Schmelzwasser aus den Bergen ist so kalt dass es schmerzt. Wir haben Spaß daran, mitten im Fluss über Steine und Felsen zu klettern, immer knapp davor abzurutschen und ins eisige Wasser zu fallen.

Dann geht es weiter in die Berge hinauf. Die Bäume werden größer, das Panorama immer grandioser. Wir kommen zur Bocca di Larone, einer Passhöhe auf 608 Metern. Hinter der nächsten Kurve geht ein Pfad ab. Wenn man ihm folgt, gelangt man zu einem Wasserfall. So steht es im Reiseführer. So ein kleiner Abstecher sollte doch drin sein. Der Tag ist noch lang. Also packen wir uns Wasser und Proviant in die Rucksäcke und los geht es Richtung Wasserfall. Der schmale Weg ist steinig und führt durch die Macchia, einem dichten Gebüsch welches sich wie ein Laubengang über den Pfad wölbt. Dieser jedoch wird immer steiniger und bald schon klettern wir über Felsen, welche zum Teil steil abfallen. Ich habe Höhenangst und krabble sicherheitshalber auf allen Vieren oder rutsche auf meinem Hintern die Felsen hinab. Die Sonne steht hoch am Himmel und hier weht kein Lüftchen. Mir rinnt der Schweiß von der Stirn, mein Shirt klebt und mir zittern vor Anstrengung die Knie. Tom hangelt sich leicht voran, aber ich komme nicht vorwärts. Der Abgrund neben mir ist beängstigend. Ich schaue nicht runter und versuche mich an den dornigen Sträuchern festzuhalten. Für die Schönheit ringsum habe ich keine Augen. Irgendwann kommen wir an einen Punkt wo es beinahe 2 Meter in die Tiefe geht. Ich bin mir sicher, runter käme ich noch, aber niemals wieder rauf. Ich hocke mich auf einen Stein, mitten auf den schmalen Weg. Von weitem rauscht der Wasserfall. Tom will nur mal um die nächste Biegung schauen. Ob es wohl noch weit ist? Mir ist das egal, ich klettere nicht mehr weiter. Schon ist er den Felsen hinunter geglitten und um die Ecke verschwunden. Ich atme durch. Erst jetzt schaue ich mich um. Ich sitze hier in einem Beet aus wilden Alpenveilchen und weißen Lilien, dazwischen trockenes verkrüppeltes Holz. Jeder Florist würde in Verzückung geraten und kein Gartengestalter bekäme das so hin. Ich hoffe nur, bald wieder auf begehbaren Wegen zu wandeln. Nach einer Weile kommt auch Tom zurück. Kein Wasserfall war weit und breit zu sehen. Wir teilen uns ein großes Baguette und schlachten das Jagdwurstglas. Mir graut vor dem Rückweg. Tom schleppt nun auch noch meinen Rucksack und ich hangle mich von Strauch zu Strauch langsam voran. Irgendwann ist es vollbracht. Die Felsen liegen hinter uns, vor uns nur noch ein paar hundert Meter Weg voller Steine und Wurzeln. Es kommt wie es kommen muss. Während Tom gerade noch ganz mühelos über Felsbrocken schwebte, stolpert er nun über eine Wurzel und knickt mit dem Fuß um. Nun, wo es mit seinem Rücken gerade wieder etwas besser ist, hat er Knöchel.

Endlich sitzen wir wieder im Auto. Im Reiseführer stand etwas von einer einstündigen Wanderung, einem kleinen Abstecher. Wir haben mehr als 2 Stunden gebraucht und sind eigentlich gar nicht angekommen. Ob der Autor des Buchs jemals hier war?

An der Col de Bavella einer Passhöhe auf 1218 Metern gibt es einige Restaurants. Einen Kaffee könnten wir jetzt gebrauchen. Leider hatten auch ein paar andere Menschen noch die Idee. Es ist mehr als voll hier. Ein Parkplatz zu bekommen ist völlig aussichtslos. Also fahren wir weiter. In Zonza, dem nächsten kleinen Ort werden wir dann fündig. Das Dorf ist beschaulich, die Geschäfte haben geschlossen und die Lokale sind nur mäßig besucht. Wir stärken uns mit einem kräftigen Kaffee. Ich muss nicht fahren und kann noch ein Gläschen Wein trinken. Es ist bereits später Nachmittag. Die empfohlene Tour aus dem Reiseführer hatte ich ohnehin schon um die Hälfte reduziert und selbst von dem ist noch nicht mal die Hälfte realisiert. Ich bin überzeugt, der Autor des Buches kennt weder Entfernungen noch Verkehrsbedingungen und schon gar nicht die mangelnde Ausschilderung. Denn die Bronzezeitliche Burg, die ich unbedingt noch sehen möchte, ist schlicht nicht zu finden. Müde treten wir nun endgültig die Rückfahrt an.

Kurz nach 22.00 Uhr schrillt eine  Alarmanlage los. Juuup, juuup, juuup. Irgendwann wird er Besitzer des Autos das Ding abstellen, so hoffe ich. Aber das passiert nicht. Juuup, juuup, juuup, Tom macht den Fernseher lauter dann geht es schon. Eine Stunde später kommt mir das Juuup schon leiser vor. Naja vielleicht macht die Batterie langsam schlapp. Ich schlafe diese Nacht mit Ohrstöpseln.

 

 

 

Samstag, den 17.05.2014

 

Bonifacio am südlichsten Zipfel der Insel, ist unser heutiges Ziel. Die Stadt ist auf einer Sandsteinklippe erbaut. Ein Teil davon stürzte bereits in Meer, weil

der Sandstein langsam vom Meer ausgewaschen und unterhöhlt wird. Dies können wir am besten vom Wasser aus erkennen. Deshalb geht es zuerst mal aufs Boot. Ich bin wieder ganz fasziniert von dem türkisfarbenen klaren Wasser. Auf dem Meer ist starker Wellengang und der Kapitän hat wohl Spaß daran, das Boot immer so in die Wellen zu lenken, dass es richtig schaukelt. Es ist schwierig gute Fotos zu machen, bei dem auf und ab. Nach 1,5 Stunden geht es zurück in den Hafen. Wir laufen hinauf auf die Klippe in die Oberstadt mit dem Kastell. (Jede Stadt hat hier ein eigenes Kastell.) Die korsischen Städte machen auf mich immer wieder einen unnahbaren und unfreundlichen Eindruck. Die Häuser sind schmal, hoch und grau mit finsteren Fenstern. In den kleinen Lädchen gibt es viel Spittelkram aber auch Schönes, alles zu außergewöhnlich hohen Preisen. Tom hat Hunger und ist unleidlich. Ein belegtes Brötchen kostet schlappe 8 Euro. Weil die Dinger für das Geld keiner kauft, trocknen sie in der Auslage so vor sich hin. Irgendwann haben wir alles gesehen und wir machen uns auf den Rückweg. In der Unterstadt gibt es einen Sparmarkt und einen Bäcker haben wir da auch gesehen. Es wird Zeit, dass Tom was zu beißen bekommt, hungrig ist er wirklich unleidlich. Auf dem Weg hinunter strauchelt er, kann sich gerade noch an einem Geländer abfangen. Er knallt aber mit den Rippen auf die Metallstange. Nun hat er zum Rücken und Knöchel auch noch „Rippe“.

Auf dem Rückweg halten wir an einem Supermarkt. Jetzt erst merkt Tom, dass er sich kaum noch rühren kann. Jede Drehung schmerzt und bücken kann er sich auch nicht.

Pünktlich kurz nach 22.00 Uhr hupt die Alarmanlage wieder los. Juuup, juuup, juuup. Das kommt mir jetzt aber spanisch vor. Ich will der Sache mal auf den Grund gehen, will wissen welches Auto eine Alarmanlage mit Zeitschaltuhr besitzt. Ich laufe in die Richtung des Geräusches und schon juuupt es hinter mir. Es kommt aus den Bäumen und auf juuup, juuup antwortet es iijup, iijup. Weiß der Teufel welche nachtaktiven Flatterlinge hier leben. Ich schlafe wieder mit Ohrstöpseln. Tom kann immer schlafen, egal wie laut es ist..

 

 

Sonntag, den 18.05.2014

 

Wir verbringen den Tag mit faulenzen, spazieren und Vögel füttern. So kann Tom sich etwas erholen und seine Wunden lecken.

In der Nacht fängt es an zu regnen, es hört nicht mehr auf. Das Gute daran ist, der Juuup hält seinen Schnabel. Sicher mag er keinen Regen.

Der Montag beginnt sehr feucht. Die Wiesen und Wege auf dem Platz sind aufgeweicht. Es regnet unaufhörlich und meist auch ziemlich stark. Also wird auch heute gefaulenzt. Am Nachmittag machen wir uns auf zum nächsten größeren Supermarkt. Wirklich gebraucht wird nichts, aber die Langeweile treibt uns raus. Auch die Straßen sind zum Teil schon überflutet. Mir ist das unheimlich.  In der Nacht regnet es weiter. Es klingt beängstigend  wenn der Regen  auf den Caravan pladdert. Hier ist es verdammt flach. Der Platz liegt kaum einen Meter über dem Meeresspiegel. Mir fällt ein, dass Sardinien, die nur wenige Kilometer entfernte Nachbarinsel, vor einem Jahr eine heftige Flut erlebte. Mir raubt dieser Gedanke den Schlaf.

 

Dienstag, den 20.05.2014

 

Es nieselt immer noch, aber das Barometer steigt wieder. Heute wollen wir noch mal los. Toms Rückenrippenknöchel ist zwar noch nicht wieder gut, aber bald schon ist die Zeit auf der Insel vorbei und wir müssen den Rückweg antreten. Gegen 10.00 Uhr wird es heller. Die Wolken verziehen sich langsam. Auf geht es. Erst mal Richtung Bonifacio und dann rüber auf die andere Inselseite. Die kleinen Bäche, welche aus den Bergen kommen haben sich alle samt in reißende Flüsse verwandelt, genau wie die Straßengräben links und rechts der Küstenstraße.

Hinter Bonifacio werden wir durch riesige Hinweisschilder auf etwas aufmerksam gemacht. Was es ist, weiß ich nicht, ich kann es ja nicht lesen. Aber je näher wir kommen umso größer werden die Schilder. An einem Parkplatz stehen schon mehrere Touristenbusse. Also halten wir auch mal an und schauen was es zu sehen gibt. Vom Aussichtspunkt aus hat man gute Sicht auf eine Felsformation, welche aussieht wie die ägyptische Sphinx. Ok, schnell mal knipsen und weiter geht es. Ich will ja die Megalithen sehen.

So üppig die Ausschilderung für die Sphinx war, bei den Steinzeitsteinen fehlt sie ganz. Laut Karte fahren wir sogar ganz dicht daran vorbei, aber weder ein Abzweig noch ein Schild zeigt uns den Weg. Ich bin sauer. Wir sind nun schon in Sartene und quasi vorbei. Vielleicht gibt es hier was zu sehen. Diese Stadt soll die ursprünglichste aller Städte auf Korsika sein. Ja, das ist sie. Sie erscheint mir noch abweisender als die anderen Orte. Die Menschen wohnten und wohnen zum Teil immer noch, in schmalen Wohntürmen. Die Eingänge befinden sich in der ersten Etage. Über Holzstiegen gelangten die Bewohner damals in ihre Häuser. Auch die Fenster sind winzig und blicken finster ins Land. Früher verschanzte man sich in seinem Haus wenn Feinde, in der Regel die Piraten, anrückten. Wir haben irgendwie keine Lust auf diese wenig einladende Stadt. Mein nächstes anvisiertes Ziel ist das Castellu di Cucuruzzu, einer bronzezeitlichen Burgruine. Dies ist der 2. Versuch das Ding zu finden. Kurz hinter Ste Lucie de Tallano müsste es links ab gehen. Aber auch hier gibt es nirgends ein Hinweisschild. Nur durch einen zufälligen Blick in den Rückspiegel sehe ich einen handgeschriebenen Wegweiser. Also folgen wir ihm. Der Weg endet auf einem Parkplatz. In einem kleinen Häuschen drückt man uns einen deutschsprachigen Gide für das weite Areal in die Hand. Eintritt müssen wir nicht bezahlen. Uns erwartet ein schmaler Weg durch einen verzauberten Wald mit uralten bemoosten Trockenmauern, tausend Jahre alten Schopfpinien und einem ebenso alten Kastanienbaum. Riesige, sogenannte Tifonifelsen liegen wie eiszeitliche Findlinge überall im Wald herum. Sie sind meist ausgehöhlt und angeblich haben in der Bronzezeit hier ganze Familien darin gelebt. Wir können das nicht glauben. Ich zwänge mich kriechend in eine solche Höhle hinein. Drinnen kann ich mich kaum bewegen, nicht stehen und selbst zum Liegen wäre das Ding zu klein. Ich kann also nicht glauben was uns der Guide da erzählt. Bald erreichen wir die Burg. Wir klettern über meterdicke Mauern. Seltsam, die Außenmauern sind wirklich gut 2 Meter dick, aber die Räume in der Burg ziemlich klein und eng. Es gibt Werkstätte, eine Töpferei zum Beispiel und  eine Fleischerei. Die Grundrisse dieser Räumlichkeiten sind kleiner als meine Küche. Sicher waren die Menschen damals nicht so groß wie wir heute. Ich habe mehr Fragen als Antworten. Durch den Zauberwald wandern wir zurück. Es ist Nachmittag, wir sind hungrig, es gibt weit und breit weder ein Restaurant noch einen Imbiss. Die Korsen scheinen nicht sehr geschäftstüchtig zu sein. Mit wenig Mühe könnten die hier in ihrer Hütte am Eingang etwas Essbares anbieten. Ich wundere mich, wieso darauf noch keiner gekommen ist. Wir schlachten meinen Notfall- Müsliriegel, den ich immer im Auto habe und fahren zurück. Am Straßenrand liegen Schweine herum. Sie genießen im Rudel die Sonne. Neben Ziegenkäse laufen hier also auch die Schnitzel frei in der Gegend herum.

Das Bavellamassiv hat sich in den Wolken verstecht. Wir nehmen den Pass dieses Mal von der anderen Seite, tauchen in eine Nebelwand ein. Die Temperatur sinkt schlagartig um 15 Grad. Aber heute ist die Passhöhe nicht von Touristen belagert. Wir sind fast die einzigen und bekommen problemlos einen Parkplatz und einen Kaffee, auf die Aussicht müssen wir jedoch verzichten. Man kann eben nicht alles haben.

 

Mittwoch, der 21.5.2014

 

Am späten Vormittag geht es wieder zurück Richtung Bastia. Die Fähre legt 8.00 Uhr am Donnerstag ab. Da wollen wir es nicht mehr so weit haben.

Der Platz San Damiano liegt etwa 15 km südlich vor Bastia auf der Landzunge zwischen Etang de Biguglia und der korsischen Ostküste. Das ist kein ACSI Platz. Aber ein richtig toller Campingplatz direkt am Meer mit kostenlosem Wlan und einem gut sortierten Einkaufsmarkt mit erstaunlich guten Preisen. Wir verbringen einen windigen Nachmittag am Meer und einen geruhsamen Abend.

 

 

Donnerstag, der 22.5.2014

 

Wir müssen früh raus und sind nicht die Einzigen die zur Fähre wollen. Gegen 6.00 Uhr starten auch unsere Nachbarn rings um in Richtung Bastia.

Die Überfahrt ist wieder ziemlich öde. Mittags landen wir in Livorno und  fahren sofort weiter. Der Plan ist es am Abend am Gardasee zu sein um dort noch mal eine Nacht zu verbringen. Wir kommen gut voran und entscheiden uns bis in die Dolomiten weiter zu reisen. Bei Trento in den Bergen soll es laut ACSI App einen schicken kleinen Platz geben mit einer Pizzeria und der weltbesten Pizza. Die entsprechende Autobahnabfahrt ist gesperrt. Also geht es die nächste Abfahrt ab. Die Weiner nölt schon wieder und es kommt wie üblich das Ding mit dem Abbiegen und dem Wenden. Im nächsten Kreisverkehr dreht sie ganz durch und hat am Ende komplett die Orientierung verloren. Beinahe landen wir wieder auf der Autobahn. Ich nötige Tom über ein paar durchgezogene Linien zu fahren. Jetzt schimpft er auch noch, meint er würde seine Fahrerlaubnis verlieren wenn der Kreisverkehr mit Kameras überwacht würde. Aber mein Gespür für Richtung lässt uns nicht im Stich. Nach ein paar Kilometern hat sich auch die Weiner wieder gefangen und stimmt meinem Vorschlag zu. Jedoch ihre Rache lässt nicht lange auf sich warten. Kurz vorm Campingplatz schickt sie uns eine immer enger werdende Straße entlang und am Ende stecken wir eingekeilt auf einem Feldweg hinter einer Weggabelung fest. Schon steht auch noch ein kleiner Fiat hinter uns. Ich will die junge Frau fragen wo sie lang will, weil wir so ja weder vor noch zurück können. Die Gute erklärt mir freudig den Weg zum Campingplatz, fuchtelt mit den Armen und zeigt in Richtung des Platzes. Ich bin jetzt echt genervt und das kommt selten vor. Wie von Zauberhand löst sich der Knoten dann doch noch. Tom rangiert mit einer Engelsgeduld den Hänger vor und zurück, immer knapp an ein paar großen Feldsteinen vorbei und mit dem Auto auf dem Acker. Er schafft es tatsächlich das Gespann wieder frei zu bekommen. Der Passat sieht danach aus wie ein Dreckmonster. Der Platz ist dann schnell und ohne Zutun der Weiner gefunden. Wir sind einfach nur noch fertig mit der Welt und vor allem völlig ausgehungert. Der Platzwart meint, auf unser Nachfragen, das Restaurant sei noch geschlossen. Es öffnet erst in der Saison. Er weist uns aber den Weg zu einer Pizzeria nur wenige hundert Meter hinter dem Campingplatz. Wir sind tief enttäuscht. Haben doch alle so von der Pizza geschwärmt, die wir nun nicht genießen können. Unsere Vorräte sind aufgebraucht und egal ob gutes oder schlechtes Essen, Hauptsache was zum Beißen.

Die Pizzeria ist gut besucht. Die Speisekarte liest sich hervorragend. Die Pizzen, die dann kommen sind einfach nur der Hammer. So eine gute Pizza habe ich noch nie gegessen. Der Teig hauchdünn und knusprig, der Belag saftig und lecker. Die Teile sind so riesig dass sie gut 5 cm über den Tellerrand hinaus ragen. Wir gönnen uns einen Liter Rotwein und sogar noch einen Nachtisch dazu. Gutes Essen macht glücklich. Hier fahren wir wieder hin.

 

Am Freitagabend treffen wir in Klingenthal ein und beenden unseren Urlaub am Lagerfeuer.